Erstaunlich erbaulich

Von Fabian Renger

(26.06.21) Beginnen wollen wir mal mit der für uns Berichterstatter wichtigsten Nachricht. Auch nach acht Monaten Spielpause schmeckt die obligatorische Stadionwurst noch immer vorzüglich. Wir waren beim SC Altenrheine. Es stand das erste Testspiel in einem Steinfurter Fußballstadion nach der langen Corona-Zeit auf der Agenda. Der SCA empfing den Tecklenburger A-Ligisten Eintracht Mettingen. 3:2 (2:1) lautete das Endergebnis. Erstaunlich erbaulich war das, was die beiden Teams auf den Platz brachten. Was auch an den Gästen gelegen hat. Denn die hatten ihrerseits im Spielaufbau keine Lust auf die lange Bratwurst, sondern setzten eher auf...ach, lassen wir das mit den billigen Gags.

Kommen wir lieber zur Sache. Klar wurde bereits früh im Spiel: Der Landesligist aus Rheine macht das Spiel, die Gäste setzten lieber auf eine stabile Grundordnung. Wenn sie sich dann mal befreiten, sah das wirklich gut aus. Du kannst auch im Testkick als Underdog das lange Holz auspacken, die Kugel gen Niedersachen katalpultieren. Mettingen dachte glücklicherweise gar nicht daran. Wann immer die Gelegenheit ergab, spielten die Jungs vom neuen Trainer Michael Pötter sauber, flach und ansehnlich von hinten heraus. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Aber das nötigte Respekt ab. "Das war unser Antrieb: Wir haben gesagt, wir versuchen das trotz des Gegnerdrucks", lobte Pötter seine Männer nach seinem Debüt. "Das Engagement und die Intensität waren super."

Neuzugänge gleich voll mit dabei - auf beiden Seiten

Pötter wechselte, wie im Vorfeld angekündigt, in der Halbzeit komplett durch. Die Rückkehrer Dennish und Jannik Sriskandarajah trafen im Eintracht-Dress beim SCA auf ihren Ex-Coach Marc Wiethölter, Winter-Neuzugang Frieder Schröder spielte von Beginn an, auch ein Quartett aus der A-Jugend gab Gas.

Altenrheine handhabte es ähnlich. "Gerade unsere Neuzugänge fand ich erfrischend", lobte Wiethölter. Max Stermann gab der Defensive über 60 Minuten lang Stabilität, Max Thamm spielte im zweiten Abschnitt. Besonders lobenswert: Der Auftritt der Youngster Fabian Kray und Thorben Kortenhorn. Beide kamen aus der U19 des FCE an den Kanal. Kray war zuletzt monatelang verletzungsbedingt raus und spielte immerhin rund 30 Minuten. Kortenhorn glänzte derweil als Vorbereiter und mischte richtig munter mit im Konzert der 'Großen'. Töfter Auftritt.

"Es war schön, es hat Spaß gemacht - es war wie erwartet viel Licht und auch Schatten zu sehen", resümierte Wiethölter derweil. Gegen die kompakten Gäste hatten seine Männer zwar das Übergewicht, so wirklich gefährlich wurden sie vor der Pause selten. Wenn dann wurde es aber richtig schön. Kapitän Jens Loerakker setzte einen Freistoß aus rund 25 Metern in den linken Knick, sah schnieke aus - 1:0 (17.). Das 2:0 besorgte Kevin Vollrath irgendwie aus dem Getümmel im Abstauben (36.) Manch ein Zaungast spottete: Er hätte den Treffer im CR7-Style gemacht. Auch das haben wir irgendwie vermisst. Aber, naja...es war jedenfalls in allerbester Goalgetter-Manier. Ist doch auch was.

Vor der Pause kamen die Gäste nochmal ran. Ein schöner Angriff. Ratzfatz ging's über rechts, Henrik Hirtz und Tim Gilhaus waren beteiligt. Von der Grundlinie legte Marius Moormann zurück Florian Lagemann, der - relativ unbedrängt - zum 2:1 einnetzte (43.). Der SCA stand aber auch irgendwie sehr löchrig in dieser Szene.

SCA erhöht den Druck

Nach der Pause und der erwartbaren Wechsel-Orgie wurde das Spiel wilder. Gerade vor der Pause hatte der SCA den Druck etwas abgebaut, jetzt wurde wieder angezogen. Oft ging's diagonal zu Joel Flasse auf die rechte Bahn, eine Rakete, dieser Mann. Vorne in der Box machte fortan Vadim Schmidt die Bälle fest, neben und um ihn herum machte nicht nur Kortenhorn ein auffälliges Spiel, sondern auch Kollege Dustin Göwert. Der butzte zudem noch.

Zuvor aber traf Teamkamerad Lennart Theismann den Pfosten (47.) und auf der Gegenseite Dennish Sriskandarajah zum Ausgleich (54.). Einer der vier ehemaligne A-Jugendlichen, Levin Damer, roch scheinbar, dass sich die SCA-Hintermannschaft einen Schnitzer erlauben würde und spritzte bei einem vereumelten Pass dazwischen. Querpass zum freien Sriskandarajah, Ende im Gelände. Danach war Göwert dran, die Vorlage zum 3:2-Siegtreffer von der Grundlinie kam von Kortenhorn (58.). Danach ermatteten die Gäste allmählich, sie wurden fahriger und der SCA hätte deutlich höher gewinnen können. Doch das einzige Manko blieb die Chancenverwertung. Aber wenn's mehr nicht ist nach acht Monaten Zwangspause...

SC Altenrheine - Eintr. Mettingen 3:2 (2:1)
1:0 Loerakker (17.), 2:0 Vollrath (36.)
2:1 Lagemann (43.), 2:2 D. Sriskandarajah (54.)
3:2 Göwert (58.)