"Das wird ein ganz schweres Jahr"

von Christian Lehmann

(08.06.20) Lob von höchster Stelle. Westfalia Leers Legende Christoph "Killi" Arning, sagt über Timo Hüsing (27): "Er verkörpert wie kein anderer die Tugenden der Westfalia, geht immer voran und hält die Truppe zusammen." Der Mittelfeldchef von Westfalia Leer hört das gerne und hält seinem Klub trotz der Verlagerung seines Lebensmittelpunkts nach Münster auch weiterhin die Treue - weil er die außergewöhnliche Gemeinschaft im Örtchen schätzt. In der kommenden Saison erwartet er ein Kratzen und Beißen um den Klassenerhalt. Erneut dürften die Leerer mit dabei sein - und sich mit Haut und Haaren wehren.

Weil er inzwischen bei der Oberfinanzdirektion in Münster arbeitet, ist Timo Hüsing nach Münster gezogen. Sein Herz gehört aber weiterhin Westfalia, einen Vereinswechsel zog er nicht in Betracht. Vor etwas mehr als zehn paar Jahren war das noch anders: In der B- und A-Jugend spielte er für Vorwärts Wettringen - unter anderem in der Landesliga. "Damals haben dort viele Bekannte von mir gespielt, die mit mir in St. Arnold zur Schule gegangen sind. Als ich aus der Jugend rauskam, bin ich dann aber zurück nach Leer." Hier wohnt auch weiterhin die Familie, hierher pendelt er gemeinsam mit Gerold Laschke, Nils Eden und Co. regelmäßig zum Training. "Seitdem ich wieder zurück bin, kam für mich nie etwas anderes in Frage", betont der Kapitän. 

Drei-Jahres-Plan geht voll auf

Mit Hüsings Rückkehr war ein Drei-Jahres-Plan verbunden, der die Westfalia wieder zurück ins Kreis-Oberhaus bringen sollte - damals wurde in Leer noch B-Ligafußball gespielt. Seit 2013 ist die Truppe ununterbrochen A-Ligist, 2018 wurde sie sogar sensationeller Vierter. Darauf ist Hüsing stolz: "Ich finde es schön, dass wir es geschafft haben, so ein kleines Örtchen wie Leer in der A-Liga zu etablieren. Das Umfeld hier ist klasse. Mir macht es richtig Spaß mit den Leuten hier, weil ich weiß, dass sie alle einiges für den Fußball investieren. Das ist in der heutigen Zeit nicht mehr unbedingt selbstverständlich."

Auch in dieser Spielzeit musste die Mannschaft von Trainer Thomas Overesch wieder an ihr Limit gehen, um zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs über dem Strich zu stehen. Froh darüber, möglicherweise um ein heikles Saison-Finish im Kampf um den Klassenerhalt herum gekommen zu sein, ist Hüsing aber nicht. "Wir hätten schon gerne weiter gemacht, zumal wir uns gerade in einen Lauf gespielt hatten." Ausgerechnet vor dem großen Derby gegen Germania Horstmar kam die Pause. Schadenfreude darüber, dass der Rivale eine Seuchen-Saison hinter sich hat, kommt beim Leerer Urgestein nicht auf. "Natürlich ist es schön, zu sehen, dass wir in der Tabelle über ihnen stehen. Trotzdem kennen sich die Spieler untereinander auch aus ihrem privaten Umfeld und verstehen sich gut. Das hat sich im Vergleich zu früher wohl gewandelt. Wenn es aufs Feld geht, kommt aber trotzdem Derby-Stimmung auf. Das sind ganz besondere Spiele, auf die sich unsere Jungs schon Wochen vorher freuen. Von daher sind wir froh, dass sie drinbleiben."

Hauen und Stechen erwartet

Drinbleiben, das ist auch in der nächsten Saison das große Ziel der Westfalia - und das werden sie mit nahezu identischem Kader in Angriff nehmen. Da aus der B-Liga starke Konkurrenz hochrutscht und es keine Absteiger gibt, erwartet Hüsing einen knüppelharten Kampf: "Ich glaube schon, dass vom Verband ein fairer Weg gefunden wurde, mit dieser Situation umzugehen. Für die Mannschaften, die drin geblieben sind und nicht gerade oben mitspielen werden, dürfte es aber nicht leichter werden. Das wird ein ganz schweres Jahr. Ich gehe davon aus, dass die halbe Liga versuchen wird, sich zu retten." 

Auch die Leerer werden wie schon so oft in den vergangenen Jahren kämpfen müssen. Aber das sind sie ja gewohnt. Außerdem haben sie ja einen, der vorangeht...