Christian Knappmann ist die wohl schillerndste Trainer-Persönlichkeit der Oberliga. Der Coach von Westfalia Herne hat sich nun zu seinem Verein bekannt.

"Knappi" und Co. - viel Bewegung in der Oberliga


von Christian Lehmann

(02.04.20) Seit dem 11. März - seinerzeit gewann Westfalia Rhynern beim TuS Erndtebrück mit 2:0 - ist in der Oberliga Westfalen kein Ball mehr gerollt. Das heißt aber nicht, dass sich bei den Gegnern des FC Eintracht Rheine nichts tut - im Gegenteil. Hinter den Kulissen wird derzeit - allen existenziellen Ängsten zum Trotz - so gut es geht die kommende Saison geplant.

Zu aller vorderst beschäftigt die Teams natürlich, wie mit dem Thema Aufstieg umgegangen wird. Nun hat sich auch der SC Wiedenbrück dazu entschlossen, die Lizenz-Unterlagen für die Regionalliga West beim Verband einzureichen. Ursprünglich hatte der Tabellenführer sich zu dieser Thematik noch anders geäußert. Der FC Eintracht Rheine als derzeit Liga-Fünfter war bereits Anfang März mit seinem Antrag vorgeprescht (wir berichteten). FCE-Sportleiter Sebastian Kockmann räumte auf Nachfrage von Heimspiel-online ein, dass er angesichts der Corona-Krise gar nicht genau wisse, wie das Prozedere weitergeht. 

Zweiter und Dritter bekunden Regionalliga-Begehren

Zwei weitere Spitzenteams sind nun nachgezogen und haben ebenfalls offiziell ihre grundsätzliche Bereitschaft erklärt, die Regionalliga anzupacken. Der RSV Meinerzhagen, in dem sich Werder Bremens Profi Nuri Sahin seit Jahren engagiert, hat pünktlich zum 31. März die notwendigen Formulare an den Westdeutschen Fußballverband WDFV gesendet. Den größten Raum beim Bewerbungsverfahren habe der Nachweis der geforderten Sicherheitsstandards eingenommen, erklärte der RSV-Vorsitzende Dirk Rebein gegenüber der Öffnet externen Link in neuem FensterWA-Mediengruppe. Aufgrund der Corona-Krise hat der Verband zudem seine Anforderungen ein wenig gelockert. Anders als bisher muss die geforderte Bankbürgschaft von 35.000 Euro erst kurz vor dem Start der neuen Saison nachgewiesen werden.

Überdies hat auch der Tabellendritte RW Ahlen die nötigen Unterlagen eingereicht. Darüber informierten die Westfälischen Nachrichten am Mittwoch in ihrer Printausgabe. Bereits vor mehreren Wochen hatte Ahlens Sportlicher Leiter Öffnet externen Link in neuem FensterJoachim Krug hier geäußert, dass er die Regionalliga für wirtschaftlich einfacher zu stemmen halte als die Oberliga: "Die Ahlener wollen lieber Spiele gegen Aachen und Essen sehen. In der Regionalliga hatten wir einen Schnitt von 2000 Zuschauern. Wirtschaftlich waren die zwei Jahre, obwohl wir nur gegen den Abstieg gespielt haben, die erfolgreichsten während der gesamten Insolvenz." Die sportlich wie wirtschaftlich ungewisse Situation erschwert beim Traditionsverein zudem die offene Trainerfrage. Bereits Öffnet externen Link in neuem FensterEnde Februar hatte der amtierende Coach Christian Britscho angekündigt, seinen Vertrag im Wersestadion aus beruflichen Gründen nicht zu verlängern. Sein Nachfolger ist noch nicht gefunden.

Knappmann bleibt bis 2023 bei Westfalia Herne

Ein beeindruckendes Bekenntnis zu seinem Klub hat derweil Christian Knappmann abgegeben. Obwohl der Tabellen-16. in akuter Abstiegsgefahr schwebt, verlängerte der polarisierende Coach seinen Vertrag bei Westfalia Herne bis 2023. Als Spieler hatte "Knappi", der für seine markigen Sprüche und hochemotionalen Ausbrüche berüchtigt ist, über 20 Mal den Verein gewechselt. "Ich will kein Wandervogel mehr sein. Deswegen habe ich die schweren Phasen mit vielen positiven Gedanken und schönen Momenten mit meiner Westfalia vertrieben. Ich bin hier noch lange nicht fertig", begründete der 39-jährige Ex-Profi seine Entscheidung gegenüber Öffnet externen Link in neuem Fenster"Reviersport".

