Ouvertüre ohne Oberhaupt 

Von Christian Lehmann

(27.01.22) Keine sechs Wochen nach dem letzten Spiel erwacht die Kreisliga A schon wieder aus dem Winterschlaf - und trotzdem hat sich ordentlich was getan. Bei gleich drei Teams, die an diesem Wochenende ran müssen, steht nicht mehr derselbe Cheftrainer wie vor der Pause an der Seitenlinie - bei einem sogar gar keiner. Eine Mannschaft hat im Winter auf dem Transfermarkt kräftig zugeschlagen. Wir blicken auf die Partien, die am Wochenende (hoffentlich) stattfinden, voraus. 

Kreisliga A Steinfurt, Nachholspiele am 27./28. Januar

FC Eintracht Rheine II - TuS Laer 08     (Samstag, 17 Uhr)
Stell' dir vor, Du startest wieder in den Meisterschafts-Spielbetrieb und hast noch keinen Trainer. Genau das ist bei der Reserve des FC Eintracht Rheine der Fall. Zu Beginn der Winterpause teilte der neue Sportliche Leiter der FCE-Kreisliga-Teams, Guido Moß, FCE-Trainer Benny Stichel mit, dass er nicht mehr mit ihm plane. Dass Stichel daraufhin direkt das Handtuch warf, brachte die Rheinenser in Nöte, denn bis heute hat sich noch niemand gefunden, der den Laden schmeißt.

Nun ja, so ganz stimmt das nicht. B-Lizenzinhaber Alex Zerche ist in der Winterpause gemeinsam mit Kapitän Johannes Ricken und weiteren erfahrenen Führungsspielern eingesprungen und hat ab und an das Training geleitet. Bei Zerche gibt es allerdings ein Problem. "Alex ist Spieler der zweiten Mannschaft und als Trainer natürlich sehr interessant für uns", betonte Moß jüngst im Gespräch mit unserer Redaktion. "Er steht aber bei Borussia Emsdetten im Wort." Zerche ist am Teekotten Trainer der U19 und somit zumindest bis zum Saisonende nicht frei. In den Testspielen gegen GW Steinbeck (3:0) und SuS Neuenkirchen II (4:6) war zumindest auf dem Papier Johannes Ricken verantwortlich. Gegen Steinbeck tat übrigens erstmals auch dessen Bruder Oskar, Winter-Neuzugang vom SV Mesum, mit.

Dass die Truppe sich derzeit quasi in Eigenregie managt, findet Moß aber gar nicht so dramatisch: "Die Mannschaft hat eine gute Hinrunde gespielt und ist ein homogenes Gefüge. Es waren regelmäßig rund 20 Spieler beim Training. Wir haben überhaupt keinen Druck auf dem Kessel und werden eine gute Lösung finden", verspricht er.

Bei den Nullachtern ist der Druck nach einer hervorragenden Hinrunde wohl ein wenig größer. Ron Konermanns Truppe zeigte aber mit drei Testspiel-Siegen gegen die Bezirksligisten SuS Neuenkirchen II (4:2), Borghorster FC (3:1) und SV Mesum II (6:0), dass sie durchaus das Zeug hat, eine Etage höher mitzuhalten. In den verbleibenden 20 Partien muss sie aber zunächst zusehen, dass sie die Verfolger aus Metelen, Emsdetten, Rheine und Nordwalde auf Abstand hält.

Sportfreunde Gellendorf - 1. FC Nordwalde     (Sonntag, 14.30 Uhr)
Auch am Goldhügel gab es in der Pause einen Trainer-Rücktritt. Stephan Sloot bekam Beruf und Fußball einfach nicht mehr unter einen Hut und bat den Verein, die ohnehin am Saisonende planmäßig auslaufende Zusammenarbeit sofort zu beenden. Der Verein willigte ein, weil mit Georg Fettich der designierte Nachfolger schon jetzt übernehmen konnte. In den erfolgreichen Testspielen gegen Arminia Ibbenbürens zweite (4:2) und erste Mannschaft (3:2), die jeweils noch unter Sloot stattfanden, präsentierten sich mit Ole Lüttmann und Lutz Visse zwei talentierte A-Jugendliche, die vorsenioriert wurden. Die Generalprobe mit Fettich an der Seitenlinie glückte ebenfalls, gegen GW Steinbeck gab's einen 5:0-Sieg.

