Aufstockung auf 14 Bezirksliga-Staffeln?

Von Christian Lehmann

(29.04.20) Die Video-Konferenzen, die derzeit von den Spitzenfunktionären im Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) für die Vertreter ihrer Vereine angeboten werden, gehen in die finale Phase. Noch heute sollen die letzten Klubs informiert und gehört werden, dann will der Verbands-Fußball-Ausschuss eine Empfehlung erarbeiten, wie im Dilemma rund um die Coronakrise mit dem Amateurfußball in Westfalen weiter verfahren wird. Am Dienstagabend kamen die Klubvertreter der Bezirksliga-Staffel 11 und 12 im virtuellen Raum zusammen, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Der Verband will die Öffentlichkeit in Kürze in Form einer Pressemitteilung informieren, schon jetzt sickerten aber ein paar Details durch.

Zunächst einmal legten FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski und seine Mitstreiter den Delegierten nahe, warum die Entscheidung darüber, ob die Saison abgebrochen wird, nicht von heute auf morgen getroffen werden kann: Weil es derzeit an einer einheitlichen Linie im Westdeutschen Fußballverband fehlt. Eine entscheidende Rolle dabei spielt der Verband Mittelrhein, der sich noch vor einigen Tagen für eine Fortführung der Saison ausgesprochen hatte - das allerdings, ohne seine Vereine mit einzubeziehen. Sollte es bei diesem Vorhaben bleiben, müsste die WDFV-Spielordnung geändert und ein außerordentlicher Verbandstag einberufen werden.

Offenbar 14 statt bisher 12 Bezirksliga-Staffeln geplant

Des Weiteren - und jetzt geht's ans Eingemachte - bleibt es dabei, dass der FLVW bestrebt ist, die Saison in irgendeiner Form zu werten. Weil es keine Absteiger, aber sehr wohl Aufsteiger geben soll, muss gerade im Bereich der Bezirksligen eine Lösung gefunden werden, um die Staffeln nicht noch weiter aufzublähen. Zur Erinnerung: In Staffel 11 gingen in dieser Saison 18 Teams an den Start. Die Pläne sehen deshalb vor, die Anzahl der Bezirksligen von 12 auf 14 zu erweitern. Wohlgemerkt: Entschieden ist noch nichts. Daniel Schürmann, Sportlicher Leiter von Union Lüdinghausen (Staffel 11), würde dieses Vorgehen begrüßen, hofft aber im gleichen Zug auf eine für seinen Verein günstige Staffel-Neueinteilung: "Wir würden uns natürlich wünschen, weiterhin gegen Nordkirchen, Olfen oder Dülmen spielen zu können. Generell halte ich es aber für sinnvoll, in Staffeln mit nicht mehr als 16 Teams zu spielen."

Niemand weiß, wie sich die Lage in den kommenden Monaten entwickeln wird. Einem Vorschlag aus dem Lager des FC Nordkirchen, die Saison womöglich erst im nächsten Frühjahr zu beenden, erteilte FLVW-Präsident Walaschewski allerdings eine Absage. Wenn man sich letztlich entscheiden sollte, die Saison abzubrechen, se diese Entscheidung auch final. Klar ist auch, dass eine einheitliche Regelung für das gesamte Verbandsgebiet gefunden und nicht von Spielklasse zu Spielklasse unterschiedlich verfahren werden soll. Die Tabellenzweiten, ganz gleich ob nach der Hinrunde oder nach aktuellem Stand, dürfen sich zudem nach derzeitigem Stand wohl wenig Hoffnung auf den Aufstieg machen. In den vergangenen Jahren hatte es noch wiederholt Relegationsrunden der Vizemeister gegeben.

Borussia Münster oder Vorwärts Wettringen?

Die Frage, welche Kriterien nun zur Ermittlung der Aufsteiger herangezogen werden, bleibt weiterhin offen. "Am schönsten wäre es ja, wenn wir es sportlich auf dem Platz lösen könnten. Es sollte aber klar sein, dass das nicht möglich ist", betonte Frank Blom, Abteilungsleiter des SC Greven 09. Sein Verein ist wohl gekniffen, denn selbst bei Anwendung der Quotientenregel nach aktuellem Stand stünde Nullneun in der Staffel zwölf hauchdünn hinter Tabellenführer Vorwärts Wettringen. Wird die Wertung nach der Hinrunde vorgenommen, dürfte im Lager von Borussia Münster gejubelt werden. In Staffel elf würde in jedem Fall der TuS Haltern II aufsteigen, sofern die Saison nicht annulliert würde.

Zu den Profiteuren des sich abzeichnenden Abbruchs-Szenarios in Staffel zwölf zählt BW Aasee, das als Tabellenletzter die Klasse halten darf - und diese Option auch ziehen will. "Wir finden uns in allen Punkten, die vorgestellt wurden, wieder", sagte Abteilungsleiter Jan Baumbach, der selbst nicht teilnahm, aber über die Ergebnisse in Kenntnis gesetzt wurde. "Natürlich wollen wir in der Bezirksliga bleiben. Wir sind absolut konkurrenzfähig."

"Interessantes Format"

Eine interessante Frage, die an uns herangetragen wurde, ist auch die nach dem technischen Ablauf einer solchen Video-Konferenz. Der ist erstaunlich einfach. Jeder Verein erhält eine E-Mail mit einem Link und Login-Daten, pro Klub darf nur ein Vertreter teilnehmen. Eine Registrierung ist nicht notwendig. Konferiert wird übrigens nicht über die bekannten Kanäle wie Skype oder Zoom, sondern über "Blue Jeans". Damit die Konferenz nicht in ein allgemeines Gebrabbel und Geblubber verfällt, schalten die Vereinsvertreter ihre Mikros auf stumm und werden hinzugeschaltet, um Wortmeldungen abzugeben. Oder sie melden sich im Chat zu Wort. 

Die Teilnehmer waren angetan. "Ich finde, dass ist ein gutes Medium und eine Idee für die Zukunft. So könnte man problemlos Konferenzen abhalten und sich die weiten Fahrten etwa zu Verbandstagen sparen", so Schürmann. Frank Blom stimmte zu, allerdings mit Einschränkungen: "Es war sehr informativ und es ist ein interessantes Format - aber kein Medium, um Details und Feinheiten zu besprechen - zumindest nicht mit über 35 Teilnehmern."