Eigentlich spielt die ISV, hier mit Maurice Bischoff im Spiel beim SV Mesum II, eine gute Saison. Gerade einige Auftritte gegen die Kellerkinder haben Trainer Heiko Becker (ganz rechts) aber nicht gefallen.

Wer ist die Nummer eins im TE-Land?


von Christian Lehmann

(14.12.20) Als Heiko Becker vor knapp zwei Jahren als Nachfolger von Florian Lürwer bei der Ibbenbürener SpVgg vorgestellt wurde, hatte er ein ehrgeiziges Ziel. Er wollte die ISV wieder zur ersten Anlaufstelle im Tecklenburger Land machen - zur Nummer eins im Kreis. Damals kämpfte die Mannschaft gegen den Bezirksliga-Abstieg. Nun zählt sie zu den Topteams der Bezirksliga und hat den Großteil der Konkurrenz abgehängt. Nur die Sportfreunde Lotte sind derzeit sportlich noch höher unterwegs als die Jungs aus dem Sportzentrum Ost.

"Naja, wenn die so weitermachen..." scherzt Kevin Hagemann. Nein, den abstiegsgefährdeten Regionalligisten nehmen sie sich bei der ISV natürlich nicht zum Maßstab. Den TuS Recke, der in den vergangenen Jahren stets ein paar Schritte voraus war, schon eher. Vielleicht war ja der 5:1-Derbyerfolg am ersten Spieltag die Initialzündung zu einer Wachablösung. Hagemann, mit sechs Treffern in sieben Partien bester ISV-Torschütze bisher, hält den Aufstieg in die Landesliga nicht für unmöglich in Anbetracht von nur drei Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Greven 09. "Der Aufstieg wäre cool, ist aber kein Muss. Auch wenn wir Zweiter oder Dritter werden sollten, haben wir eine geile Saison gespielt. Wenn die Truppe so zusammenbleibt, dann ist vieles möglich."

Punktverluste gegen Kellerkinder

Dass durchaus noch Entwicklungspotenzial in der Truppe steckt, zeigen die bisherigen Spiele, in denen die Ibbenbürener Federn ließen. Sowohl GW Gelmer (15./1:2) als auch Germania Hauenhorst (11./1:1) und der SV Mesum II (17./0:0) knöpften dem Liga-Dritten wichtige Zähler ab. "Die Punkte aus den Auswärtsspielen fehlen uns. Das ist ärgerlich, gegen diese Teams war das nicht unbedingt nötig", sagt ISV-Coach Becker und gibt seinem Team deshalb auch "nur" die Schulnote 2+. Die übrigen Auftritte waren nämlich durchaus dufte. Gerade zuhause überzeugte das Team (vier Spiele, vier Siege, 15:4 Tore) - mit dem Triumph gegen Recke als Kirsche auf der Sahne.

Die Mannschaft ist reifer geworden und deshalb viel mehr als nur ein Geheim-Favorit auf den Titel. Spätestens nach den Rückhol-Aktionen von Sascha Pakularz und Janis Schneider greift das Argument der jungen, unerfahrenen Mannschaft nicht mehr. Das Duo, das in den vergangenen Jahren beim SC Altenrheine gereift ist, hat nicht nur spielerische Qualität, sondern auch viel Erfahrung in ein ohnehin schon gut besetztes Bezirksligateam gebracht.

In der Breite verbessert

Und: Inzwischen stimmt's auch in der Breite. Lukas Börgel und David Lindemann haben trotz höherer Konkurrenz ihren Platz im Zentrum behauptet und ebenso wie Mischa Bischoff dazu beigetragen, dass die Mannschaft nun defensiv noch stabiler steht als in den Vorjahren. Die üblichen Verdächtigen wie Philipp Bosse oder Gerrit und Lennart Oberhaus lieferten ohnehin wie gewohnt konstant. Zudem hat Youngster Adrian Thal (Becker: "Er hat mit so vielen Einsätzen selbst nicht gerechnet, aber warum soll ich ihn nicht spielen lassen, wenn die Leistung stimmt?") positiv überrascht. Dass Philip Winkler seit dem 2. Spieltag (Knöchelbruch) nicht zur Verfügung steht, konnte die Mannschaft ebenso auffangen wie den Ausfall von Maxi Pelle. Der Neuzugang von Cheruskia Laggenbeck soll nach der Corona-Pause wieder ins Training einsteigen. Dass nach seiner Hüft-OP nun Mischa Bischoff monatelang fehlen wird, werden sie wohl auch kompensiert bekommen. 

"Das ist nicht ganz so schlecht, was da in den vergangenen Jahren gelaufen ist", findet auch Becker seinen Kader ziemlich töfte. "Die Mannschaft ist noch nicht am Ende ihrer Entwicklung", meint er. Vor allem in den Spielen gegen tief stehende Gegner könne sich das Team noch steigern und mit noch mehr Risiko den Weg zu Tor suchen. "Wir haben viele Spiele beherrscht. Was ich den Jungs schon manchmal vorwerfe, ist die fehlende Geilheit im letzten Drittel." Beim 2:1-Auswärtserfolg über den SV Burgsteinfurt am letzten Spieltag vor der Pause zeigten die ISVer dann nach 0:1-Rückstand aber, dass es geht. Die Pause danach kam zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. "Wir waren gerade richtig gut im Saft", meint Hagemann. Becker sieht's genauso. "Im Frühjahr wurden wir schon durch Corona ausgebremst, jetzt wieder", beklagt der Coach. Seinem Ziel, die ISV wieder zur Nummer eins im Tecklenburger Land zu machen, ist er dennoch wieder ein gutes Stück näher gekommen. 

Die Entscheidung, ob Heiko Becker auch über die Saison hinaus Trainer der ISV bleibt, soll zeitnah verkündet werden. Er selbst hat sein Ziel, dafür zu sorgen, dass die ISV wieder die Nummer eins im Tecklenburger Land wird, nahezu erreicht.