Marianne Finke-Holtz (r.) und Judith Finke (2.v.r.) fühlten ihre Arbeit beim SC Preußen Borghorst nicht mehr wertgeschätzt.

SCP-Frauenfußball läuft auf Grund


Von Till Meyer und Christian Lehmann

(05.03.15) Der Frauenfußball bei Preußen Borghorst läuft wohl endgültig auf Grund: Bereits vor Beginn der laufenden Saison wurde die erste Mannschaft vom Spielbetrieb der Landesliga-Staffel 3 abgemeldet und stand als erster Absteiger in die Bezirksliga fest. Nun scheint auch die Kluft zwischen den "Flaggschiffen" der Frauenfußball-Abteilung, Marianne Finke-Holtz und Judith Finke, und dem neu installierten Vorstand zu groß für einen Neuanfang zu sein. Beide legen ihre Vereinsämter zum Ende der laufenden Saison nieder. Dies teilte Finke-Holtz bei der Jahreshauptversammlung des Vereins am vergangenen Freitag in einem Brief mit. Damit steht der Verein im Frauenbereich nicht nur ohne Mannschaft, sondern auch ohne Abteilungs- und Sportliche Leitung da.

Die Gründe dieser unglücklichen Entwicklung sind vielschichtig und verworren. Fakt ist aber, dass der Ärger um die ehemalige zweite Damenmannschaft eine elementare Rolle spielte. Die personell dünn besetzte Landesligatruppe hatte bei dieser ursprünglich nach Verstärkungen gefragt, um den Spielbetrieb aufrecht erhalten zu können. "Bei uns wollten aber nicht alle in der Ersten aushelfen", berichtet Judith Finke und fügt hinzu: "Die generelle Bereitschaft war schon da, aber dauerhaft wollte eben keine der Spielerinnen in den Kader der Ersten wechseln". Das galt auch und gerade für diejenigen, die das Potenzial, in der Frauen-Landesliga zu kicken, allemal mitbrachten.

Wechsel zum FC Galaxy

Langer Rede kurzer Sinn: Da sich viele Spielerinnen seit den E-Mädchen kennen und nur zusammenspielen wollten, erfolgte als Weisheit letzter Schluss ein kompletter Wechsel des zweiten Damenteams zum FC Galaxy Steinfurt. Diese 20 Abmeldungen bedeuteten nicht nur den Verlust des Teams, sondern auch den Wegfall der Jahresbeiträge für den Gesamtverein. Für einen Klub wie den SCP, der nicht auf Rosen gebettet ist, ein herber finanzieller Verlust.

Dem seinerzeit neu verpflichteten Trainer Hans-Jürgen Albrecht standen zu Beginn der Saisonvorbereitung 2014/15 somit lediglich 13 Spielerinnen zur Verfügung. Zu wenig, um eine Landesliga-Saison seriös angehen zu können. "Die Mädels wollten schon weiterspielen, aber nur mit einem in der Masse breiteren Kader", schildert Judith Finke. Da dieser nicht zur Verfügung stand, erfolgte die Abmeldung des Teams vom Spielbetrieb.

Kritik am Vorstand

Teile des seit November 2014 neu konstituierten Preußen-Vorstandes kreideten den Verlust der Spielerinnen vor allem Abteilungsleiterin Marianne Finke-Holtz an. In einem Bericht der Westfälischen Nachrichten vom 1. März ist zu lesen, dass man sich aus Sicht des Vorstandes in dieser Situation mehr Fingerspitzengefühl von ihr erhofft hatte. "Die weitere Zusammenarbeit mit uns beiden ist nicht gewollt, aber gesagt hat es uns niemand direkt", kritisiert Judith Finke das Verhalten des Vorstandes.

Besonders mit dem ersten Vorsitzenden Karl-Heinz Brinkert hätte sich Finke ein klärendes Gespräch gewünscht: "Herr Brinkert hat aber nie das Gespräch gesucht und auch nie klar zu verstehen gegeben, ob eine Damenmannschaft überhaupt noch gewollt ist".

Brinkert zeigt sich überrascht

Brinkert indes ist von den neuerlichen Entwicklungen überrascht: "Ich habe den Bericht von Marianne erst am Tag der Jahreshauptversammlung gelesen", erläutert er und verweist darauf, dass er noch ein klärendes Gespräch mit Finke-Holtz suchen wolle. Die langjährige Abteilungsleiterin weilt derzeit im Urlaub, habe aber in ihrem Schreiben und telefonisch "sehr deutlich gemacht, dass ihre Entscheidung endgültig ist. Ich weiß nicht, ob ich sie noch umstimmen kann."

Grundsätzlich ließ Brinkert durchblicken, dass er sich einen Fortbestand der Frauen- und Mädchenabteilung beim SCP, auch unter Finke-Holtz, sehr wohl vorstellen könne. Er räumt aber auch ein, dass es im neuen Vorstand Personen gebe, die eine andere Meinung vertreten. Namen nannte er nicht.

Planungen liegen auf Eis

Die ursprünglichen Pläne in der kommenden Saison ein Frauen-Bezirksligateam auf die Beine zu stellen, hatten sich ohnehin zerschlagen. Da viele Spielerinnen der ehemaligen ersten Mannschaft bereits eine neue Fußballheimat gefunden haben und sich "dort wohlfühlen", war eine Rückholaktion für das kommende Jahr (fast) aussichtslos. "Statt eine Bezirksliga-Mannschaft zu stellen, wollten wir die B-Mädchen stärken und mit ihnen im übernächsten Jahr in der Kreisliga A neu anfangen", stellt Finke die Pläne vor. "Es gab sogar schon Gespräche mit potenziellen Trainern". Auch das hat sich nun wohl erledigt.

Ein großes Problem für Finke und Finke-Holtz war darüber hinaus, dass mit Andreas Nicolaus der Geschäftsführer im neuen Borghorster Vorstand zugleich Trainer der Damenmannschaft und 2. Vorsitzender bei Galaxy Steinfurt ist. "Wie soll man offene Gespräche über die Zukunft mit dem Vorstand führen, wenn die Konkurrenz mithört", fragt Finke. "Die Vorstände von Dortmund und Schalke würden sich doch auch nicht an einen Tisch setzen und zusammen planen".

"Es gilt, das Vertrauen zurückzugewinnen"

Auch Vereinsboss Brinkert, der seit seinem Amtsantritt vieles bewegte, aber weiterhin ob der Fülle an zu lösenden Problemen nicht zu beneiden ist, gesteht, dass die Doppelfunktion Nicolaus' nicht optimal ist: "Dass das als problematisch gesehen werden kann, will ich nicht abstreiten. Ich habe bei meinem Amtsantritt betont, dass ich offene Vereinspolitik betreiben will. Auch ein Andreas Nicolaus muss das Wohl der Frauenfußball-Abteilung im Auge haben." Dieser habe aber seine Spielerinnen nicht umstimmen können, sich wieder dem SCP anzuschließen. Bei der nächsten Hauptversammlung des FC Galaxy wolle Nicolaus zudem seinen Vorstandsposten, den er ohnehin nur kommissarisch bekleidet hatte, aufgeben.

Für die Zukunft des Vereins sieht Brinkert trotz immer wieder aufkommender Störgeräusche nicht schwarz: Es gelte weiterhin, das "verloren gegangene Vertrauen zurück zu gewinnen. Einhergehend mit der Verbesserung der weiterhin schwierigen finanziellen Lage." Ein klärendes Gespräch über die Zukunft der Frauenfußball-Abteilung mit allen Beteiligten könnte elementar dazu beitragen.