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Querpass

Toleranz und Gleichberechtigung sind zentrale Leitsätze bei Blau-Weiß Aasee. Die Frauenfußball-Abteilung machte mit ihrem "Equality Cup" besonders auf das Thema aufmerksam.

Ein Tabuthema, das keins sein darf


Von Theresa van den Berg und Christian Lehmann 

(26.02.21) Den heutigen Querpass machen wir aus gegebenem Anlass kurzerhand zum "Queerpass": Das Fußball-Magazin 11Freunde hat nämlich in der vergangenen Woche unter dem Leitsatz "Ihr könnt auf uns zählen" eine Kampagne ins Leben gerufen, bei der es um ein Thema geht, das im Jahr 2021 eigentlich als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft gesehen werden sollte. Doch auch heute ist Homosexualität (*der Begriff schließt der Einfachheit halber im Folgenden jegliche sexuelle Orientierungen mit ein) im Fußball für viele immer noch ein Tabu. Um das zu ändern, hat die Redaktion des Fußballkultur-Magazins gemeinsam mit 800 Fußballer*innen ein Zeichen der Solidarität gesetzt und gezeigt, dass niemand bei seinem Coming-Out alleine ist. Dass es Menschen gibt, die da sind und unterstützen. 

Noch immer gebe es keinen offen homosexuellen Fußballprofi, heißt es auf der 11Freunde-Homepage. Was bei den Männern trotz der ersten Schritte von Thomas Hitzlsperger und seinem Outing im Jahr 2014 noch weit entfernt wirkt, ist bei den Frauen nichts Ungewöhnliches. Die Liste der Spielerinnen, die offen zu ihrer Sexualität stehen, ist lang: Ex-Nationalspielerinnen wie Nadine Angerer oder Steffi Jones, die zwischenzeitlich auch als Bundestrainerin tätig war, die Wolfsburgerin Svenja Huth, aber auch internationale Spielerinnen wie die Amerikanerin Megan Rapinoe, die Dänin Pernille Harder und die Schwedin Magdalena Eriksson, die jetzt gemeinsam als Paar bei Chelsea kicken. Sie alle stellen ihre Liebe nicht öffentlich zur Schau, aber sie verstecken sie auch nicht. Sie gehen damit um, wie mit jeder Beziehung umgegangen werden sollte: normal.

Heuermann: "Schon lange Normalität"

So ein offener Umgang herrscht nicht nur bei den Profispielerinnen. Auch im Amateurbereich der Frauen ist Homosexualität ein Thema  - oder sagen wir besser kein Thema? "Das trifft es ganz gut", bestätigt Matthias Heuermann, der beim VfL Billerbeck für die Frauenabteilung verantwortlich ist. "Für uns im Frauenfußball ist Homosexualität schon lange Normalität. Es geht nicht darum, es an allen Ecken zu zeigen, aber jeder weiß es. Bei uns wurde nie wirklich ein Wort darüber verloren. Uns ist wichtig, dass die Mädels Bock auf Fußball und den VfL haben, alles andere ist egal. Es ist einfach kein großes Ding." Das sieht auch André Kuhlmann, Trainer der Männer bei Blau-Weiß Aasee, so. Er hat bei der Warendorfer SU auch schon Frauenteams gecoacht. Im Frauenfußball sei Homosexualität "völlig normal und überhaupt kein Tabu mehr". 

Münsters Kreisvorsitzender Norbert Krevert setzt sich schon seit vielen Jahren für Toleranz und Gleichberechtigung im Sport ein, er war Frauenfußball-Beauftragter des Kreises und stand dem BSV Fortuna vor. Auch er habe Homosexualität im Frauenfußball stets als "mega-normal" wahrgenommen. Der Münsteraner ist stolz darauf, in einer so bunten und toleranten Gesellschaft zu leben, für welche die Domstadt bekannt ist. "Ich stehe zu 100 Prozent hinter der Aktion der 11Freunde. Die Entscheidung über das eigene Coming Out steht natürlich jedem frei. Ich bin aber überzeugt, dass es bei uns kein Problem geben würde, wenn sich auch ein Mann öffentlich zu seiner Homosexualität bekennt. Sollte doch etwas vorfallen, würden wir als Fußballkreis ganz klar Flagge zeigen." Natürlich weiß Krevert, dass auf Deutschlands Fußballplätzen selbst im Jahr 2021 noch immer Beleidigungen wie "Schwuchtel" oder "Schwule Sau" fallen. Sie werden aber weniger. Im Fußballkreis Münster, davon ist der Kreisvorsitzende überzeugt, muss sich niemand vor Anfeindungen wegen seiner Sexualität fürchten. 

