Bezirksliga 11

Wenn aus Ruhe positive Unruhe wird


von Christian Lehmann

(31.01.20) SuS Stadtlohn hat schwere Zeiten hinter sich. Durchgereicht von der Westfalen- in die Bezirksliga, in finanzielle Turbulenzen geraten - der Verein hat in den vergangenen beiden Jahren so ziemlich alles erlebt, was man nicht erleben möchte, wenn man im ambitionierten Amateurfußball-Bereich unterwegs ist. Aus schmerzhaften Erfahrungen erwachsen allerdings meist auch Chancen, und genau diese haben sie am Losbergpark beim Schopfe gepackt.

"Wir haben endlich wieder eine große Ruhe im Verein und können uns ausschließlich auf sportliche Belange konzentrieren", verrät uns Trainer Stefan Rahsing, der das junge Team zur Halbserie auf Platz zwei geführt hat - obwohl nur die wenigsten den Landesliga-Absteiger vor der Saison auf dem Zettel hatten. Der einstige Trainer der Reserve hat gemeinsam mit dem Sportlichen Leiter Markus Plate eine Mannschaft aus dem Boden gestampft, die überwiegend aus Eigengewächsen besteht - und nach Jahren voller Entbehrung endlich wieder weiß, was es heißt, Erfolge zu feiern. Das hatten sowohl die wenigen übrig gebliebenen aus dem Kader der Ersten als auch die Neuankömmlinge aus der Reserve und der A-Jugend, die in ihren Ligen den Vorjahren stets gegen den Abstieg spielten, schon lange nicht mehr erlebt. "Die Mannschaft setzt es einfach sensationell um", lobt der frühere Mittelfeldspieler Rahsing. 

Ahaus und Nottuln aus dem Pokal gekegelt

Nicht nur in der Meisterschaft steht das Team mit nur sieben Punkten Rückstand auf Tabellenführer TuS Haltern II (ein Spiel weniger) prima da, nach Siegen gegen Eintracht Ahaus (8:6 n.E.) und GW Nottuln (4:2) steht die Truppe zudem auch noch im Kreispokal-Halbfinale gegen die SG Coesfeld 06. Den großen Druck, sportliche Erfolge feiern zu müssen, nimmt der Trainer jedoch komplett von seiner Mannschaft. "Wir haben jetzt eine positive Unruhe, es interessiert viele, was bei uns passiert. Natürlich wollen wir jedes Spiel gewinnen, aber es geht vor allem erstmal darum, den Weg, den wir eingeschlagen haben, zu festigen."

Dieser Weg beinhaltet vor allem eine klare Fußball-Philosophie weg vom abwartenden, passiv-reagierenden hin zum aktiv-gestaltenden Spielstil. In der Hinrunde versuchte das Team häufig, auf Stärken und Schwächen des Gegners zu reagieren und gestaltete damit viele enge Partien erfolgreich. "In der Rückrunde wollen wir unseren Stiefel durchziehen und die Spiele deutlicher gestalten", so Rahsing. 

Langfristige Ausrichtung

Die Aussichten für die kommenden Jahre sind prima: Für die kommende Saison hat der Verein die Kaderplanung komplett abgeschlossen und insgesamt 26 Spieler fest an sich gebunden, sogar für die Saison 2021/22 haben bereits elf Spieler fest zugesagt. "Ich glaube, das kann kein anderer Verein in der Region von sich behaupten", sagt der Übungsleiter, der lediglich Niclas Dormeyer und Jens Büsker an Eintracht Ahaus verliert. Büsker spielt überwiegend in der Reserve, Dormayer ist trotz seiner starken Trefferquote (elf Tore in zwölf Spielen) mit 724 Einsatzminuten nur Ergänzungsspieler.

"Wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und verfolgen eine langfristige Ausrichtung", sagt der Coach, der vor allem auf die ersten Spiele der Rückrunde gespannt ist. Sein Team wird von zahlreichen ambitionierten Verfolger wie Vorwärts Epe, dem FC Nordkirchen oder der TSG Dülmen gejagt, auch wenn der Vorsprung (sieben Punkte auf Epe, ein Spiel weniger) schon durchaus beträchtlich ist. 

Gegen den SV Lippramsdorf - das Hinspiel gewann Stadtlohn trotz langer Zeit in Unterzahl noch mit 4:2 - erwartet Rahsing zum Auftakt eine ganz knifflige Aufgabe. "Lippramsdorf hat eine Mannschaft, die deutlich schlechter dasteht, als sie wirklich ist. Das wird schwer. Ich erwarte gerade in den ersten drei Wochen ganz enge Spiele." Sollte der SuS sie wie in der Hinserie gewinnen, könnte dem Team noch mehr positive Unruhe ins Haus stehen als ohnehin schon...