"Den kannst Du mit Geld nicht bezahlen!"

Von Christian Lehmann

(12.04.21) "Er ist für uns wie ein Spieler, der nicht spielt." Für Mathias Schulz und seine Kollegen von Fortuna Emsdetten ist Roland Bien nicht einfach nur der Betreuer. Er ist einer von ihnen. Mit kurzen Unterbrechungen ist der Fortune, dessen Fußballer-Wurzeln eigentlich bei Borussia liegen, nun schon seit vielen Jahren Betreuer der ersten Mannschaft - und als "echte Marke" bekannt. "Den kannst Du mit Geld nicht bezahlen", sagt auch Fortunas Vorsitzender Stefan Schmiemann. 

Der erinnert sich noch an eine völlig bekloppte Wette des früheren Mittelfeldspielers, der selbst viele Jahre lang in der Ersten in Lange Water gekickt hat und als versierter Techniker, aber nicht unbedingt als Laufwunder galt ("Mit laufen hatte ich es nicht so"). Um 50 Liter Bier wettete Bien einst, dass seine Mannschaft kein einziges Gegentor in einer ganzen Saison kassieren würde - ohne Erfolg. "Da hatten wir eine Bomben-Mannschaft. Es gab auch wirklich nicht viele Gegentore. Die Wette habe ich sehr unglücklich verloren", sagt der 51-Jährige lachend. "Der ist nach drei Bier so furztrocken, da weißt Du manchmal gar nicht, wie dir geschieht", sagt der Fortunen-Boss. 

Catanzaro: "Ein richtig feiner Kerl"

Genau deshalb gibt es in der Truppe auch niemanden, mit dem "Roli" nicht gut klarkommt. "Er ist eine total ruhige Ader, nimmt mir eine Menge Arbeit ab und ist ein richtig feiner Kerl", findet Coach Francesco Catanzaro. "Er befreit uns von jeglichem Stress und ist eine mega wichtige Person für die Mannschaft", ergänzt Spieler Mathias Schulz. Auch bei Mannschaftsfahrten, etwa nach Hamburg oder Willingen, war Bien mit an Bord. "Er hat eigentlich immer gute Laune, ich habe es noch nie erlebt, dass er jemandem eine patzige Antwort gegeben hat", sagt Fortunas Sechser. Die einzigen Minuspunkte verteilt er aufgrund von Biens Sympathie für den FC Schalke 04.

Nachdem er seine Fußball-Jugend am Teekotten verbracht hatte, kickte Roland Bien über 15 Jahre lang erfolgreich für Fortunas Erste und prägte das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte mit. Nach nur einer Saison stieg das Team allerdings 2003 wieder aus der Bezirksliga ab. Eineinhalb Jahre war er noch für Germania Hauenhorst am Ball, dann holte ihn Michael Baum als Betreuer zu seinem Herzensverein zurück. "Es macht mir immer noch viel Spaß mit den Jungs, bei Fortuna habe ich viele Freundschaften geschlossen", sagt Bien.  

Fußballer-Familie

Die gesamte Familie Bien ist dem Fußball in Emsdetten verbunden. Vater Günther, eigentlich ein Borusse, verfolgte bis zur Corona-Pause die Spiele der ersten Fortunen-Mannschaft regelmäßig, die drei Brüder Frank, Hans-Jürgen und Dietmar waren ebenfalls als Spieler für Borussia aktiv. Frank ist zudem schon seit vielen Jahren Schiedsrichter. Sticheleien aufgrund seines Heimatvereins gab es früher häufiger, inzwischen nicht mehr. Die Rivalität zum Ortsrivalen ist gegenseitiger Anerkennung gewichen.

Dass der A-Ligist auch in der nächsten Saison auf sein Trainerteam mit Catanzaro, Erhan Saritekin, Sahin Gögus und eben Roland Bien zurückgreifen kann, freut Stefan Schmiemann enorm. "Das ist eine bombastische Kombination", findet er. Bien ist für ihn ein entscheidendes Puzzleteil: "Er ist ein ganz wichtiges Bindeglied zur Mannschaft und kümmert sich einfach um alles, was die Erste umrankt. Er ist ein absoluter Mannschafts-Typ, der sich immer in die zweite Reihe stellt." Noch hat auch Roland Bien nicht die Nase voll - im Gegenteil. Von der Qualität der Mannschaft, die nach dem Aufstieg nun Platz sechs in der Kreisliga A belegt, ist er überzeugt. "Ich hoffe, dass wir irgendwann in ein, zwei Jahren mal wieder den Sprung in die Bezirksliga schaffen. Das sind wirklich gute Jungs", sagt er. Na wenn das mal nicht nach einer Wette schreit...