Totalausfall in Halbzeit zwei

Von Nils Uhlig

(16.01.22) Manchmal kann man ein Spielgeschehen nur schwer erklären. Waren der TuS Müssen-Billinghausen und die HSG EGB Bielefeld im ersten Durchgang noch gleichauf, ging bei den Gästen nach der Pause gar nichts mehr. So gewann der TuS auch in der Höhe verdient mit 30:20 (12:12), da Bielefeld sich in seinem Schicksal ergab und keine Gegenwehr leistete. Die "jungen Wilden" hingegen überzeugten auf Müssener Seite ihren Trainer.

"Eigentlich sind wir gut reingekommen und haben in der Abwehr unsere Aufgaben zu Beginn gut gelöst", lobte EGB-Co-Trainer Albert Kreismann die eigene Defensive. So führten die Gäste nach neun Minuten mit 1:3 und schienen die Gastgeber im Griff zu haben. Dann jedoch spazierte Müssens Halbrechter Felix Henrich-Held erstmals durch die EGB-Deckung und traf zum 2:3-Anschluss. Fortan verloren die Gäste defensiv ihre Zuordnung und vergaßen ihre Aufgaben, wodurch Müssen-Billinghausen einen 7:3-Lauf in den kommenden zehn Minuten hinlegte. Shooter Lukas Hansen traf so nach 20 Minuten per Doppelschlag zur 9:6-Führung der Hausherren. EGB stellte um und brachte den flinken Leonard Haselbach, der zweimal in Folge seinen Gegenspielern davonlief und das Spiel zum 9:10 erneut drehte.

Nach der Pause den Stecker gezogen

Bis zur Halbzeit blieb das Spiel ausgeglichen und so verabschiedeten sich die Teams leistungsgerecht mit einem 12:12-Unentschieden in die Kabine. "Im ersten Durchgang fehlte uns im Angriff noch die Tiefe und Überzeugung", bemängelte TuS-Coach Axel Helmold. Nach der Pause zeigte seine Mannschaft sich dann deutlich verbessert. Besonders Christopher Kaltenberg war immer wieder über den Mittelblock erfolgreich.

Bereits dreieinhalb Minuten nach der Pause hatte der TuS so vier Tore erzielt und führte mit 16:13. "Wir haben den Start in die zweite Halbzeit komplett verschlafen und defensiv keine Gegenwehr mehr geleistet", sah Kreismann, wie sein Team völlig passiv agierte. Bis zur 45. Minute blieb der Dreitore-Vorsprung für Müssen bestehen. "Dann hat irgendwer den Stecker gezogen", konnte Kreismann kaum mit ansehen, wie seine Mannschaft sich ihrem Schicksal fügte. 

Ein Wehrmutstropfen bleibt

Fünf Angriffe in Folge schaffte es Bielefeld nicht einen einfachen Wechsel zu spielen und produzierte dabei fünf Ballverluste, die Müssen eiskalt mit Gegenstößen bestrafte. So wurde innerhalb kürzester Zeit aus einem 19:16 eine komfortable 23:16-Führung, die einer Vorentscheidung gleichkommen sollte. EGB war nun völlig von der Rolle und die Gastgeber steuerten sicher dem siebten Saisonsieg entgegen. Einziger Wehrmutstropfen war die Verletzung von Karsten Neuser, der sich ohne Gegnereinwirkung im Gegenstoß eine Muskelverletzung zuzog und vermutlich einige Wochen pausieren muss.

"Die jungen Wilden haben ein richtig gutes Spiel gemacht. Kaltenberg und Henrich-Held waren die Garanten für den Sieg, aber auch die vier A-Jugendlichen haben sich gut eingefügt. Besonders Lasse Klocker hat im Mittelblock bärenstark gespielt", lobte Helmold seine Mannschaft. Kreismann hingegen war konsterniert. "So dürfen wir uns nicht präsentieren. Im ersten Durchgang hat man ja gesehen, dass wir nicht schlechter sind. Was danach passiert ist, ist unerklärlich", konnte er nicht fassen, wie seine Mannschaft nach der Pause wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel.

Tore für Müssen-Billinghausen: Felix Henrich-Held (9), Christopher Kaltenberg (7), Lukas Hansen (3), Karsten Neuser (3), Dennis Nold (3/2), Lasse Klocker (2), Timm Fichtler (1), Fabian Diekmann (1), Fynn Schlüter (1).

Tore für EGB: Felix Halbgebauer (4), David Hoecker (4/3), Leonard Haselbach (3), Marco Fillies (3), Kai Muesmann (2), Marc Rössler (2), Moritz Basten (1), Paul Haje (1).