Steinrötter: "Es geht auch um Aufklärung"

Kolja Steinrötter, Trainer der Frauenmannschaft bei Blau-Weiß Aasee, macht dennoch deutlich, dass man das Thema immer wieder ansprechen und auf den Tisch bringen muss. "So lange es nicht als selbstverständlich angesehen wird, führt daran kein Weg vorbei." Der Verein und vor allem Steinrötter gehen diesen Weg nicht nur mit, sie gehen voran: Auf einer selbst entworfenen Bande mit dem Schriftzug "BW Aasee gegen Homophobie" sind gleichgeschlechtliche Figuren zu sehen, die sich küssen. Mit einer Kapitänsbinde in Regenbogenfarben setzt die Mannschaft ein weiteres Statement für ein offenes und tolerantes Miteinander. Auch der jährlich stattfindende Equality-Cup steht ganz im Zeichen der Gleichberechtigung.

"Es geht auch um Aufklärung", spricht Steinrötter ein wesentliches Problem an. "Als wir im Vorstand über die Bande gesprochen haben, war eine Reaktion: 'Aber da sind doch Kinder am Platz, die das sehen.' Und in dem Moment habe ich mir gedacht: Ja, und genau deswegen müssen wir diese Bande erst recht zeigen. Damit bereits Kinder lernen, dass Homosexualität ein normaler Teil der Gesellschaft ist." Bis Vereine, Verantwortliche, Spieler*innen und Zuschauer*innen an diesem Punkt angelangt sind, sei es noch ein weiter Weg. "Dafür müssen wir die alten und festverankerten Strukturen in den Vereinen brechen. Da geht es nicht nur um Homophobie, sondern auch um die Gleichberechtigung von Frauen, um die Offenheit gegenüber anderen Kulturen. Die Vereine und Teams müssen die Werte wirklich leben und glaubwürdig nach außen vermitteln, dass man Homosexualität nicht nur toleriert, sondern begrüßt. Da müssen alle mitmachen", findet der Coach klare Worte. 

Diskriminierung und Klischées

Innerhalb des Systems Frauenfußball werde nach Ansicht des Münsteraners niemand aufgrund seiner Sexualität diskriminiert. Oft werde von Außenstehenden sogar davon ausgegangen, dass fußballspielende Frauen auf Frauen stehen. "Das sind doch eh alles Lesben" ist da kein seltener Satz, den man zu hören bekommt. Diskriminierung aufgrund der Sexualität? Nein, aber sind diese Vorurteile nicht mindestens genauso verletzend? "Mich persönlich stören diese Vorurteile nicht. Man muss auch einfach sagen, dass es oft stimmt, dass Frauen, die Fußball spielen, homo- oder bisexuell sind. Nicht immer, aber es ist eben nicht nur ein Klischee", sagt Anna Haberecht. 

Die 28-Jährige spielt seit Jahren für den VfL Billerbeck und hat trotz der Vorurteile nie negative Erfahrungen aufgrund ihrer Sexualität gemacht. "Natürlich gab es auch mal Sprüche wie 'Du Mannsweib', aber das ist mir egal. Das ist dann eher der Situation und den Emotionen im Spiel geschuldet und kein direkter Angriff gegen meine sexuelle Orientierung." Natürlich gehe jede Spielerin anders mit solchen Momenten um und es gebe auch Frauen, die sich erst spät geoutet und zunächst nur wenigen Mitspielerinnen anvertraut hätten. Das liege Haberechts Erfahrung nach aber weniger an der Angst vor der Reaktion der Teamkameradinnen. "Oft ist die Angst vor der Reaktion des privaten Umfelds größer. So etwas spricht sich natürlich schnell rum und nicht jeder weiß, wie die Familie reagiert." Die Erzieherin sieht den Frauenfußball als sichere Umgebung und geht sogar einen Schritt weiter: "Ich glaube, dass es vielen ein gutes und sicheres Gefühl gibt und sie sich durch den Fußball und die Mannschaft überhaupt erst trauen, sich zu outen." 


Lea Heitkamp (25) spielt bei Blau-Weiß Aasee und hat dort gelernt, offen zu ihrer Sexualität zu stehen, die sie zuvor jahrelang versteckt hatte. Heimspiel-Mitarbeiterin Theresa van den Berg hat mit ihr ein ausführliches Interview geführt.
 



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Pl. MannschaftSp. TorePkt.
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2    FC Nordwalde 26    81:22 67  
3    SG Sendenhorst 26    75:22 66  
4    Germ. Hauenhorst 26    79:27 66  
5    VfL Billerbeck 26    76:23 65  

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