Tag der Auswärtsteams

Von Christian Lehmann

(06.10.20) Sieben Spiele, sechs Auswärtssiege, 24 Tore - in der B1 wurden am Wochenende Heim-Festungen en masse geentert. Die einzige Ausnahme machte die Reserve von Borussia Münster, die gegen die Dritte des SC Münster 08 die Punkte daheim behielt, sich aber ebenfalls schwer tat. Den Coup des Spieltages feierte der SC Sprakel, der nach dem 4:0-Spitzenspiel-Sieg beim SC Greven 09 II an der Spitze bleibt.

So lief der 5. Spieltag

Eintracht Münster II - BW Greven 2:3 (2:1)
Nach dem dritten Saisonsieg atmete Trainer Sven Hehl erstmal tief durch. In einem nervenaufreibenden Spiel mit einer dramatischen Schlussphase bescherte Grevens Kleinster Alexander Beuning seinem Team per Kopf den 2:2-Ausgleich (83.), ehe Daniel Reiter den Ball nach einer Flanke von Bernd Block in der Schlussminute zum Siegtreffer über die Linie grätschte. "Ich muss der Mannschaft ein großes Lob aussprechen. Sie hat sich mit absolutem Willen gegen alle Widrigkeiten gewehrt", lobte Hehl. Was er mit "Widrigkeiten" meinte? Sein Team fühlte sich bei einigen strittigen Szenen ungerecht behandelt. So habe sich das Foulspiel von Alex Ortmeier vor dem Elfmeter zu Eintrachts 1:0 nicht in der Box, sondern "beinahe an der Außenlinie" (Hehl) ereignet, zudem hätte sich Grevens Daniel Reiter in Durchgang über einen Elfmeter (49.) sowie einen ausbleibenden Abseitspfiff (58.) gefreut. Weil Greven nur nach einer einstudierten Ecke durch Reiter traf (1:1/28.), Ortmeier vor dem 2:1 durch Patrick Krausel patzte (35.) und weitere Großchancen ungenutzt blieben, schnupperte die Eintracht bis in die Schlussphase am Sieg. Dann kam Beuning...  
Tore: 1:0 Neugebauer (13./FE), 1:1 Reiter (28.), 2:1 Krausel (35.), 2:2 Beuning (83.), 2:3 Reiter (90.)

SV Bösensell II - SV Mauritz II 1:2 (1:0)
Peter Stöpel ist beim SV Mauritz II der Mann für die besonderen Momente. In der 89. Minute zeigte der Regisseur seine Klasse, nahm sich ein Herz und feuerte den Ball auf die Bude. Unter SVB-Schnapper Fabian Stegt hindurch rutschte die Kugel auf seifennassem Platz ins Tor zum Siegtreffer. Bis dahin hatten sich die Gäste durchaus schwer getan. "Wir waren überlegen, aber im letzten Drittel nicht zwingend genug", monierte Trainer Florian Diening. "Bösensell ist über die Flügel immer wieder gefährlich nach vorn gekommen. Wir hätten uns nicht beschweren können, wenn es beim 1:1 geblieben wäre." Die SVB-Führung durch Johannes Raestrup kam mit Unterstützung von Mauritz-Schnapper Jannis Rieger zustande, der den Ball fallen ließ. Ebenso patzter auf der Gegenseite Stegt, der einen Fernschuss Nico Sigrists nach vorne klatschen ließ, Andre Paschke sagte "Danke" (1:1/15.).
Tore: 1:0 Raestrup (5.), 1:1 Paschke (15.), 1:2 Stöpel (89.)

