Oberliga Westfalen

Tobias Wehmschulte muss sich trotz der sieben möglichen Abstiegsplätze voraussichtlich keine Sorgen machen. Bei manchen Teams sieht das aber ganz anders aus.

Sieben Absteiger möglich!


von Alexander Eckrodt und Christian Lehmann

(06.08.20) Die Oberliga bekommt die Folgen der Corona-Pause jetzt knallhart zu spüren - und zwar so richtig. Wenn alles zusammenkommt, dann steigt ein Drittel der Oberliga Westfalen am Ende der Saison 2020/21 ab! Kann man mal machen. Fünf Absteiger sind jetzt garantiert. Je nachdem, wer aus der Regionalliga absteigt, sind sogar bis zu sieben möglich. Das klang bis vor wenigen Wochen aber noch ganz anders.

Nach einer Video-Konferenz des Fußball- und Leichtathletikverbands Westfalen dachten wir noch, dass es drei sichere Absteiger geben würde. Die Anzahl hätte sich dann - je nach Situation in der Regionalliga - auf bis zu fünf erhöht. Aber Reinhold Spohn, Staffelleiter und Vorsitzender des Verbands-Fußballausschusses sagt gegenüber der Ruhrnachrichten: "Das habe ich so nie gesagt. Ich habe nie gesagt, dass es nur drei Absteiger gibt. Die haben mich falsch verstanden."Er hatte diese Konferenz geleitet. 

"Sieben wäre ein Knaller!"

In Vreden wussten sie noch gar nichts von den neuen Informationen. Auch Engin Yavuzaslan, Trainer der SpVgg Vreden, dachte, dass nur drei Absteiger fix sind. Allerdings hat er schon damit gerechnet, dass es am Ende fünf werden, wie er uns gegenüber mitteilte: "Irgendwie müssen wir auf die Normalbegrenzung kommen." Recht hat er, schließlich werden auch in der nächsten Saison wieder Mannschaften aus der Westfalenliga nach oben streben. Er selber war allerdings nicht bei der Videokonferenz dabei. Christoph Kondring, erster Vorsitzender in Vreden, war für die SpVgg online anwesend. "Aber wenn so etwas in einer Telko gesagt wird, dass nur drei absteigen, dann sollte man zu dem auch stehen", meint der Trainer. Für den Aufsteiger wird die Mission Klassenerhalt dadurch aber natürlich nicht leichter. "Sieben wäre ein Knaller! Für uns wird es sowieso hart. Wir werden jetzt aber nicht das weiße Handtuch werfen. Wir krempeln die Ärmel noch weiter hoch", sagt Yavuzaslan.

Auch, wenn die Informationen vorher auf drei feste Absteiger hingewiesen hatten, will sich der Übungsleiter damit nicht zu lange beschäftigen: "Die versuchen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu handeln. Ich bin auch kein Freund von: hätte man. Da gibt es genug andere Experten. Wenn ich mir da jetzt den Kopf zerbreche, bringt das was? Nein." Dann lieber auf die neue Herausforderung konzentrieren. 

Rheine und Münster entspannt, Frust in Enneptal

Tobias Wehmschulte nimmt den Verband in Schutz. "Das ist natürlich bitter und hart. Aber wegen der Corona-Geschichte muss man das natürlich wieder in die richtige Bahn lenken", so der Trainer von Eintracht Rheine. Zu sehr beschweren, sollten sich vor allem die nicht, die zum Zeitpunkt des Abbruchs auf einem Abstiegsplatz standen - also der TuS Erndtebrück und die Hammer SpVg. Der Coach sagt: "Die Mannschaften haben letzten Endes von dem Abbruch profitiert. Natürlich müssen jetzt mehr absteigen. Damit muss man umgehen können."

In Münster bei Preußens Reserve sorgte das Thema zwar für Gesprächsstoff, wurde aber nur kurz behandelt. "Es ist brutal! Ich glaube da sind sich alle einig. Wir müssen es aber jetzt so hinnehmen", meint Co-Trainer Daniel Feldkamp. Trotz allem herrscht keine Panik bei Preußen II.Chefcoach Sören Weinfurtner hätte gar mit bis zu acht Absteigern gerechnet. "Ich bin nicht sonderlich überrascht. Es war doch klar, dass der Verband die Anzahl der Mannschaften wieder deutlich reduzieren muss. Dass das mit nur drei Absteigern gehen soll, ist sehr romantisch gedacht..."  

Nicht so verständnisvoll geht Thomas Riedel, der sportliche Leiter des TuS Enneptal, mit der Entscheidung um. In seinen Augen stimmen die Aussagen vom Staffelleiter nicht. "Er hat nicht zu 99,9 Prozent von drei Absteigern gesprochen, sondern zu 100 Prozent. Auf Nachfrage von Michael Linke (erster Vorsitzender ASC Dortmund) hat er uns sogar vorgerechnet, warum er von drei Absteigern spricht", so Riedel gegenüber der Ruhrnachrichten.

Ob die Abstiegsregelung gut ankommt oder nicht - nun müssen die Mannschaften damit leben. Es wird auf jeden Fall ein harter Kampf um den Klassenerhalt, in dem es wirklich auf jeden Punkt ankommt. Dann sollte man sich lieber nicht zu lange ärgern. 

 

Weitere Stimmen aus der Oberliga Westfalen:

Andreas Kersting (Sportlicher Leiter Westfalia Rhynern): "Ich hatte darauf gehofft, dass der Verband das erst einmal ruhig angehen und sich einmal zwei bis drei Jahre Zeit lassen wird, die Ligen zu verkleinern. Doch diese Regelung ist ein Schnellschuss, der nicht wirklich durchdacht ist." Öffnet externen Link in neuem Fenster(gegenüber dem "WA" Hamm)

Steven Degelmann (Trainer Hammer SpVgg): "Erst haben wir das Problem, bei dieser überlangen Saison die Belastung entsprechend zu steuern. Jetzt erhöht sich auch noch der Druck. Wir hatten mit drei Absteigern gerechnet und uns vorgenommen, möglichst schnell die Punkte zum Klassenerhalt einzufahren. Das wird bei mindestens fünf Absteigern, das sind immerhin ein Viertel der Klubs der Liga, ungleich schwerer." (gegenüber dem "WA" Hamm)