Eine gute Entscheidung

von Christian Lehmann

(10.11.20) Mit neuen Dingen ist das ja meist so ne Sache. Viele Menschen stehen Veränderung eher skeptisch gegenüber. Auch ich muss gestehen, dass ich mich häufig erst einmal überzeugen lassen muss, ehe ich mich voll und ganz einer Sache verschreibe. Bei der Bezirksliga 11 hatte ich aber von Anfang an ein gutes Gefühl, weshalb ich mich auch vehement dafür eingesetzt habe, dass diese Spielklasse Mitte der vergangenen Saison in unser Portfolio aufgenommen wurde. Mit dem ganzen Corona-Kuddelmuddel konnte nun wirklich niemand rechnen, aber schon jetzt steht nicht nur für mich fest: Es war eine gute Entscheidung.

16 Teams, eine komplett neue Struktur, fünf Aufsteiger - natürlich konnte ich mir bisher noch keinen vollumfänglichen Blick von dieser Staffel machen. Gibt schließlich auch noch andere Ligen, in denen die Berichterstattung nicht zu kurz kommen darf. Der Einblick, den ich bei meinen bisherigen Spielbesuchen gewonnen habe, war aber - wie es so viele Fußballer gerne ausdrücken - "überragend". Besonders gerne erinnere ich mich an eine mega Stimmung beim Derby zwischen dem SV Heek und dem VfB Alstätte, ein Auf und Ab mit offenem Visier zwischen der SG Coesfeld 06 und dem ASV Ellewick und eine Begegnung auf technisch höchst anspruchsvollem Niveau zwischen dem VfL Billerbeck und dem FC Epe. Leute, hier wird richtig was geboten im westlichen Münsterland!

Während vielerorts die Zuschauerzahlen immer geringer werden, sind in dieser Liga - trotz Corona-Beschränkungen - 300 Schaulustige bei einem Spiel keine Seltenheit. Ich glaube ja, das liegt daran, dass hier ehrlicher Fußball mit Herz gezeigt wird. Natürlich gibt es auch in der Bezirksliga 11 Ausnahmespieler wie Eintracht Coesfelds Torjäger Marius Borgert, Billerbecks Routinier Felix Leimkühler, FCE Epe-Spielertrainer Andre Hippers, SG Coesfeld-Torjäger Lucas Jacobs oder Vorwärts Epes Aleksandar Temelkov. Das allein macht allerdings nicht immer diesen besonderen Reiz aus, der auch mich gepackt hat.

Spitzenreiter SuS Stadtlohn stünde nicht dort, wo er steht, wenn er nicht auch ein paar exzellente Kicker in seinen Reihen hätte. Milan Tendahl, Raphael Busert oder Maxi Rhein hätte vermutlich jeder Bezirksliga-Trainer gerne in seinem Team. Offenkundig steht jedoch bei der Truppe von Trainer Stefan Rahsing nicht der Einzelne im Fokus, sondern das Kollektiv. Mit einer exzellenten Organisation im Spiel gegen den Ball, souveränem Ballbesitz-Fußball und obendrein auch noch guten Umschaltmomenten dominiert der Primus die Liga, obschon er sich zu Saisonbeginn bereits gegen ganz starke Gegner (Billerbeck, FC Epe, Vorwärts Epe, SV Gescher) beweisen musste. Fest steht: Der Meistertipp SuS Stadtlohn würde momentan keine allzu hohe Quote bringen...

Diejenigen, die sich dahinter tummeln, sind jedenfalls ziemlich gut zufrieden mit ihrer bisherigen Leistung und hegen gar nicht die großen Ambitionen, den Primus vom Thron zu schubsen. Ein paar Spieltage lang grüßte Aufsteiger Eintracht Coesfeld von oben, dass das kein Dauerzustand sein würde, darauf hatten sich Spieler und Verantwortliche bereits eingestellt. Auch der VfL Billerbeck, der SV Gescher, die SG Coesfeld und der FC Epe verstehen sich nicht als "Stadtlohn-Jäger". Vorwärts Epe hatte eigentlich Ambitionen, nach einer bisher aus diversen Gründen verkorksten Saison allerdings ganz andere Sorgen.

Langeweile pur also? Nöö, die Liga ist vor allem im Rennen um den Klassenerhalt wahnsinnig eng beieinander. Zuletzt muckten nach miesem Start fast schon als Streichkandidaten gebrandmarkte Teams wie der RC Borken-Hoxfeld (drei Siege in Serie) oder Schlusslicht Adler Weseke (Sieg gegen Ex-Primus Eintracht Coesfeld) auf und unterstrichen, dass mit ihnen zu rechnen ist. Zusätzlich befeuert wird der Abstiegskampf durch die Tatsache, dass derzeit noch völlig offen ist, ob eine komplette Spielzeit bestritten werden kann oder doch nur ein Teil der Serie. Auch oben ist noch längst kein austrudeln angesagt. Wer weiß denn schon, ob nicht Platz zwei am Ende der Saison auch etwas wert sein kann? Richtig, in diesen verrückten Zeiten weiß das niemand.

Ach ja, fast vergessen: Die ersten Personal-Entscheidungen sind auch bereits gefallen. Auf Kontinuität setzen der FC Epe, der SV Gescher und Borken-Hoxfeld, beim ASV Ellewick wird aktuell nach einem Nachfolger für Jochen Kloster gefahndet. Auch hier werden wir euch auf dem Laufenden halten!