Weitere Trainer sind in den vergangenen Tagen dem Beispiel Knappmanns gefolgt und haben ihre Verträge bei ihren jeweiligen Vereinen verlängert. So bleibt etwa Mutlu Demir dem RSV Meinerzhagen erhalten, bei Schlusslicht Hammer SpVgg soll Steven Degelmann auch in der kommenden Spielzeit die Zügel in der Hand halten. Der Nachfolger von Rene Lewejohann hatte vor der Corona-Pause erst in zwei Spielen auf der Trainerbank des HSV gesessen. "Klar habe ich bislang nur zwei Niederlagen da stehen, Aber man kann nicht länger abwarten, wie sich die Saison durch die Pause wegen des Coronavirus weiter entwickelt. Um die Kaderzusammenstellung voranzutreiben, ist es wichtig, dass man möglichst früh Klarheit hat. Und es ist wichtig, dem Verein Ruhe zu gönnen und nicht wieder einen Umbruch zu machen", erklärte der Trainer gegenüber der Öffnet externen Link in neuem FensterWA. Mittelfeldspieler Andrei Lorengel, Degelmanns ehemaligem Schützling beim TuS Wiescherhöfen, wurde zudem bereits als erster Neuzugang für die kommende Saison vorgestellt.

Spieler- und Trainerwechsel / Preußen-Reserve nutzt digitale Medien

Beim SV Schermbeck war Sleiman Salha bereits im Februar als Nachfolger von Aufstiegstrainer Thomas Falkowski präsentiert worden, der überraschend seinen Rücktritt zum Sommer verkündet hatte. Der Vorletzte TuS Erndtebrück wird ab Sommer nicht mehr von Michael Müller, sondern von Öffnet externen Link in neuem FensterStefan Trevisi betreut. Bereits im Winter hat der ASC Dortmund den Trainer gewechselt. Antonios Kotziampassis coacht nun den Tabellen-13. Bei der TSG Sprockhövel wird es zumindest im Spieler-Lager einige Veränderungen geben, mehrere Spieler sollen den Öffnet externen Link in neuem FensterVerein verlassen.

Wie die Krise die Vereine wirtschaftlich trifft, ist derzeit noch nicht abzusehen. Anders als etwa beim Drittligisten SC Preußen Münster oder den Sportfreunden Lotte ist Kurzarbeit beim FCE Rheine derzeit kein Thema, wie der erste Vorsitzende Helmut Kockmann in der vergangenen Woche gegenüber der Münsterländischen Volkszeitung bestätigte. Die Sportfreunde Siegen hingegen haben alle Mitarbeiter in Öffnet externen Link in neuem FensterKurzarbeit geschickt. 

Bei der Reserve des SC Preußen hat die Krise derzeit keine außersportlichen Konsequenzen. Trainer Sören Weinfurtner und sein "Co" Daniel Feldkamp meistern die sportlichen Herausforderungen derzeit mithilfe digitaler Mittel. Die Resultate des Vier-Wochen-Fitness-Programms, das Athletik-Trainer Tim Geidis aufgestellt hat, werden stets übermittelt und überprüft, über Facetime haben die Coaches Feedback- und Zukunftsgespräche unter sechs Augen mit allen Spielern geführt. Auch ein komplettes Team-Video-Meeting wurde bereits einberufen. "Wir würden alle lieber auf dem Platz stehen, die Situation nervt uns alle. Wir wissen aber um die Wichtigkeit der getroffenen Maßnahmen", betont Feldkamp. Mit Ausnahme des Abgangs von Julius Hölscher (zurück zum FCE) gibt es personell derzeit nichts Neues zu verkünden. Es dürften allerdings wohl einige U19-Talente in den Kader aufrücken. Das Trainerduo, das bereits in der vergangenen Saison für zwei Jahre unterschrieben hat, will nun in die Planung der Sommer-Vorbereitung einsteigen - unter erschwerten Bedingungen.