Gelb und Gelb ergibt  zehn Minuten

Von Fabian Renger

(05.07.21) Die Gelb-Rote Karte hat ausgedient. Zumindest in Hessen. Im Rahmen eines Pilotprojektes führte der Hessische Fußballverband (HFV) zum 1. Juli 2021 auf Kreisebene die Zehn-Minuten-Zeitstrafe ein. Diese ersetzt die obligatorische Gelb-Rote Karte nach einem zweiten gelbwürdigen Vergehen. Diese Regel gilt ab sofort in allen Pflichtspielen der Herren von der Kreisliga D bis hoch zur Kreisoberliga, zudem in allen Kreispokal-Wettbewerben. Freundschaftsspiele sind hiervon unberührt. Ebenso Pokal- und Liga-Spiele auf Verbandsebene sowie Partien der Frauen und Junioren, wie die "Frankfurter Neue Presse" berichtet.

Was genau bedeutet diese Änderung aber jetzt in der Praxis für einen hessischen Kreisliga-Zocker? Recht rasch erklärt. Für das erste Foul eines Kickers gibt's ganz normal die Gelbe. Fürs zweite gelbwürdige Vergehen folgt die Zehn-Minuten-Strafe. Jedes weitere verwarnungs- oder feldverweiswürdige Vergehen eines "vorbestraften" Spielers während oder nach der Zeitstrafe führt im Anschluss direkt zum Roten Karton.

"...um bei vielen Hitzköpfen die Luft herauszunehmen"

Bereits im März 2020 hatte der DFB dem HFV grünes Licht für dieses Pilotprojekt gegeben. "Dieses Projekt ist auf drei Jahre befristet. Corona hat uns das erste genommen, deshalb müssen wir jetzt so schnell wie möglich starten", erklärt Verbandsfußballwart Jürgen Radeck gegenüber fupa.net. "Die Zeitstrafe ist eine Art Präventionsmaßnahme, um bei vielen Hitzköpfen ein bisschen die Luft herauszunehmen."

Die Landesverbände aus Berlin und Bayern hätten bereits Interesse bekundet. Im Januar 2022 soll der HFV daher bei einem DFB-Treffen seine ersten Erfahrungen kundtun.

Und in Westfalen? "...lassen die Hessen erst einmal ausprobieren"

Beim Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) gibt's unterdessen keine Pläne, die Gelb-Rote durch eine Zehn-Minuten-Strafe zu ersetzen. Die Ruhr Nachrichten fragten den zuständigen FLVW-Vizepräsidenten Manfred Schnieders.  In Kaiserau sei man derzeit nicht auf dem Weg, eine Zeitstrafe einzuführen, erklärt er. Dafür müsste sowieso zunächst der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) seine Spielordnung ändern. Einzelne Kreise könnten auch keinen Sonderweg beschreiten. Dort sei für die kommende Saison auch nichts geplant.

Allgemein sei die Zeitstrafe ja eh noch umstritten. Schnieders führt gesundheitliche Aspekte an. Wenn ein Spieler nach einer Zehn-Minuten-Strafe zunächst auf der Bank Platz nehmen müsse, würde sich gerade bei kälteren Temperaturen das Verletzungsrisiko erhöhen. Schnieders: "Außerdem muss man daran denken, dass sich die Spieler schneller eine Lungenentzündung holen könnten."

Das Zeitstrafen-Thema sei aber durchaus diskutiert worden in den FLVW-Gremien. Ob Radecks obriges Argument mit den Hitzköpfen sich wirklich bewahrheitet? Schnieders rätselt bei den RN: "Der Effekt ist im Moment nicht bewiesen, deswegen lassen wir die Hessen erst einmal ausprobieren."