Das Lehrgeld ist bald aufgebraucht

von Christian Lehmann

(17.11.20) An der Tabellensituation gibt es nicht viel schönzureden. Der TuS Germania Horstmar ist wie schon in der Vorsaison die bisher schwächste Mannschaft in der Kreisliga A, das belegen die Zahlen der bisherigen acht Spiele (kein Sieg, ein Remis, sieben Pleiten, 5:39 Tore). Am Borghorster Weg begegnet man der ohnehin schon deprimierenden Lage in der Corona-Zeit mit einem gesunden Mix aus Realismus, Trotz und Einsicht. Auch wenn sich das Schlusslicht bereits mit einem möglichen Abstieg in die Kreisliga B befasst, muss niemand befürchten, dass die Mannschaft auseinanderbricht.

"Der Spaß ist auf jeden Fall noch da", sagt Christopher Backhaus. Der spielende Co-Trainer war erst in diesem Sommer von Matellia Metelen zurückgekehrt. Auch er hatte sich nach der enttäuschenden Vorsaison des TuS mit nur 15 Punkten mehr erhofft als den bisher beim 2:2 in Altenrheine erhamsterten einen Punkt. "Wir haben den Kader zumindest etwas breiter aufgestellt und eigentlich eine super Vorbereitung gespielt. Für uns war aber klar, dass wir eine ganz schwierige Aufgabe vor der Brust haben. Ich sehr durchaus Potenzial bei einigen. Es ist ärgerlich, dass wir in einigen Spielen solche Abreibungen bekommen haben. So etwas darf uns nicht passieren."

Keine "Aufgeber-Mentalität"

0:9 gegen die Sportfreunde Gellendorf, 0:7 gegen Fortuna Emsdetten, 1:6 bei GWA Rheine, 0:6 gegen den TuS Laer - sobald der Gegner offensiv mit Tempo und Abschluss-Qualität wuchern kann, hat es die Horstmarer Defensive schwer. Die Mannschaft ist mit einem Altersdurchschnitt von knapp 22 Jahren noch zu grün, eine "Aufgeber-Mentalität" sieht Backhaus allerdings nicht. "Es gibt viele Jungs, die den Kopf immer oben haben."

Das lebt auch Trainer Bernd Borgmann vor, wobei auch ihn die vielen Niederlagen wurmen. "Überrascht bin ich nicht. Wir hatten das Pech, dass wir in dieser Saison nie mit unserer ersten elf spielen konnten. Wir haben 15, 16 Spieler mit Kreisliga A-Format. In Horstmar kannst Du aber keine sieben, acht Ausfälle so einfach kompensieren." Neben Stürmer Alex Volmer musste das Team während der Saison-Anfangsphase auf Jannik Ruhoff, Timo Föllen, Alex Berkenbrock, Ruben Kosakowsku und Lars Overkamp verzichten. Auch Backhaus musste zwischenzeitlich zuschauen. 

Führt der Weg in die Kreisliga B?

Die Situation nur an Ausfällen von Leistungsträgern festzumachen, wäre aber zu kurz gedacht. Borgmann räumt ein: "Teilweise fehlen natürlich auch ein bisschen die Klasse und das Selbstvertrauen, darüber müssen wir nicht diskutieren. Die Jungs müssen noch eine Menge lernen." Darüber, dass dieser Prozess auch in der Kreisliga B weitergehen könne, ist sich der Coach bewusst. "Es war doch klar, dass das bei fünf Absteigern ein kleines Himmelfahrtskommando wird. Aber die Jungs lassen sich nicht hängen. Wenn wir unsere Fehler abstellen, dann bin ich fest davon überzeugt, dass wir noch die Klasse halten können. Es wird schwer, aber die Jungs haben begriffen, worum es geht."

Davon ist auch Abteilungsleiter Matthias Wernsmann überzeugt. Spätestens jetzt dürfte auch den letzten einleuchten, warum er und seine Mitstreiter im Vorstand im Sommer 2019 einem freiwilligen Abstieg in die Kreisliga zustimmten. "Stell' dir mal vor, wir würden nach der Corona-Saison mit der Mannschaft jetzt noch in der Bezirksliga spielen... Die Mannschaft zieht immer noch gut mit. Natürlich müssen wir uns auch mit der Kreisliga B beschäftigen, aber von dort direkt wieder aufzusteigen, ist auch nicht so leicht." Das Bemühen sei da, beim 0:4 im Derby bei Westfalia Leer habe allerdings in der ersten Halbzeit die Einstellung nicht gepasst - ausgerechnet im Derby! "Da sind wir nicht aufgetreten, wie es sich für Germania Horstmar gehört."

Verstärkungen sind nicht in Sicht

Damit sich in Horstmar der Erfolg wieder einstellt, braucht der Klub eigentlich dringend personelle Verstärkung. Ein eiskalter Stürmer, der mindestens zehn Saisontore garantiert, würde Borgmann gefallen. Davon gab's beim TuS in den vergangenen Jahren reichlich. Kevin und Dennis Behn etwa, Sven Sunke, Patrick Overkamp,... Backhaus erinnert sich auch noch gern an Ex-Oberliga-Crack Guido Albers, der dem Team vor einigen Jahren den Bezirksliga-Klassenerhalt sicherte. Spieler dieser Qualität im Winter zu bekommen, sei aber schwer bis unmöglich, meint Borgmann. "Wir können nicht locken, aber wir halten die Augen offen."  

Ob die Zusammenarbeit mit Borgmann und Backhaus in der kommenden Saison fortgesetzt wird, ist ebenfalls noch offen. Ihnen die Schuld für die sportlich missliche Lage zu geben, liegt den Verantwortlichen fern. Wernsmann betont, dass man sich bald unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben austauschen werde. Ganz gleich, wie die Gespräche ausgehen: Womöglich würde dem Team ein Neuanfang in der B-Liga dem Team gut tun.