Der Knoten platzt im Derby

Von Nils Uhlig

(23.01.22) Verkehrte Welt in Hörste! Der bisherige Tabellenletzte aus Steinhagen spielte die bisher stark aufspielenden Hörster eine Halbzeit lang an die Wand. Am Ende reichte es - auch wenn mit ein bisschen Glück - immerhin zum zweiten Saisonsieg. Die TG Hörste hatte gegen die Spvg. Steinhagen bei der 28:31 (12:20)-Niederlage zunächst überhaupt keinen Zugriff. Nur ein Spieler funktionierte wie immer und natürlich wie am Fließband.

"Wir waren im ersten Durchgang deutlich zu passiv in der Deckung", musste Hörster Co-Trainer Heiko Schuster zugeben. Dabei kam die TG eigentlich gut ins Spiel und führte nach knapp fünf Minuten mit 3:1 durch einen Leger von Spielmacher Julius Hagemann nach einem Durchbruch auf der Halbposition. Steinhagen aber war an diesem Tag hellwach und antwortete prompt. Durch einen Ansorge-Siebenmeter gelang den Gästen beim 3:4 nach siebeneinhalb Minuten die erste Führung. Auch nach 16 Minuten war das Spiel beim 9:9-Ausgleich von Hörstes Daniel Barrelmeyer noch ausgeglichen, dann ging hatten die heimischen "Rothosen" die Schwächephase, für die sonst Steinhagen in dieser Spielzeit bekannt ist. 

Ansorge geht voran und zieht sein Team mit

Hörstes Abwehr wurde dieser Bezeichnung nicht wirklich gerecht. Immer wieder spazierte Kapitän Tim Ansorge durch die Deckung, als wäre es ein leichtes und Joshua Wagner durfte von sieben Metern ohne Kontakt zum Schlagwurf ansetzen. "Tim hat heute ein Superspiel gezeigt und ist als Kapitän voran gegangen", lobte Trainer Christian Blankert seinen Spielmacher. Der traf beim 9:12 zur ersten Dreitore-Führung nach 19 Minuten. Und jetzt wurde es richtig bitter für die Gastgeber.

Denn vor 250 Zuschauern schaltete sich Steinhagens Schlussmann Philip Joswig ein und parierte einige Würfe. Im Angriff lief es ja ohnehin hervorragend und so traf Joshua Wagner nach 28 Minuten zur 11:20-Führung. Hörster Torschütze vom Dienst Silvan Tarner verkürzte immerhin noch zum 12:20-Halbzeitstand. "Wir wollten eigentlich schon früher unsere Deckung auf ein 5:1 umstellen, aber zahlreiche Zeitstrafen haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht", änderten Schuster und sein Chef Matze Baier erst nach der Halbzeit die Abwehrformation.

Vier Chancen vergeben, das Spiel zu drehen

Und diese Umstellung sollte erfolgreich sein. Steinhagen tat sich mit schwindenden Kräften im zweiten Durchgang zusehends schwerer selbst erfolgreich zu sein. Allerdings waren die Hausherren lange ebenfalls nicht in der Lage den Rückstand entscheidend zu verkürzen, auch weil die TG immer wieder in Unterzahl agieren musste und Steinhagen dann Tarner in Manndeckung nahm. Der wollte das Spiel allerdings mit aller Macht drehen und legte auf seine sechs Tore aus dem ersten Durchgang noch zehn weitere nach der Pause drauf. Doch erst beim 27:29 gut drei Minuten vor dem Ende, natürlich durch Tarner, waren die Hausherren wieder in Schlagdistanz.

Steinhagen wackelte gewaltig und agierte vorne zu unentschlossen und Hörste fing innerhalb kürzester Zeit vier Bälle ab. Zwei davon spielte die TG hektisch direkt wieder in die Arme des Gegner und zweimal verfehlte der junge Daniel Barrelmeyer im Gegenstoß das Tor. Und wenn man seine Chancen vorne nicht nutzt, dann bekommt man halt die Quittung. Dieses Mal in Form des 27:30-Treffer von Tim Ansorge, der sich ein letztes Mal durch die Abwehr tankte und mit letzter Kraft zur Entscheidung traf. Die letzten zwei Tore brachten dann keine Veränderung mehr.

"Wir haben von der 15. bis 30. Minute zu viel Boden verloren. Dann haben wir uns zwar rangekämpft, waren aber im Angriff zu inkonsequent. Unterm Strich hat es auch verdient nicht gereicht", erkannte Schuster an. "Wir waren ehrlich gesagt nicht super Sattelfest, aber das ist heute egal. Wir hatten heute das nötige Glück und haben das in der Deckung sehr ordentlich gemacht", freute sich Blankert über den wichtigen Derbyerfolg, der als Initialzündung herhalten soll, damit der Klassenerhalt doch noch möglich gemacht werden kann.

Tore für Hörste: Silvan Tarner (16/2), Julius Hagemann (4), Daniel Barrelmeyer (2), Arne Grabowski (2), Lukas Burstädt (1), Lars Barrelmeyer (1), Timon Lepper (1), Simon Walkenhorst (1).

Tore für Steinhagen: Tim Ansorge (10/4), Joshua Wagner (8), Jonas Maiwald (3), Dennis Strothmann (3), Leonard Janzen (2), Kevin Kasper (2), Jannes Gräser (1), Mika Retzlaff (1), Finn Wagner (1).