Mesum scheitert im "Hexenkessel" Emsaue

von Christian Lehmann

(15.08.19) Als Kai Sandmann den entscheidenden Elfer zum 6:5 (1:1/0:0)-Endstand links oben in den Giebel gezimmert hatte, brachen bei Amisia Rheine alle Dämme. Der Pokal-Sensationscoup des Kreisligisten gegen den Landesliga-Meisterschaftsfavoriten war das Produkt eines bemerkenswerten Schulterschlusses zwischen Trainer, Mannschaft und Zuschauern.

Die Stimmung in den letzten zehn Minuten: außergewöhnlich. Je näher der Schlusspfiff rückte, dass enthusiastischer feuerten die Zuschauer in der Emsaue ihre Amisen an. Auf der Haut von Co-Trainer Guido Kohl sorgte das für Gänsepelle: "Die Zuschauer, die da waren, haben ihr Kommen nicht bereut. Wie sie die Jungs angepeitscht haben, war wirklich klasse."

Mit Applaus in die Kabine

Vor dem Spiel hatte der Coach, der den beruflich verhinderten Cheftrainer Thorsten Schmidt vertrat, seinen Jungs Selbstbewusstsein eingeimpft. "Ich habe gesagt, dass wir nicht chancenlos sind, auch nicht gegen einen solchen Gegner." Und das zeigte sich schon in Durchgang eins. Die Amisen leisteten wahnsinnig viel Laufarbeit und zerrissen sich von der ersten Minute an. Zwar liefen sie den technisch überlegenen Mesumern zunächst viel hinterher, mit zunehmender Spieldauer wurden sie aber immer frecher und erarbeiteten sich richtig gute Torszenen durch Kevin Drees, Patrick Bruns und Tim Zumdieck. Zur Pause wurde das Heimteam nach torlosen 45 Minuten mit Applaus in die Kabine verabschiedet.

Und doch schien kur nach Wiederbeginn alles den erwarteten Verlauf zu nehmen. Nach einem Ballverlust von Björn Sandmann zog Nils Wiethölter in den Sechzehner und legte quer, Fabian Golz besorgte die Führung für die Gäste (0:1/54.). Nun brachte Kohl Kai Sandmann ins Spiel, und der lief direkt heiß. Seinen Abschluss konnte SVM-Schnapper Philipp Parlow nur nach vorn klatschen lassen, Kevin Drees hatte gelauert - 1:1 (78.). In der Schlussphase wurde es dann nochmal brenzlig für die Hausherren die Simon Moß nach einem Foul an Chris Strotmann mit Gelb-Roter Karte verloren (87.) und hinten raus in Unterzahl bangen mussten. Doch Justus Beckmann, erst 18-jähriger Vertreter von Stammkeeper Hannes Schäperklaus, hielt nicht nur hier glänzend, sondern parierte anschließend vom Punkt auch den entscheidenden Versuch von Valentin Ricken. "Vor dem Spiel war er ziemlich nervös. Das freut mich richtig für den Jungen", sagte Kohl. 

Gegenüber Marcel Langenstroer hatte an diesem Abend schon vor dem Spiel in der Kabine gemerkt, dass einigen seiner Spieler der nötige Fokus fehlt. "Ich bin enttäuscht über unser Auftreten. Bei vielen fehlten 20 bis 30 Prozent. Wir haben zu Recht noch den Ausgleich kassiert. Du kannst nicht immer nur fußballerisch glänzen, sondern musst auch mal mit Körpersprache vorangehen. Das hat bei einigen gefehlt." Dem Gegner stellte er ein gutes Zeugnis aus: "Eine tolle Mannschaft. Sie haben keinesfalls den Bus vor dem eigenen Tor geparkt, sondern richtig gut mitgespielt." Blöd: Mit Strotmann und Wiethölter hat "Cello" nun zwei weitere angeschlagene Spieler im Kader. Dass sie am Sonntag im Heimspiel gegen Eintracht Ahaus spielen können, ist unwahrscheinlich. Vielleicht schlägt nun ja die Stunde von Felix Kamphues. Der Youngster wurde Mitte der zweiten Hälfte eingewechselt, überzeugte durch gute Ballsicherung und war immer anspielbar. Zudem versenkte er seinen Elfmeter sicher. Einer der wenigen Mesumer Gewinner an diesem Abend...

Amisia Rheine - SV Mesum     6:5 n.E. (1:1/0:0)
0:1 Golz (54.), 1:1 Drees (78.)
Elfmeterschießen:
Amisia-Tore: Drees, Maier, Schlee, B. Sandmann, K. Sandmann
SVM-Tore: Grewe, Kamphues, Wolf, Schweder

Hier geht's zu Übersicht der Paarungen in der ersten Runde...