Guido Göcke übt sich dieser Tage in Verzicht.

Guido Göcke fastet nicht nur Fußball


von Christian Lehmann

(09.03.21) Notgedrungen muss Guido Göcke dieser Tage auf Fußball verzichten. Das reicht dem 30-jährigen Innenverteidiger des SV Mesum, der in der kommenden Saison als Spielertrainer bei Germania Hauenhorst fungieren wird, allerdings nicht. Mit Beginn der Fastenzeit hat er sich auch eine Alkohol- und Süßigkeiten-Askese auferlegt. Gar nicht mal so leicht in Zeiten, in denen man sich auch so schon kaum etwas gönnen darf.

Im Interview mit Heimspiel-online hat der Bankkaufmann aber nicht nur darüber gesprochen, sondern auch über die Aussichten für seinen aktuellen und künftigen Verein, das Training in Corona-Zeiten, seine Meinung zur möglichen Saison-Fortsetzung sowie seine Hoffnungen für die Zukunft. 

 

Hallo Guido! Womit beschäftigst Du dich momentan am meisten: Mit der Vorbereitung auf die mögliche Saison-Fortsetzung mit dem SV Mesum oder mit der Kaderplanung für Germania Hauenhorst?

Göcke: Mit beidem. Natürlich konnten wir die letzten Wochen und Monate gut nutzen, um uns auf die neue Saison vorzubereiten. Da bin ich mit Daniel Kamping, Mario Foullois und Dino Mattick im regelmäßigen Austausch. Wir haben viele Gespräche geführt und Nachrichten verschickt. Der Fokus liegt aber auch auf der aktuellen Runde, auch wenn ich persönlich nicht so recht daran glaube, dass wir nochmal so richtig ans Kicken kommen. Unser Trainer Thommy Feldkämper hat uns mitgeteilt, dass wir erst wieder ins Training auf dem Platz einsteigen, wenn Kontaktsport mit mindestens zehn Personen ohne Einschränkung erlaubt ist. Das wird bestenfalls frühestens am 22. März der Fall sein. Bis dahin gilt es natürlich trotzdem, sich fit zu halten.

 

Wie machst Du das?

Göcke: Ich bin ja inzwischen auch 30 Jahre alt (lacht). Das Wichtigste, was ich derzeit mache, ist, auf meine Ernährung zu achten. In der Fastenzeit verzichte ich inzwischen schon seit über zehn Jahren komplett auf Alkohol und Süßigkeiten. Darüber hinaus gehe ich regelmäßig joggen. Außerdem wird uns unser Athletik- und Fitnesscoach Sascha Guetat für die kommenden Wochen noch ein paar verpflichtende Intervall-Läufe mit auf den Weg geben.

 

Zoom-Meetings gab es keine?

Göcke: Doch, wir haben sogar eine digitale Bier-Verköstigung gemacht. Das war zum Glück noch vor der Fastenzeit (lacht). 

 

Was glaubst Du, wer steckt die fünf Monate ohne fußballspezifisches Training besser weg - ein junger Fuchs oder ein eher erfahrener Spieler?

Göcke: Ich glaube, dass jüngere Spieler schon bessere Grundvoraussetzungen mitbringen, weil sich der Körper schneller wieder an höhere Belastungen gewöhnen kann. Die Erfahrung der älteren Spieler ist aber nicht zu unterschätzen. Wenn man die nötige Routine hat, muss man nicht mehr ganz so viel laufen.

 

Bis zur Saison-Unterbrechung habt ihr mit dem SV Mesum eine exzellente Saison gespielt. Würdest Du es bedauern, wenn die Spielzeit nun annulliert werden sollte?

Göcke: Mit Blick auf das Potenzial der Mannschaft rechne ich damit, dass wir auf jeden Fall die Klasse halten würden, wenn es weiter gehen sollte. Das wäre der größte Erfolg in der Geschichte des Vereins. Nach unseren ersten beiden Westfalenliga-Aufstiegen sind wir ja leider direkt wieder abgestiegen. Das im dritten Anlauf zu packen, wäre super. Ich musste mir leider einige Spiele von draußen anschauen, aber es hat mir viel Freude bereitet, zu sehen, dass die Jungs auf dem Platz so guten Fußball spielen.

 

Für die Hauenhorster ist die Tabellensituation in der Bezirksliga etwas prekärer...

Göcke: Da vertraue ich dem aktuellen Trainerteam voll und ganz. Wenn das nicht so wäre, dann wäre das äußerst schlecht. Schließlich arbeiten wir in der kommenden Saison zusammen. Ich bin mir sicher, dass Dino und Kampo die Jungs sehr gut vorbereiten werden. Die Mannschaft steht über dem Strich und hat absolut das Potenzial, drinzubleiben. 

 

Bisher hat die Germania mit Leon Blome (SuS Neuenkirchen) und Jonas Gövert (FCE Rheine) neben die als Spielertrainer zwei ganz junge Neuzugänge vermeldet, Michael Heckmann geht als spielender Co-Trainer zum TuS St. Arnold. Passiert darüber hinaus noch etwas?

Göcke: Karsten Wessel hat sein Lehramts-Examen bestanden und wird nach Bremen zu seiner Freundin ziehen. Er steht uns also nur noch maximal als Standby-Spieler zur Verfügung. Unser Kader steht und ist gut besetzt, die Transfer-Bilanz ist positiv. Wir halten trotzdem die Augen und Ohren offen und führen in den nächsten Wochen noch ein paar Gespräche. Wir sind mit dem aktuellen Kader sehr zufrieden, nehmen aber gerne noch ein, zwei Verstärkungen dazu, wenn sich etwas Passendes ergibt.

 

Wie bewertest Du es, dass der DFB und mehrere Sport- und Landesverbände gerade dafür kämpfen, dass möglichst bald der Spielbetrieb wieder hochgefahren wird?

Göcke: Ich könnte es schon mit meinem Gewissen vereinbaren, wenn unsere Politiker entscheiden, dass der Betrieb langsam, aber sicher wieder hochgefahren werden kann. Die Ansteckungsgefahr im Freien soll ja eher gering sein. Ich persönlich sehe aber auch, dass es derzeit noch andere Themen gibt, die im Vordergrund stehen sollten. Am Amateursport hängen nicht so viele Existenzen wie in anderen Bereichen. Was ich aber sehr positiv finde, ist die Tatsache, dass die Kinder wieder trainieren dürfen. Ich kann mir vorstellen, dass viele Familien in den vergangenen Monaten ganz schön zu kämpfen hatten.

 

Mal angenommen, wir unterhalten uns in genau einem Jahr erneut. Über welche Themen würdest Du dann gerne sprechen?

Göcke: Vor allem darüber, dass wir die Pandemie weitestgehend besiegt haben und wieder ein normales Leben führen. Dann würde ich natürlich gerne über einen schönen Abschied vom SV Mesum sprechen - und darüber, dass der Start bei Germania Hauenhorst gelungen ist.