"Ich habe keine große Angst"

von Christian Lehmann

(12.07.19) Sie haben sich viel vorgenommen. Bei Grün-Weiß Rheine wird seit dem 1. Juli wieder trainiert. In insgesamt zehn Testspielen bereitet Steffen Molitor seine Mannschaft auf die bevorstehende Spielzeit in der Kreisliga B1 vor. Der Abstieg hat den Traditionsverein aus Rheines Norden zwar nicht ganz unvorbereitet, aber doch wie ein schmerzhafter Hammerschlag getroffen.

Nun wollen sie im Schotthock alles daran setzen, schnellstmöglich wieder in der A-Liga zu spielen. Im Interview spricht Molitor unter anderem über Malessen im Laufe der Vorbereitung, seine Neuzugänge, die Zielsetzung für die neue Spielzeit und die Konkurrenz.

Steffen, eure bisherigen drei Testspiele (6:4 gegen die Ibbenbürener SpVgg, 3:1 beim SV Dickenberg, 5:0 gegen Westfalia Hopsten) habt ihr allesamt gewonnen - und das gegen drei A-Ligisten. Das liest sich gut. War auch alles gut?
Molitor: Jein, alles kann mir natürlich nicht gefallen. Das Ergebnis gegen die ISV hört sich nach einem offenen Schlagabtausch an, das war es aber gar nicht. Nach vorne sah das schon ganz gut aus, obwohl wir trotz der sechs Treffer viel liegen gelassen haben. Einige Dinge gegen den Ball waren nicht so optimal, das haben wir in Dickenberg schon besser gemacht. Das ist übrigens eine sehr homogene Truppe, da hat man eine klare Spielidee gesehen. Gegen Hopsten war vor allem das erste Drittel sehr schön anzusehen, da haben wir richtig guten, schnellen Umschalt-Fußball gespielt. In den ersten Testspielen geht es erstmal darum, Spielanteile fair zu verteilen. Hinten raus werden wir dann daran feilen, so langsam eine Startelf zu finden.

Von Verletzungen seid ihr aber nicht verschont geblieben...
Molitor: Leider nein. Wir haben in der Trainingssteuerung bewusst so gearbeitet, dass Verletzungen vermieden werden. Allerdings haben ein paar Jungs nach Absprache mit dem Trainerteam privat bei unserem Schotthock-Cabana Cup mitgespielt. Ich hätte mir keine Freunde gemacht, wenn ich da ein "P" vorgesetzt hätte. Nun haben sich leider drei Spieler verletzt. Dennis Gottschlich hat einen Bänderriss im Fußgelenk, Jan-Hendrik Heitkamp einen gebrochenen Zeh und Christian Dropmann wohl einen Kapselriss im Knie. Das ist einfach unnötig, aber wir bewegen uns halt im Amateur-Bereich, da kann ich den Jungs nicht verbieten, an so einem Turnier, das auch für den Verein wichtig ist, teilzunehmen. Dazu kommen noch unsere Langzeitverletzten. Nico Höning wird nach seiner Knieverletzung noch lange fehlen, Thomas Ottenhues ist jetzt schon seit acht Monaten raus. Bei ihm ist aber Besserung in Sicht, er ist in der Praxis von Andre und Maik Klostermann in Behandlung. Steffen Schmidt hat individuell trainiert und zuletzt einen Kurzeinsatz gehabt. 

Ihr habt vier Neuzugänge hinzugewonnen, kaum ein Spieler hat den Verein verlassen. Wie habt ihr das geschafft? Und warum bist du nach dem Abstieg an Bord geblieben?
Molitor: Verlassen hat uns ja eigentlich nur Marcio Alves. Und der wäre auch geblieben, wenn er nicht nach Dortmund gezogen wäre. Er hat sich in der letzten Woche nochmal persönlich verabschiedet. Das ist ein Abgang, der uns sehr wehtut. Ich habe schon frühzeitig mit jedem Spieler ein Gespräch unter vier Augen gesucht und klipp und klar gesagt, dass ich es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren könnte, den Verein im Abstiegsfall zu verlassen. Wir haben die Jungs bei der Ehre gepackt. Es gab viele Spieler wie Stegemann, Stöber, Wilde oder Berisha, die auch von Bezirksligisten umworben waren. Sie haben aber alle gesagt: 'Wir haben uns die Suppe eingelöffelt, wir löffeln sie auch wieder aus.' Das spricht für den Charakter der Mannschaft.

Welchen Eindruck hast Du von deinen Neuzugängen gewonnen?
Molitor: Tore haben wir in der vergangenen Saison genug geschossen. Wir wollten aber im Defensivbereich, vor allem auf den Außenbahnen, stabiler werden. Klassische Außenverteidiger hatten wir ja bisher nicht. Marvin Emonts-Gast und Miguel Moreira helfen uns da enorm weiter. Nasarij Hoge hat es im Testspiel in Ibbenbüren gut gemacht, er ist derzeit aber krank. Ein Spielertyp wie Vadim Schmidt hat uns auch gefehlt. Er ist als Innenverteidiger oder zentral in der Dreierkette ein großer Gewinn im Spielaufbau. Es gibt aber für niemanden einen Freifahrtschein, es geht nur nach Leistung.

Ist der direkte Wiederaufstieg Pflicht für euch?
Molitor: Die Frage beantwortet sich von selbst. Wir wissen alle, warum wir trotz des Abstiegs da geblieben sind. Wir wollen wieder hoch in die A-Liga! 

Fortuna Emsdetten hat sich massiv verstärkt. Wird es einen Zweikampf oder erwartest Du noch andere Teams ganz vorne?
Molitor: Ich hätte auch Gellendorf genannt, aber die wechseln offenbar die Staffel. Über Reckenfeld weiß ich wenig, wo sich Emsdetten 05 II einsortiert, muss man mal abwarten. Bei Fortuna sind gute Leute unterwegs, allen voran natürlich Fabio da Costa Pereira. Es bleibt aber abzuwarten, inwiefern die Truppe sich findet und ob das alles so zusammen passt. Ich habe auf jeden Fall keine große Angst. 

Das erste Saisonspiel führt euch zur SG Elte. Hast Du da überhaupt schon mal gespielt?
Molitor: Als Trainer nicht. Tatsächlich habe ich aber mal bei Stella Bevergern II ausgeholfen, da haben wir auf Asche gekickt. Ich kenne Björn Middelhoven und Thomas Overmeyer, Thomas hat sogar mal eine Zeit lang bei mir hospitiert. Die beiden machen das sehr gut.