"Wir sind gebrandmarkt"

von Christian Lehmann

(21.07.20) Als sich im April abzeichnete, dass die Saison 2019/20 nicht fortgeführt wird, dürfte der eine oder andere beim SV Burgsteinfurt erleichtert aufgeatmet haben. Eine Seuchen-Spielzeit lag zu diesem Zeitpunkt hinter dem einstigen Topfavoriten auf den Landesliga-Aufstieg. Mit Platz sechs, das muss man so deutlich sagen, konnte in der Kreisstadt aller Verletzungsnöten zum Trotz niemand zufrieden sein. 

Am Dienstag legen die Stemmerter wieder mit dem Vollbetrieb los, und die Lust darauf, die vermaledeite Vorsaison vergessen zu machen, ist riesengroß. Wir haben mit Trainer Christoph Klein-Reesink unter anderem über die Lehren aus der Vergangenheit, die Herausforderungen der neuen Spielzeit und die neue Bezirksliga-Staffel gesprochen.

Hallo Reese. Ihr seid nach langer Pause bereits wieder locker ins Training eingestiegen. Wie sehen deine ersten Eindrücke aus?

Klein-Reesink: Unsere Vorbereitung beginnt offiziell erst am 28. Juli. Wir treffen uns aber schon seit einigen Wochen immer donnerstags zum Kicken. Mal sind 16 Jungs dabei, mal etwas weniger. Das ist alles freiwillig. Nach zwei, drei Wochen Corona-Pause habe ich noch gedacht, dass einem die Erholung ganz gut tut. Als abzusehen war, dass es doch deutlich länger dauert, ist die Vorfreude immer größer geworden. Jetzt freuen wir uns darauf, dass es bald endlich wieder losgeht.

Ihr habt insgesamt sechs Neuzugänge mit viel Qualität im Kader. Wer könnte am wertvollsten sein?

Klein-Reesink: Ich hoffe, dass sie alle wertvoll für uns sein werden. Sie sind auch alle unterschiedlich zu sehen. Yannik Willers wird uns mit seinem Tempo enorm helfen, Levin Schmieder hat schon im Training gezeigt, dass er einen richtig guten linken Fuß hat. Von Yannik Grabbe erwarte ich natürlich auch viel. Wir haben auf vielen Positionen nachgelegt und sind gut aufgestellt.

In der Vorsaison haben fast alle Trainer euch zum Topfavoriten auf den Landesliga-Aufstieg ernannt. Da können wir uns diese blöde Frage leider nicht verkneifen: War die Mannschaft dem Druck nicht gewachsen?

Klein-Reesink: Jeder, der diese Liga in den vergangenen Jahren verfolgt hat, wusste schon im Vorfeld, dass es sehr eng wird. Für uns hat sich die Lage schon nach zwei, drei Spieltagen völlig verändert, nachdem sich Marcel Brameier, Lucas Bahlmann und später auch Patrick Kapke, den wir extra fürs Tor nachverpflichtet haben, schwer verletzt hatten. Lars Kormann und Lars Bode sind zu Beginn auch lange ausgefallen. So zog sich das dann durch - wir hatten keine Alternativen mehr auf der Bank. Wir hatten irgendwann nur noch das Ziel, ohne allzu großen Rückstand irgendwie in die Winterpause zu kommen. Das haben wir nicht geschafft. Wir haben aber auch einige Spiele, in denen wir eine gute Mannschaft auf dem Platz hatten, leichtfertig hergeschenkt.

Habt ihr auch deshalb den Kader in der Breite verstärkt?

Klein-Reesink: Wir haben uns ja schon frühzeitig dazu entschieden, dass wir den Weg gemeinsam über zwei Jahre beschreiten. Weil das alles geklärt war, konnten wir im Oktober schon frühzeitig Gespräche mit möglichen Neuzugängen führen. Wir haben schnell erkannt, dass das Durchschnittsalter im Kader sehr hoch ist. Fast alle Neuzugänge außer Yannik Grabbe sind unter 23 Jahre alt, und der ist auch erst 25. 

Sind die Langzeit-Verletzten der Vorsaison denn alle schon so weit, dass sie voll einsteigen können?

Klein-Reesink: Es sind alle fit. Das Knie von Lucas Bahlmann macht mit, er trainiert wieder. Wenn wir in den Wettkampf gehen, wollen wir aber erstmal aufpassen. Das ist auch bei Marcel Brameier nicht anders. 

Ihr spielt in der kommenden Saison in einer 18er-Staffel mit vielen neuen Gegnern. Wie bewertest Du die neue Liga?

Klein-Reesink: 18 Mannschaften - das ist schon mal ein Brett. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es anstrengend werden kann, wenn der Kader kleiner wird. Ich bin trotzdem jemand, der gerne spielt und sich auf möglichst viele Partien freut. Einige neue Teams kann ich noch nicht so einordnen, Neuenkirchen II und Mesum II kenne ich sicherlich besser als zum Beispiel den SV Bösensell. 

Was wird in dieser besonderen, weil deutlich intensiveren Spielzeit nötig sein? Wer wird deiner Meinung nach oben mitmischen?

Klein-Reesink: Ich denke, es ist extrem wichtig, dass Du eine richtig gute körperliche Präsenz und eine gute Physis mitbringst. Wir können uns nicht am 28. Juli treffen und keiner hat seine Hausaufgaben gemacht. In zwei Wochen kannst Du nicht alles nachholen, was Du in vier Monaten zuvor verloren hast. Ich denke, für diejenigen, die zu lange die Füße hochgelegt haben, wird es sehr schwer. Es ist kein Geheimnis, dass sich Greven 09 und die ISV enorm verstärkt haben. Auch Emsdetten 05 sehe ich in dieser Saison deutlich weiter oben. Und wir möchten natürlich auch oben dabei sein.

Wenn euch nun wieder fast jeder zum Topfavoriten macht, verteufelst Du dann deine Kollegen?

Klein-Reesink: Ich verteufle niemanden. Wir haben ja selber das Ziel aufzusteigen. Aber eines ist klar: Wir sind gebrandmarkt und wissen, dass einiges zusammen kommen muss, wenn man aufsteigen will. Du musst Glück haben, weitestgehend verletzungsfrei bleiben - und natürlich guten Fußball spielen. Es sind viele Faktoren entscheidend. Und es reicht nicht, einen guten Kader beisammen zu haben, eine schöne Anlage oder die besten Bälle. Erstmal sind wir einfach froh, wenn wir diese Seuchen-Saison hinter uns lassen können. 

Das sind die SVB-Gegner in der Vorbereitung: 

4. August, 19 Uhr: VfB Alstätte (H)
8. August, 15 Uhr: SC Dörenthe (H)
12. August, 19.30 Uhr: SC Altenrheine (A)
15. August, 15 Uhr: Borussia Münster (A)
22. August, 16 Uhr: Eintracht Nordhorn (A)
30. August, 15 Uhr: SV Mesum (H/Kreispokal)