Das Mysterium der verschwundenen Ligen

Von Fabian Renger

(25.03.21) Donnerstagmorgen in der Redaktion. Ein Westfalenliga-Coach ruft uns an und fragt, ob er was verpasst hätte. Die Westfalenliga 1 der Herren sei bei fussball.de nicht mehr aufzufinden. Ein kurzer Blick auf das Portal genügte, um festzustellen: Tatsache, die Westfalenliga 1 hatte sich vorübergehend in Luft aufgelöst.(um 13.36 Uhr war sie wieder da) Selbiges galt für die Landesliga 1 (sie war am Donnerstagmittag um 13.24 Uhr wieder abrufbar) sowie für die Bezirksligen 1 und 13. Wurde die Saison etwa im Hintergrund schon abgebrochen? Nein. Der Grund ist ein anderer. Eine Operation am offenen Herzen nämlich. Wenn man das so nennen möchte.

Bei unserer kleinen Detektivarbeit probieren wir es zunächst beim Westfalenliga 1-Staffelleiter Hans-Dieter Schnippe aus Rheine. Der ist etwas verblüfft. Alle bis zum 18. April angesetzten Spieltage seien aufgrund der jüngsten politischen Entscheidungen abgesetzt worden. Mit einem vorgeschalteten Signal in puncto Abbruch habe dies aber nichts zutun. Da gebe es vor kommendem Montag auch seitens des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) keine neue Wasserstandsmeldungen. Warum aber die Liga komplett futsch ist, könne er auch nicht sagen. Wir sollten es mal bei Friedhelm Spey versuchen.

Friedhelm Spey klärt auf: Ein Testballon

Spey ist nicht nur wie  Schnippe Mitglied des Verbands-Fußball-Ausschusses des FLVW, sondern Staffelleiter eben jener Landesliga 1 und der Bezirksliga 13. Und vor allem ist Spey der DFBnet Superuser des FLVW. Heißt: Er ist Herr aller DFBnet-Angelegenheiten der überkreislichen Partien der Herren und Frauen des Verbandes. Der muss es also wissen.

Spey erklärt uns dieses Mysterium der verschwundenen Ligen eigentlich ganz einfach. Als neulich der Verband tagte und sich auch auf einen groben Terminplan für eine mögliche Saisonfortsetzung verständigte, brauchte er natürlich einen einfachen Weg der technischen Umsetzung im Netz. Spey sagt: "Wir wollen die Hinrunde ja zuende spielen - und haben aber die Spiele der Rückrunde angesetzt. Also musste ich überlegen: Wie können wir das umplanen?" Schließlich müssten für einen theoretischen Re-Start des Spielbetriebs am Datum X auch die Verantwortlichen auf Kreisebene wissen, welche Knöpfe sie im System drücken und welche Haken sie dort wo setzen müssen.

Dies habe er aber in keinem Schulungsmodus im Hintergrund herausfinden können, sondern musste am echten Beispiel arbeiten, erklärt Spey weiter: "Wir haben zum Beispiel in der Westfalenliga 1 34 Spieltage. Wenn wir dann 17 Spieltage der Hinrunde spielen wollen, haben aber erst acht gespielt und bis Juni ist mit 34 geplant? Wo lasse ich die? Die dürfen da ja nicht mehr auftauchen. Also muss ich die wegbuttern. Das musste ich einfach probieren." Also hielt er die vier Spielklassen an, machte die Ligen unsichtbar, verschob und plante neu. Und sorgte für dezente Verwirrung.