Borussia Münster II - SC Münster 08 III 3:1 (1:1)
Gegen exzellent fightende Nullachter machte der Willen von Borussias Johannes Steinbach die entscheidenden Prozente für die Hausherren aus. Nachdem Tobias Dues die Gäste mit einem feinen Distanzschuss unter die Latte in Führung gebracht hatte (0:1/7.), besorgte Steinbach mit einem beherzten Solo den Ausgleich kurz vor der Pause. Nach Wiederbeginn übernahm der Youngster vom Elfmeterpunkt Verantwortung, nachdem Nikesh Gauchan gefoult worden war (2:1/50.). Für die Entscheidung sorgte Ansu Nyassi, Leihgabe der ersten Mannschaft, per Volleyschuss nach einem Standard (3:1/72.). "Es war ein Arbeitssieg, Nullacht hat bärenstark gespielt und uns das Leben richtig, richtig schwer gemacht", lobte Borussen-Coach Hakan Demir den Gegner. 
Tore: 0:1 Dues (7.), 1:1 Steinbach (41.), 2:1 Steinbach (50.), 3:1 Nyassi (72.)

SC Greven 09 II - SC Sprakel 0:4 (0:3)
Schon zur Pause war das Debakel aus Grevener Sicht perfekt. Die Hausherren, die sich so viel vorgenommen hatten, leisteten sich gegen den Ball viel zu viele Auszeiten und gingen vorne zu schlampig mit ihren Möglichkeiten um. "Wir waren in der Defensiv-Bewegung zu nachlässig und haben keine klaren Bälle gespielt. Die Gegentore geben wir viel zu einfach her", ärgerte sich Nullneun-Coach Srdjan Kosoric. Nach Sprakels früher Führung durch Till Görges (0:1/10.) hätte Aly Camara aus kurzer Distanz den Ausgleich besorgen können, doch er löffelte den Ball aus zwei Metern über das Tor (16.). Wie schon beim 0:1 profitierten die Gäste auch beim 0:2 durch Nils Ohmen (38.) von ihrem guten Pressing und individuellen Grevener Fehlern. Als Görges nach einem schönen Spielzug auf 3:0 gestellt hatte (40.), war das Spiel entschieden. Ohmens zweiter Treffer nach der Pause (0:4/47.) war die Kirsche auf der Sprakeler Sieges-Torte. "Danach haben wir diszipliniert verteidigt", meinte SCS-Spieler Phillip Wassmann, der gemeinsam mit Görges das Coaching für den urlaubenden Chefcoach Patrick Klute übernommen hatte. Brauchen die den überhaupt noch? "Schon, das war ja nur der Notfall-Plan", sagt Wassmann lachend. Er hält den Aufstieg des SCS für möglich, dafür muss das Team allerdings von weiteren schwereren Verletzungen wie denen von Max Ahlert oder Lasse Ostholt verschont bleiben. 
Tore: 0:1 Görges (10.), 0:2 Ohmen (38.), 0:3 Görges (40.), 0:4 Ohmen (47.)

1. FC Gievenbeck III - Westfalia Kinderhaus III 1:3 (1:1)
Viertes Spiel, vierter Sieg - dennoch will Westfalia-Coach Marcel Nordhoff von einem etwaigen Titelrennen mit seinem Ex-Verein SC Sprakel (noch) nichts wissen. "Soll Sprakel sich ruhig den Favoriten-Hut aufsetzen. Wir sind zufrieden, wenn wir eine bessere Saison spielen als die letzte." Im Derby am Gievenbecker Weg hatten die Gäste zunächst Probleme, gerieten in Rückstand und glichen erst in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit durch einen berechtigten Handelfmeter aus. "Wir sind in der ersten Halbzeit unter unseren Möglichkeiten geblieben. Zur Pause haben wir dann den Reset-Knopf gedrückt und uns an unsere Stärken aus den ersten Spielen erinnert", meinte Nordhoff. Mit einem Lupfer stellte Rachid Kraatz zu Beginn des zweiten Durchgangs auf 1:2 (49.), anschließend ließen die Gäste in Überzahl einige Möglichkeiten liegen oder haderten mit strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen. Obwohl nur zu zehnt - Gievenbecks Robin Hartwig hatte wegen Meckerns die Ampelkarte gesehen (69.), blieb Gievenbeck latent gefährlich, ehe erneut Kraatz nach einem Konter durch die Mitte alles klar machte.
Tore: 1:0 Götting (4.), 1:1 Tebel (45.+2/HE), 1:2 Kraatz (49.), 1:3 Kraatz (90.+2)
Gelb-Rote Karte: Gievenbecks Hartwig (69./Meckern)

