Halbzeit: Nullacht in der Krise? "Was für'n Quatsch"


Von Nils Tyczewski

(30.10.13) Es läuft nicht rund bei Münster 08. Vier Niederlagen haben die Kicker vom Kanal in den bislang absolvierten elf Partien kassiert. Genau so viele, wie in der kompletten Spielzeit 2012/13. Das Trainerduo Andreas und Thomas Höppner erklärt zwar unermüdlich, nicht zu den absoluten Spitzenteams der Liga zu gehören, ist mit der Zwischenbilanz aber dennoch nur bedingt zufrieden. Aber wo liegen die Gründe für die ausbleibenden Ergebnisse? Schließlich hatten die Nullachter im Vergleich zur Vorsaison keinerlei Abgänge zu verzeichnen. Im Gegenteil: Mit Clemens Donner vom 1. FC Gievenbeck und Timo Twachtmann vom SSC Hagen Ahrensburg stießen sogar zwei AKteure mit Oberligaaerfahrung zum Kader. Sören Velling hat für den TuS Hiltrup Westfalenliga gespielt. Dazu kommt eine ganze Reihe hoffnungsvoller Talente wie zum Beispiel Yannick Albrecht oder Malte Höppner.

Auffällig ist die relative große Zahl an Gegentoren. 20 Mal musste Schnapper Moritz Ostrop den Ball schon aus dem Netz holen. In der vergangenen Saison war das nach elf Partien erst elfmal der Fall. Allein in den letzten drei Heimspielen schlug die Kugel insgesamt zehn Mal hinter Ostrop ein. Dabei ist die Dreierkette in der Abwehr gut eingespielt. "Wir machen einfach viel zu viele individuelle Fehler", stöhnt Thomas Höppner quasi wöchentlich. So auch nach dem 1:3 gegen Wettringen: "Wir können momentan kein Spiel einfach mal 1:0 gewinnen. Dazu machen wir zu viele Fehler. Das zieht sich schon durch die ganze Saison und das hat sich auch heute wieder fortgesetzt."

Auch Spury Wellermann sieht ein Defensivproblem. "In der Abwehr stimmt's nicht, das muss man ganz klar sagen", räumt der Sportliche Leiter ein. Allerdings würden mit Ramy Abdel Ghany und Daniel Speerschneider wichtige Stützen fehlen", erklärt Wellermann. "Und auch Sven Annas ist nicht in der Form der vergangenen Saison."

Thomas Höppner hatte schon vor dem Saisonstart gewarnt, dass es schwer werden könnte, die Leistung aus der Vorsaison, als Nullacht in der Aufstiegsrelegation scheiterte, zu bestätigen. Momentan sieht es so aus, als sollte der Coach Recht behalten. Spury Wellermann macht sich Sorgen um die Einstellung einzelner Spieler. "Es sind nicht alle so heiß, wie sie sein sollten. Für manche gilt das Motto ,gewinne ich ist gut, gewinne ich nicht, ist auch nicht schlimm'. Sowas kann ich nicht verstehen." Das sei allerdings kein hausgemachtes Nullacht-Problem, erklärt der Sportliche Leiter: " Ich habe früher in jedem Spiel 110 Prozent gegeben, das war vollkommen klar. Momentan habe ich nicht das Gefühl, dass das hier alle so machen. Das ist aber wohl ein bisschen die Mentalität der heutigen Jugend. Für viele zählen erstmal Freundin, Beruf, andere Hobbys und was weiß ich noch alles. Und dann kommt irgendwann der Fußball. Das war bei uns früher nicht so."

Wellermann kehrt in Sachen Kaderplanung aber auch vor der eigenen Haustür. Verstärkungen habe es im Sommer ausschließlich für den ohnehin schon hochkarätig besetzten Offensivbereich gegeben. "Vielleicht hätten wir da besser mal ein bisschen für die Abwehr gucken sollen. Da muss auch ich mich fragen, ob ich alles richtig gemacht habe", räumt er ein.

heimspiel-online spitzt Wellermanns Aussagen zu und konfrontiert Trainer Thomas Höppner mit vier Thesen:
These Nummer 1: Die Mannschaft hat nach einem knappen Drittel der Saison genauso viele Niederlagen kassiert, wie in der kompletten Spielzeit 2012/13 - Nullacht ist in der Krise.
Höppner: Was für'n Quatsch. Da fehlen mir fast die Worte. Man kann zwei Serien nie miteinander vergleichen. In der Sekunde Deines Sieges wartet schon der nächste Sieger. Das Alte ist vergangen und jetzt ist eine neue Situation. Hier ist ganz sicher niemand in der Krise. Wir sind Tabellenfünfter und damit im Soll. Es gibt keinen Grund, nervös zu werden. Und was man auch mal sagen muss, wenn alle anderen dauernd erzählen, wie jung ihre Mannschaften sind: Wir schicken Woche für Woche eine Mannschaft auf den Platz, die im Schnitt 21 oder 22 Jahre alt ist. Im Schnitt! Und den treibt ein André Otto mit seinen 30 Jahren dann ja schon nach oben.

These Nummer zwei: 2012 elf Spiele, elf Gegentore. 2013 elf Spiele 20 Gegentore - Nullacht hat ein Abwehrproblem.
Höppner: Wir haben 20 Gegentore und das ist defintiv zu viel. Ich würde aber nicht sagen, dass wir ein Abwehrproblem haben. Vielleicht ein Defensivproblem. Es ist ja immer die Frage, wo Verteidigung anfängt. Bei uns muss jeder mit verteidigen. Das ist natürlich leicht gesagt und eigentlich auch drei Euro ins Phrasenschwein wert. Aber klar, mit 20 Gegentoren können wir nicht zufrieden sein.

These Nummer drei: Velling, Donner, Twachtmann: In der Sommerpause wurden hochkarätige Verpflichtungen für eine ohnehin schon überdurschschnittlich gut besetzte Offensive getätigt. In der Defensive gab es keine externen Zugänge - Nullacht hat bei der Kaderplanung aufs falsche Pferd gesetzt.
Höppner: Ach, was heißt schon Kaderplanung. So viel planen wir da gar nicht. Wenn ein Mann wie Timo Twachtmann mit Oberligaerfahrung kommt und sagt, dass er gerne bei uns spielen würde, dann ich schicken wir den nicht weg. Bei Donner ist es ähnlich. Wir wussten, dass ihm der Aufwand in Gievenbeck auf Dauer zu groß ist. Aber wir gehen ja nicht auf die Jagd und suchen gezielt nach irgendwelchen Spielern. Und mit Mark Behling und Malte Höppner - um nur zwei Beispiele zu nennen - sind auch Leute für die Defensive dazugekommen. Dass es eben mehr Offensive Spieler waren, die von außen auf uns zugekommen sind, ist reiner Zufall.

These Nummer vier: Immer wieder individuelle Fehler. Im Vergleich zu Mannschaften wie Burgsteinfurt fehlt Nullacht der absolute Siegeswille, die hundertprozentige Fokussierung auf den Erfolg.
Höppner: Der Wille zu gewinnen ist in jedem Spiel vorhanden. Möglicherweise fehlt ein wenig der unbedingte Wille, ein langfristiges Ziel anzuvisieren. Hier zählt doch für alle die Gemeinschaft und der Spaß. Wenn man Geld bekommt, fällt es vielleicht leichter, einem übergeordneten Saisonziel alles andere unterzuordnen. Aber nochmal: Der Wille zu gewinnen, ist in jedem Spiel vorhanden.