Fehlhauer kämpft und blickt nach vorn

Von Christian Lehmann

(25.09.19) 2:9 bei Borussia Münster - das war ein heftiger Schlag ins Kontor für die Jungs von Cheruskia Laggenbeck. Nur drei Punkte aus sieben Spielen - die Lage ist ernst beim Liga-Vorletzten. Nach dem Debakel am Sonntag erreichte uns gleich mehrfach die Nachfrage: Macht Trainer Nico Fehlhauer weiter? Wir haben sie im Interview mit dem Laggenbecker Coach weitergeleitet - und eine klare Antwort erhalten.

Hallo Nico! Hast Du die Klatsche bei Borussia Münster inzwischen verarbeiten können?
Fehlhauer: Dass das nicht einfach ist, keine Frage. Es gibt keinen Trainer, der dann sagt, es geht ihm nach so einem Spiel gut. Ich habe weder als Trainer noch als Spieler jemals 2:9 verloren. Für mich ist das eine neue Situation. Ich muss aber auch ganz klar sagen, nach dem Spiel eine Woche zuvor (1:5 gegen den SC Hörstel) war ich deutlich enttäuschter. Den Jungs, die am Sonntag auf dem Platz standen, kann ich kaum einen Vorwurf machen. Nochmal: So komisch es klingt, so schlecht, wie es das Ergebnis aussagt, waren wir lange Zeit nicht. Wenn das Spiel 5:7 ausgeht, ist das immer noch ein sch... Ergebnis. Dann beschreibt es den Spielverlauf aber besser.

Hast Du inzwischen eine Erklärung gefunden, warum ihr nach der Pause so eingebrochen seid?
Fehlhauer: An fehlender Fitness liegt es sicher nicht. Wir haben auch vorher in Spielen gegen Spitzenmannschaften wie Burgsteinfurt am Ende noch zulegen können. Aber wenn man erfahrene Spieler wie Daniel Hintze, Sascha Klumpe oder Oliver Mansfeld auswechseln muss, dann kann ein Spiel so einen Verlauf nehmen. Eine 100-prozentige Erklärung habe ich nicht, aber am Ende standen viele unerfahrene oder angeschlagene Spieler auf dem Platz. Da kann man sich dann auch gegen einen solchen Gegner, der sich in so einen Rausch spielt, nicht mehr wehren.

Wie war die Reaktion der Mannschaft in der Trainingswoche?
Fehlhauer: Natürlich ist die Stimmung im Keller. Die Jungs wissen selbst, dass das Mist war. Wir haben gut trainiert, aber das machen wir schon seit Wochen. Für unsere aktuellen Verhältnisse ist die Beteiligung gut. Es gab am Dienstag keine riesen Diskussion, aber es wird am Freitag eine etwas längere Team-Besprechung geben. Die Situation ist kritisch, aber es ist auch nicht so, dass wir resignieren.

Du hast schon vor und während der Saison deutliche Kritik an der Trainingsbeteiligung und -Leistung deiner Spielern geübt? Fühlst Du dich nicht mehr gehört?
Fehlhauer: Natürlich habe ich mich auch hinterfragt. In der Vorbereitung gab es leider viele unnötige Nebengeräusche. Vielleicht hätte ich da auch ein, zweimal die Fresse halten müssen. Aber das ist nicht meine Art. Ich habe immer gesagt, dass bei uns alles passen muss, damit wir in dieser Liga bestehen. Wenn uns nur ein paar Prozentpunkte fehlen, reicht es nicht. In der momentanen Situation mache ich den Jungs in diesem Punkt aber keinen Vorwurf.

Hast Du so eine Situation schon mal erlebt? Hattest Du Rücktrittsgedanken?
Fehlhauer: Bei meinen ehemaligen Stationen haben wir auch Spiele verloren, aber an eine solche Situation kann ich mich nicht erinnern. Es geht jetzt aber nicht darum, draufzuhauen. Wenn ich mal sage, dass ich mich hinterfrage, dann hat das überhaupt nichts mit Gedanken an einen möglichen Rücktritt zu tun. Ich bin keiner, der sich verpisst. Es gibt für mich überhaupt keinen Grund dafür. 18 Jahre waren wir Kreisligist, ohne das große Geld zu zahlen, sind wir jetzt schon im zweiten Jahr in der Bezirksliga. Wenn der Vorstand oder die Mannschaft kommt und sagt, es passt nicht mehr, dann ist das etwas anderes. Wenn's einer besser kann, dann muss das geäußert werden. Aber man muss auch wissen, woher wir kommen...

Gab es in dieser Woche Gespräche mit der Vereinsführung?
Fehlhauer: Nein, ich habe nichts gehört. Das bewerte ich aber auch überhaupt nicht negativ. Man hat mich in Laggenbeck immer in Ruhe arbeiten lassen. Der Vorstand um Rainer Gudd weiß, worum es geht, aber wir haben in unserem Umfeld einfach noch keine Bezirksliga-Struktur. Ich übernehme die Aufgaben des Teambetreuers und des Sportlichen Leiters mit, mache vieles alleine. Auch in den Erfolgsphasen hat der Vorstand nicht jede Woche angerufen. Das ist halt anders als bei anderen Vereinen. Nach dem Spiel trinken wir vielleicht mal eine Flasche Bier.

Wird es personell zum Wochenende hin besser? Was ist mit Daniel Hintze?
Fehlhauer: Bei Daniel kam am Montag direkt die nächste Schreckensmeldung. Es ist zum Glück kein Kreuzbandriss, aber der Meniskus ist beschädigt. Er muss operiert werden und wird sicherlich bis zur Winterpause fehlen. Es sind aber leider noch ein paar mehr, die nicht zur Verfügung stehen. Nico Stehr und Tobias Apke fehlen mit ihren Kreuzbandrissen seit Saisonbeginn. Sascha Klumpe hat am Dienstag auch nicht trainiert, er spielt seit Wochen mit Rückenproblemen. Ich kenne ihn, wenn er irgendwie kann, dann wird er spielen. Bei Niklas Schmolling, der am Sonntag mit Beschwerden gespielt hat, wird's auch schwierig. Joel Pott und Fabian Harte werden zurück kommen, Andi Blom ist noch im Urlaub. Valon Beqiri kann so langsam das Training wieder aufnehmen, aber auch er hat seit Mai nichts mehr gemacht. Basti Hegerfeld hätte unser Niveau sicherlich nochmal gehoben, aber er ist beim Fitness-Training mit dem Rücken auf eine Hantel geflogen. Olli Mansfeld hat sich zuhause den Kopf gestoßen und konnte nicht trainieren. Wenn Du das alles so zusammenschreibst, dann denkst Du wirklich, das ist Slapstick. 

Ihr habt am Sonntag ein Heimspiel gegen die SG Telgte, die mit euch da unten drin steht. Geht ihr mit einer besonderen Vorbereitung da rein?
Fehlhauer: Es geht jetzt darum, den Kopf wieder hochzunehmen und drei Punkte zu holen. Ich werde versuchen, die Mannschaft vernünftig vorzubereiten, ohne Polemik, und ohne etwas zu verändern. Das wäre auch nicht authentisch. Der Fokus liegt darauf, nach dem Spiel und am Saisonende über dem Strich zu stehen. Wenn Du gegen Telgte gewinnst, bist Du nicht mehr auf einem Abstiegsplatz. Wir müssen sehen, dass wir gegen die auch mit dem letzten Aufgebot irgendwie dreckig die Punkte holen.