Noel Lütke-Harmölle musste sich in der zweiten Halbzeit zusammenreißen.

Stimmung zwischen Bilk und Galaxy gekippt


von Alex Piccin

(26.03.19) Es handelt sich nicht um ein Derby zweier Ortsnachbarn. Doch wenn Westfalia Bilk und Galaxy Steinfurt aufeinander treffen, geht es regelmäßig zur Sache. Am vergangenen Wochenende wurden einige Grenzen überschritten. So empfinden die Beteiligten zwei Tage später noch.

Auf dem Öffnet externen Link in neuem FensterFacebook-Profil Westfalia Bilks sorgte ein eigener Nachbericht zum B-Liga-Duell für erhöhten Wellengang. Dieser ist gespickt mit Vorwürfen gegen das Verhalten der Kreisstädter. Es geht um Unsportlichkeiten, übertriebene Härte, verbale Ausfälle, eine Tätlichkeit am Spielfeldrand und einen Täuschungsversuch. Der Blick aus der Vereinsbrille ist unverkennbar, was Bilks Trainer Noel Lütke-Harmölle kritisiert: "Dieser Text hätte so nicht veröffentlicht werden dürfen. Ich war verwundert darüber." Christian Spitthoff hat in seiner Funktion als Galaxys Sportlicher Leiter den Facebook-Beitrag von offizieller Seite aus kommentiert.

Schärfe von draußen

Am einfachsten auszuräumen war der Vorwurf des unerlaubten Trikottausches. Nach Angaben der Bilker habe der mit Gelb vorbelastete Onur Isikyol nach seiner Auswechslung seine 19 mit der 23 von Cenk Yilbasi gewechselt. Als "Humbug" legte Galaxy-Coach Nelson Venancio diese Behauptung ab. Das sah auch Lütke-Harmölle so, trotzdem hielt sich dieses Gerücht hartnäckig.

Dass es hochemotional zuging, hatte weitere Gründe. Erste Schärfe brachten die Zuschauer am Rand rein. "Dass aus dem Publikum provokante Äußerungen kommen, gehört irgendwo dazu. Da muss man mit umgehen", findet Venancio. Wenn diese aber von den Sportlern übernommen würden, sei eine Grenze überschritten. "Das war das Schlimmste an der ganzen Sache."

Übertriebene Härte?

Auf dem Rasen gingen die Bilker körperbetont zur Sache und nutzten ihre physischen Vorteile. Auch dies sei durchaus legitim, findet Steinfurts Trainer. Schiedsrichter Emir Öztürk (Emsdetten 05) hätte seiner Meinung nach jedoch härter durchgreifen müssen. "Mir gegenüber hat der Schiri Größe bewiesen und nach dem Spiel gesagt, er sei überfordert gewesen. Das waren wir aber alle", betonte Lütke-Harmölle.

Der Schiedsrichterobmann der Nullfünfer, Klaus Kossak, wunderte sich ein wenig über die Vorkommnisse: "Emir ist ein guter Schiedsrichter und auf dem Platz eigentlich nie überfordert. Wenn die Aussage zutrifft, dass er sich überfordert gefühlt hat, dann müssen sich alle Spieler mächtig daneben benommen haben." Öztürk bestätigte dies auf Nachfrage: "So etwas habe ich noch nie erlebt. Beide Mannschaften waren von Beginn an am Motzen und Schubsen."

Nelson Venancio wurde nach einer Rangelei aus dem Innenraum verwiesen.

Zum Selbstschutz in die Kabine

Es gab viele Spielunterbrechungen, die Bilks Trainer den Gästen als bewusstes Zeitspiel auslegte: "Gefühlt wurde jede Aktion gesucht, um liegenzubleiben." Er habe sich Mitte der zweiten Halbzeit nach eigener Aussage sogar kurzzeitig in die Kabine zurückgezogen, um sich wieder zu beruhigen.

Am Boden hätten Spieler beider Mannschaften gelegen, meint hingegen Venancio. Seine Mannschaft habe sich irgendwann anstecken lassen. "Ich hatte das Gefühl, es geht um den Aufstieg und nicht um Platz fünf. Es hat sich halt hochgeschaukelt. Wir sind nicht von Pappe und ich auch nicht." Im Nachgang hätte Schiedsrichter Özdemir etwas anders gehandelt: "Ich hätte schon früher Gelbe Karten zeigen können, aber ich suche lieber den Dialog."

Rangelei

Auch Venancio fiel aus der Rolle, und zwar bei einer Rangelei mit Simon Gortheil. Der Bilker bekam den Einwurf zugesprochen und wollte Venancio den Ball aus der Hand reißen. Schubser folgte auf Schubser, Venancio bekam einen Innenraumverweis und der Kicker Gelb. "So etwas darf ich mir nicht erlauben", räumte der Portugiese ein. Auch auf dem Platz erlebten nicht alle Beteiligten den Schlusspfiff. Cenk Yilbasi sah nach Ballwegschlagen die Gelb-Rote Karte (70.). Für das Protokoll: Das Spiel endete 1:1 nach Toren von Nico Bäumer (44., direkter Freistoß) und Jens Bertels aus dem Getümmel (89.).

Lütke-Harmölle beorderte nach Feierabend seine Mannschaft direkt in die Kabine, um wieder herunterzukommen. "Ich selbst war nach dem Spiel sehr platt und habe lange gebraucht, um wieder auf Normalmodus umzuschalten", sagte er.  Beim nächsten Training wolle er die Geschehnisse zusammen mit der Mannschaft aufarbeiten: "Ich will mich und die Jungs nicht aus der Sache rausnehmen. Es wird Gespräche geben."

Worauf das angespannte Verhältnis zwischen den Bilkern und Galaxy fußt, ist beiden Trainern schleierhaft. Venancio wäre gerne bereit, sich mit Vertretern beider Seiten an einen runden Tisch zu setzen und die Geschichte aufzuarbeiten. Er hofft, dass dadurch ähnliche Szenen wie vom vergangenen Sonntag bei zukünftigen Aufeinandertreffen nicht wiederholt werden. Die Idee findet beim Bilker Kollegen Anklang: "Das ist auf jeden Fall eine Möglichkeit, die man in Betracht ziehen sollte."