Beim Gegner aus Nordwalde lief es allerdings auch ziemlich gut. Gegen den SV Burgsteinfurt (2:4) und den Borghorster FC (3:2) zeigte die Mannschaft von Trainer André Wöstemeyer sehr ansprechende Leistungen, einzig im Spiel beim SC Reckenfeld gab es trotz 3:0-Sieges viel Luft nach oben. "Wenn wir konzentriert zu Werke gehen, sind wir schwer zu schlagen. Wir haben unser System ein wenig verfeinert und sind in der Lage, auch während eines Spiels auf gewisse Dinge zu reagieren", verrät uns der FCN-Coach. Reagieren muss er unter anderem auf die Ausfälle von Carlo Grimme (Kapselriss), Felix Hols, Bernd Grenzer und Marko Rohlmann (alle muskuläre Probleme). Vor allem Letzterer war nach zuvor langer Pause in der Vorbereitung richtig gut drauf.

Ob auf dem Rasenplatz am Goldhügel gespielt werden kann, steht derzeit noch nicht fest. Gerne hätten die Hausherren die Partie ins Jahnstadion verlegt, doch daraus wurde - Stand Donnerstagnachmittag - nichts. Ein Heinrecht-Tausch wäre eine Alternative, begeistert ist "Wöste" davon aber nicht. "Für beide Mannschaften könnte es am Saisonende noch um etwas gehen. Da hätte ich dann, ehrlich gesagt, lieber ein Heimspiel. Ich würde gerne am Sonntag spielen - egal, auf welchem Untergrund."

GWA Rheine - Borussia Emsdetten     (Sonntag, 14.30 Uhr)
Miguel Moreira, Peter Lüttich, Stefan Niehues und Ahmed Al Masri - vier im Kreis überwiegend eher unbekannte Neuzugänge hat sich GWA Rheine in der Winterpause geangelt. Der Mannschaft von Thorsten Weis eröffnen sich so viele neue Möglichkeiten. Vor allem in der Offensive hatte der Tabellenzehnte in der Hinrunde durchaus Verbesserungs-Potenzial. Die Freundschaftsspiele gegen den TuS Gildehaus (1:1) und Concordia Emsbüren (0:3) brachten noch nicht viele Erkenntnisse darauf, was nun wirklich in der Truppe steckt. Das geplante Testspiel gegen die SG Elte musste abgesagt werden.

Gegner Borussia Emsdetten II zieht einen Teil der Vorbereitung mit in die Restsaison hinein. Nach den ersten beiden Testspielen gegen Emsdetten 05 (0:5) und Cheruskia Laggenbeck II (2:1) treten die Dettener heute noch beim SC Reckenfeld an, am kommenden Dienstag geht's noch gegen die Reserve von Teuto Riesenbeck. "Da können sich die Jungs, die am Sonntag nicht zum Einsatz kommen, nochmal anbieten", meint Bastian Blankemeyer. Er hat am Teekotten im Winter die Chefrolle des abgetretenen Holger Althaus übernommen. Ein komisches Gefühl, zumal Althaus und Blankemeyer zu Saisonbeginn gemeinsam zur Borussia gestoßen waren. "Ich kenne Holger schon zig Jahre. Natürlich war das eine unangenehme Situation, weil ich so ein bisschen zwischen den Stühlen stand. Es war aber der Wunsch der Mannschaft, dass ich weitermache. Es ist niemand zerstritten und wir können alle noch ein Bierchen miteinander trinken", betont er.

Womöglich ja auf einen Sieg im Auto Deters-Stadion am Sonntag? Die Vorbereitung ließ sich jedenfalls sehr gut an für die Borussen. "Es ist immer gut für einen Trainer, wenn er nicht so richtig weiß, wen er aufstellen soll", so Blankemeyer, der am Wochenende aus knapp 20 fitten und heißen Spielern auswählen muss. "Es sind einige nach Verletzungen wieder zurück. Das steigert die Qualität im Training. Jeder, der in die Startelf will, muss jetzt ein bisschen mehr tun", sagt der Coach, dem Till und Max Zollfrank, Nils Fontein, Lutz und Max Hermeling sowie Nils Brink wieder zur Verfügung stehen.