Frauen-Landesliga 3

RW-Kapitänin Janine Weigl (r.) will mit Dorsten den Klassenerhalt schaffen.

Rot-Weißer Phoenix aus der Asche?


Von Lutz Hackmann

(06.03.13) Lange Zeit sah es so aus, als stünde in der Frauen-Landesliga 3 der erste Absteiger schon fest. Vor dem letzten Spiel der Hinrunde wies der FC Rot-Weiß Dorsten eine desaströse Bilanz auf, ein Pünktchen aus einem Dutzend Partien – der Aufsteiger von Trainer Jörg Kulms hatte die Rote Laterne ganz fest im Griff, kassierte im drittletzten Spiel gegen den direkten Konkurrenten TuRo Darfeld sogar eine 0:6-Klatsche. Der Tiefpunkt war damals, am 18. November, erreicht. Ein Punkteschnitt von 0,08 (!) und 4,75 Gegentreffer pro Spiel – das war nicht Landesliga-tauglich.

Doch nun sehen Kulms und Co mehr als nur einen Silberstreif am Horizont. Denn die Dorstener Damen stießen nicht nur im letzten Match 2012 mit dem 3:2 gegen Preußen Borghorst den Bock um. Sie legten zum Rückrundenauftakt am Sonntag beim Öffnet externen Link in neuem Fenster5:4 gegen Borussia Emsdetten nach – und reichten die Rote Laterne an Darfeld weiter. Fast ist der Anschluss auf einen Nichtabstiegsplatz geschafft, nur noch vier Zähler trennen die Rot-Weißen vom rettenden Ufer in der Öffnet internen Link im aktuellen FensterTabelle. Quasi ein rot-weißer Phoenix aus der Asche…

Wie aber kam es zu dieser Trendwende? Kulms hat Erklärungsansätze parat: „Wir hatten ja in der Hinrunde unendlich viel Pech mit Verletzungen“, gibt der Dorstener Coach zu bedenken. Fünf Langzeitverletzte ließen es im RWD-Lazarett richtig eng werden. „Wir wussten, dass sich etwas ändern wird, wenn dieses Quintett zurückkommt. Genau diese Spielerinnen waren bei uns eigentlich das Grundgerüst und Leistungsträgerinnen. Nur deswegen standen wir auch da unten“, betont Kulms. Gerade die Comebacks von Michaela Müller, Canel Özenc und Marina Filipovic haben die Qualität im Kader drastisch erhöht. Was selbstredend auch für Pia Schute gilt. Die Rückkehrerin vom FC Rhade, für den sie in der Hinrunde in der Westfalenliga ein halbes Dutzend Treffer markierte, führte sich bei ihrem Debüt am Sonntag gleich mit einem Doppelpack ein. Dass Schute den Weg zurück nach Dorsten, zu einem Abstiegskandidaten eine Liga tiefer, angetreten hat, mag auf den ersten Blick verwundern. Doch Kulms weiß: „Pia hat sich in Rhade nicht mehr wohl gefühlt. Sie ist Ex-Dorstenerin und kennt hier die komplette Mannschaft.“ Ein Glücksfall für die Rot-Weißen. Zudem stieß Ann-Katrhin Terboven zum Team, die aus der U17 des SSV Buer den Weg nach Dorsten fand, wo ihre ältere Schwester Louisa bereits Stammspielerin ist.

Und dann ist da ja noch die Familie Schultz: Mutter Iris hatte bis dato ihre Prioritäten beim PSV Recklinghausen, für den sie in der 3. Liga das Tor hütet. Nun stößt sie, die als klare Nummer Eins der Dorstener definiert ist, wieder zu Rot-Weiß und soll der Hintermannschaft den nötigen Rückhalt geben. Ihre Tochter Lisa, Jahrgang 1996, ist „ein unheimliches Talent“, wie es Kulms beschreibt. Auch sie ist – ganz nebenbei – Handballerin, spielt mit dem SV Schermbeck in der U17-Oberliga, ist mit dem SVS Tabellenführer der höchsten Jugendliga – und schoss am Sonntag gegen Emsdetten zwei wichtige Tore. Kein Wunder, dass Kulms im Brustton der Überzeugung sagt: „Wir werden den Klassenerhalt schaffen. Meine Mannschaft ist viel zu stark, um da unten zu stehen!“

Allerdings – mindestens fünf Punkte müssen die Dorstenerinnen in den verbleibenden zwölf Begegnungen noch auf die Haupt-Konkurrenten Borghorst und SC Gremmendorf noch aufholen, um tatsächlich auch im nächsten Jahr noch Landesligafußball zu spielen. Keine Kleinigkeit – oder doch? „Im Frauenfußball ist so ein Rückstand nicht viel. Das werden wir schaffen. Und wir werden noch einige Mannschaften ärgern und schlagen“, ist sich Kulms sicher. Die Wiederauferstehung von RW Dorsten – sie scheint nun voll im Gange…