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Querpass

Nicht ganz überraschend, aber dafür hochdramatisch sicherte sich Eintracht Ahaus den Stadtmeistertitel. Foto: Felix Brüggemann

Brüning ist Eintrachts Stadti-Held


Von Felix Brüggemann

(31.12.23) Von diesem Moment wird auf Bolzplätzen überall auf der Welt geträumt: Finale, letzte Minute. Dein Torwart sieht die Rote Karte. Du musst dir die Handschuhe anziehen und zwischen die Pfosten. Du parierst die entscheidenden Schüsse und machst dich so zum Helden. Auf der Bühne der Ahauser Stadtmeisterschaften hat Jannes Brüning genau das erlebt. Bei der Ahauser Stadtmeisterschaft musste der 23-jährige Feldspieler notgedrungen in den Kasten und sicherte seiner Eintracht im Finale gegen die Sportfreunde Graes den Titel. Eine kleine Heldengeschichte.

Das Finale setzte dem in jeder Phase dramatischen Turnier die Krone auf. Die Partie war hitzig, die Zuschauer angezündet. Was dem Münsteraner Preußen II ist, ist dem Ahauser Fußallfan die Eintracht. Zu dominant agierte der Landesligist über weite Phasen - die meisten Zuschauer in der Halle schlugen sich logischerweise eher auf die Seite des Underdogs. Nach einem Torwartfehler Marius Kleine Schonnefelds, der normalerweise übrigens auch kein Keeper ist, kam bereits hier und da Schadenfreude auf. Wenige Augenblicke später rannte der Eintracht-Keeper dann noch in die gegnerische Hälfte, parierte in der Rückwärtsbewegung aber einen Ball mit den Händen. Rote Karte! Nun johlte die Halle erst recht. 

Druck wird zu groß

Graes hatte die Chancen, um den Deckel drauf zu machen, traf aber das Tor einfach nicht. Auf der anderen Seite hatte die Eintracht zwei Alutreffer. Auch Brüning interpretierte seine Rolle wie sein Vorgänger und schaltete sich nicht zu zaghaft in das Spiel nach vorne ein. Nach einer Zeitstrafe gegen das Kreisliga A-Kellerkind griffen zeitweise fünf Eintracht-Angreifer zweitweise drei Verteidiger der Sportfreunde an. Irgendwann wurde dann der Druck zu groß: Michael Wessling stolperte den Ball unglücklich ins eigene Tor. Im vierten K.O.-Spiel kam es somit zum vierten Elfmeterschießen. Und genau in diesem Moment schlug die Stunde von Jannes Brüning, der nicht nur einen, sondern gleich zwei Elfmeter entschärfte und so zum Helden wurde. "Natürlich sind die Jungs jetzt ein bisschen geknickt, aber in ein paar Tagen werden sie stolz auf sich sein können", meinte derweil Graes-Trainer Dirk Haveloh. Am Ende jubeltemal wieder die Eintracht – zum nun insgesamt 18. mal.

Spannung und Überraschungen hatte es in jeder Phase des Turniers gegeben. Nach sechs Punkten aus zwei Spielen standen die Sportfreunde Graes schnell als Sieger der Gruppe A fest. Im vorletzten Spiel der Gruppenphase sicherte sich dann der TuS Wüllen die zweite Eintrittskarte fürs Halbfinale. Niklas Möller erzielte mit dem Buzzer den 1:1-Ausgleichstreffer gegen Graes und schob den TuS so uneinholbar auf den zweiten Tabellenplatz. 

Wessum auf den letzten Drücker

Gruppe B war die auf dem Papier stärkere. Eintracht Ahaus brauchte nach der überraschenden Niederlage gegen den Bezirksliga-Absteiger VfB Altstätte im letzten Vorrundenspiel einen Sieg. Mit dem inoffiziellen Tor des Turniers schockte TSV-Keeper Szymon Olkusz den großen Favoriten dort aber früh. Er setzte einen langen Abschlag hinter Interimstorwart Marius Kleine Schonnefeld in den Kasten. Viele Fans in der Halle fassten sich kollektiv an den Kopf und dachten sich "WTF?" Von einem Torwart konnte man bei Kleine Schonnefeld aber nur im allerweitesten Sinn sprechen. Regelmäßig setzte er zu waghalsigen Sololäufen an, die es sonst nur in FIFA zu bestaunen gibt. Zumindest in diesem Spiel wurde die freie Interpretation der Position aber nicht bestraft: Bryan Nicolai Reinfeld und Timo Brillert drehten die Partie noch.  

Altstätte hingegen hätte im letzten Spiel ein Unentschieden gegen Wessum gereicht. Und danach sah es auch lange aus. Sehr lange sogar. Erst als die Zeit auf der Anzeigetafel auf 13 Sekunden zusammengeschmolzen war, verkündete der Stadionsprecher euphorisch den neuen Zwischenstand. Paul Wittland erzielte mit der letzten Aktion das entscheidende Tor und hievte Wessum so in die K.O.-Phase. Schon im Spiel zuvor hatte sich Union in letzter Sekunde drei Punkte gesichert. 

Wilde Halbfinals

Die Halbfinals wurden dann noch wilder: Gruppensieger Graes traf auf die Unioner, Eintracht auf den TuS Wüllen. Graes ging mit einem regelkonformen "Phantomtor" in Front. Der Ball war erst im und dann wenige Augenblicke später außerhalb des Netzes. Die Führung hielt bis zur letzten Spielminute. Weil der Fußball die guten Storylines so sehr liebt, musste Wessum natürlich auch hier wieder den Ausgleich kurz vor Schluss machen. Wieder war’s - das ist jetzt fast schon ein bisschen zu kitschig - der 20-jährige Wittland. Es gab keine Verlängerung, sondern es ging direkt an den Punkt. Dort versagten den Unionern dann aber plötzlich die zuvor so eisernen Nerven. Die Sportfreunde hingegen blieben cool und setzten einen Treffer nach dem anderen.  

Im zweiten Halbfinale war der Drei-Klassen-Unterschied zwischen der Eintracht und Wüllen nicht wirklich zu erkennen. Nach zwei gut ausgespielten Wüllener Standards hieß 2:2. Wieder ging es an den Punkt. Dort ließ der Favorit dem A-Kreisligisten aber keine Chance. Aus Jux und Dollerei traten die beiden unterlegenen Mannschaften im Spiel um Platz drei, zum dritten Mal, vom Punkt an. Bei Wessum vergaben diesmal sogar alle Schützen. Unions Trainer Carlo Korthals saß irgendwann nur noch locker-lässig auf der Schulbank am Rand und lachte herzlich: "Wir haben jetzt wirklich einen von sieben Elfern verwandelt. Das ist schon nicht so gut..." 



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