Eine verhängnisvolle Karnevalssitzung

von Fabian Renger

(20.02.23) Wir haben ja wirklich schon viel gehört. Aber das hier ist dann doch eine Premiere. Kurz zu den harten Fakten: Alex Witthake hat sich entschlossen, den Rücktritt vom Rücktritt zu machen und in der neuen Saison nun doch Trainer von SW Weiner zu bleiben. Aber wie es dazu gekommen ist, das spotttet dann wirklich jeder Beschreibung.

Witthake war 2020 Prinz der Wettringer Karnevalsgesellschaft. Seinen damaligen Namen wollen, dürfen und können wir euch nicht vorenthalten: „Alexander I., St. Faulis bester Sommelier, Herrscher über Minuszins und Taktiktafel." Coronabedingt dauerte Witthakes Amtszeit etwas an. Erst in diesem Jahr sind die Narren schließlich wieder so richtig los. Witthake hatte daher neulich die große Ehre, auf der Wettringer Prunksitzung eine Abschiedsrede zu schmettern. Seine Mannschaft aus der Weiner war ebenfalls vor Ort. Und dann ging es ab.

Karnevalsveranstaltung "bringt den Stein ins Rollen"

"Während der Rede sind die Jungs aufgestanden und haben laut gerufen: Ein Jahr noch! Ein Jahr noch", berichtet Witthake. Das Highlight des Abends. Wir hätten aber gerne auch gewusst, wie viel 'Karl Konfetti' in Witthake steckt. Nur so am Rande. In jedem Fall entfaltete das Rambazamba der Fußballer eine gewisse Wirkung. Schließlich hatte der Club um Sportleiter Daniel Kathöver bis dato noch keinen Nachfolger für den scheidenden Übungsleiter gefunden.

"Die Veranstaltung hat den Stein ein bisschen eins Rollen gebracht", erklärt Kathöver am Montagmittag gegenüber Heimspiel-online. Soll heißen: Witthake merkte einmal mehr, was für einen verdammt geilen Haufen er doch da trainiert. Seine Freundin Lena durfte das ebenfalls abermals miterleben. Also griff nach der mannschaftlichen Forderung Kathöver nochmal zum Hörer, auch Witthake krallte sich nochmal seine Dame zum Gespräch. Und letztlich fanden alle Parteien doch wieder zueinander und einen Nenner. Das Zauberwort heißt Entlastung.

Möllers bleibt - Zumhasch wird zweiter Co

Witthake hätte ab dem Sommer nach etlichen Jahren auf dem Fußballplatz eigentlich seiner Familie den Vorrang geben wollen. Fußballpause. Der Klassiker. Seine Bedingung für die jetzige Kehrtwende war daher klar: Er möge doch auch bitte mal einen Sonntag oder eine Trainingseinheit fehlen dürfen. "Das ist von Vereinsseite her in Ordnung", erklärt Kathöver. Der Club schaffte Abhilfe: Bernd Möllers bleibt Witthakes spielender Co, außerdem wird Lukas Zumhasch, Trainer von Weiners Dritter, befördert und ist ab der nächsten Saison zweiter Co-Trainer.

"Ich hab ein ganz gutes Agreement mit meiner Familie gefunden", erklärt unterdessen Witthake. "Das Paket mit zwei Co-Trainern, die mein Fehlen auffangen können und werden, ist richtig gut. Mir war es  extrem wichtig, dass sich die Jungs aus der Mannschaft und der Verein darauf einlassen und ich auch mal sagen kann: Sonntags ist Familytime. Die Option wollte ich haben."

Beide Weyrings hauen ab

Vielleicht schafft es der letztjährige Tabellenzweite und aktuelle Spitzenreiter ja diesmal, in die A-Liga zu entschwinden. Einen Punkt Vorsprung hat die Truppe vorm ärgsten Verfolger Vorwärts Wettringen II, zwei vorm Dritten Galaxy Steinfurt. Weiner hat sogar noch ein Spiel mehr zu absolvieren. Sechs Gegentore ist die kreisweit derzeit geringste Zahl an Einschlägen. Könnte schlimmere Adressen geben als SWW. Allerdings wurde Kathöver mit keinem Trainerkandidaten final einig - trotz mehrerer guter Gespräche. Dass Witthake nun doch bleibt, ist andererseits auch nicht die schlechteste Sache. Auf zwei Leute muss Witthake allerdings ab dem Sommer verzichten. Nils Weyring geht im Sommer nach Wettringen (wir berichteten), auch sein Bruder Max Weyring verlässt den Club. Er ist nach Nordhorn gezogen, arbeitet in Ibbenbüren - das lässt sich alles nicht mehr mit Fußball in Weiner vereinbaren.