Klub Mladost - SC Türkiyem Münster 2:4 (0:2)
"Das ist okay. Türkiyem hat die Tore gemacht, die wir nicht gemacht haben." Das war das einfache wie einleuchtende Fazit von Mladost-Coach Tom Feuerstacke. Eigentlich verteidigte sein Team über weite Strecken der ersten Hälfte mucker, drei unachtsame Minuten der Hausherren nutzten die Gäste dann zu einem Doppelschlag. Marcio Duarte-Melao traf nach Flanke von Hidir Budak gegen seine Ex-Kollegen (31.), Engin Demirdag erhöhte nach einem Chip-Ball durchs Zentrum (34.). Im zweiten Durchgang verkürzte Wasim Schilling nach Zuspiel von Timo Bedi mit einem wuchtigen Abschluss (1:2 /59.), ehe Erkan Ökten auf Zuspiel von Demirdag den alten Abstand wieder herstellte (66.). Nach einem Zweikampf zwischen Hasan Aksahin und Marcel Reiners infolge eines Eckball entschied Referee Andreas Schlüter auf Elfmeter, den Reiners selbst verwandelte (83.). Mladost machte auf, hatte Pech bei einem Pfostentreffer und stand hinten raus zu offen. Das nutzte Demirdag bei einer Kontersituation über Duarte-Melao zum 2:4-Endstand (87.). "Im Nachhinein ist das für uns kein Beinbruch. Trotzdem ärgerlich, dass wir uns für unsere Arbeit nicht belohnt haben." Türkiyems Spielertrainer Ahmet Parsboga war nicht ganz zufrieden: "Wir waren nicht so gut drauf und haben unsere Torchancen nicht so gut ausgenutzt." 
Tore: 0:1 Duarte-Melao (31.), 0:2 Demirdag (34.), 1:2 Schilling (59.), 1:3 Ökten (66.), 2:3 Reiners (83./FE), 2:4 Demirdag (87.)

BSV Roxel III - FC Münster 05 II 4:7 (0:3)
Nach der toremäßig mauen Vorsaison hatte sich die Reserve der Nullfünfer vorgenommen, es in dieser Spielzeit offensiv besser zu machen. "Dafür hapert es jetzt hinten", sagte Coach Jürgen Süßer nach dem Torfestival an der Tilbecker Straße lachend. Die Gäste begannen glänzend und führten schon nach 20 Minuten mit 3:0. Nach zwei planmäßigen Wechseln zur Pause ging jedoch ohne Luka Neckov und Simon Stahlhauer zunächst völlig die Ordnung flöten. Roxel traf dreimal nach Standards, zudem musste Hatim Maliki nach einer Tätlichkeit berechtigterweise vom Platz (54.). "Wir haben uns überhaupt nicht beirren lassen und trotz Unterzahl vorne drauf gepresst", meinte Süßer. "Wir waren im Passspiel stärker als der Gegner, das 3:4 hat Roxel dann einen Knacks gegeben", so der Coach. 
Tore: 0:1 Kock (8.), 0:2 Kock (18.) 0:3 Jungen (20.), 1:3 dos Santos (49./FE), 2:3 dos Santos (56.), 3:3 Watti (57.), 3:4 Onken (70./FE), 3:5 Siebers (73.), 3:6 Molloy (86.), 4:6 Gashi (87.), 4:7 Molloy (90.)
Rote Karte: Nullfünfs Maliki (54./Tätlichkeit)