Querpass
Dr. Karl Lauterbach zeigt Perspektive für den Amateursport auf
Von Christian Lehmann
(14.04.21) Er gilt als großer Mahner und Kritiker der jüngsten Lockerungs- und Modelprojekt-Schritte. Dennoch hat SPD-Gesundheitsexperte Dr. Karl Lauterbach (58) in dieser Woche in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (der Artikel erschien in mehreren Lokalzeitungen, die der "G14-Gruppe" angehören. Hierzu zählen auch die Westfälischen Nachrichten) eine langfristige Perspektive auch für den Amateursport im Freien aufgezeigt. Bis dahin sei aber zunächst vor allem ein harter Lockdown inklusive Ausgangssperren vonnöten.
"Zuerst müssen wir die Inzidenzzahlen dauerhaft deutlich unter 100 drücken. Die Senkung der Zahlen ist zwingende Voraussetzung für jede Lockerung – auch im Sport", sagte das Mitglied des Deutschen Bundestags. Für Indoorsport sieht der Epidemiologe aufgrund der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus auch langfristig Probleme, Freiluft-Sportarten wie Fußball könnten aber unter gewissen Umständen möglicherweise den Betrieb wieder hochfahren, sobald das Gesundheitssystem wieder merklich entlastet sei. "Draußen an der frischen Luft ist das Ansteckungsrisiko viel niedriger als beim Hallensport, wo ausgeatmete Aerosole in der Luft des geschlossenen Raumes stehen bleiben. Auch Freiluft-Fußball kann ich mir perspektivisch vorstellen, wenn vorher jeder Spieler einen Antigen-Test absolviert, den unbeteiligte Dritte abnehmen. Das wäre eine Idee, die man vielleicht im Amateursport ausprobieren könnte", schlägt der Politiker vor.
Lauterbach erklärt die zuletzt vermehrten Fallzahlen im Profifußball mit der Verbreitung der hochansteckenden Coronavirus-Variante B 1.1.7, vom Hygienekonzept der DFL ist er nach anfänglichen Zweifeln überzeugt. "Man muss sagen, dass der Profibetrieb zu Beginn der Pandemie schnell gelernt hat. Vom Hygiene- und Geisterspielkonzept war ich zuerst nicht so sehr angetan. Aber ich erkenne an, dass ich mich da getäuscht hatte, weil es lange wirklich respektabel funktioniert hat. [...] Ich glaube nicht, dass dieses Konzept noch wesentlich verschärft werden kann. Man wird mit der gestiegenen Zahl der Infektionen im Profifußball leben müssen. Wichtig ist: Das Konzept darf jetzt keinesfalls aufgeweicht werden." Er weist in diesem Zusammenhang auch auf das "LongCovid"-Risiko von Langzeitschäden bei Profifußballern hin.
Generell beklagt der Sozialdemokrat den Mangel an Studien zum Infektionsrisiko bei Fußballspielen. Die Infektionsgefahr in den Kabinen, beim Duschen oder der Anreise sei deutlich höher als auf dem Fußballplatz selbst. Eine sofortige Lockerung, um dem Mangel an Bewegung auszugleichen und möglicher Langzeitfolgen für das Gesundheitssystem vorzubeugen, hält Lauterbach nicht für sinnvoll. "Jeder Mannschaftssportler ist selbst in der Lage, sich so fit zu halten, dass er seine Gesundheit erhält. Auf dem Ergometer, beim Joggen, Fahrradfahren oder Ähnlichem. All das ist unbedenklich in Bezug auf Corona."