Nach ein paar Vodka-Lemon ging's

Von Christian Lehmann

(12.06.23) Der Schock sitzt noch immer tief beim Borghorster FC II nach dem völlig überraschenden Abstieg aus der Kreisliga A. Kein einziges Mal stand die Mannschaft von Thorsten Bäumer und Nelson Venancio an 34 Spieltagen auf einem Abstiegsplatz - und doch muss sie nun runter in die Kreisliga B.

Nach einem tollen Start stand die BFC-Reserve zu Saisonbeginn gar auf Platz zwei, nach einem zwischenzeitlichen Tief schien sie sich in der Rückrunde wieder gefangen zu haben. Weil jedoch die Konkurrenz beharrlich punktete und Borghorst eben nicht, rutschte das Team in die Abstiegs-Relegation. In dieser hatte es erst großes Pech gegen Borussia Emsdetten II - im Abstiegs-Endspiel gegen Ochtrups Reserve war sie dann dem Druck nicht gewachsen. Wir haben mit Coach Venancio über das Erlebte gesprochen und nach vorn geschaut. 

Nelson, habt ihr den Abstieg aus der Kreisliga A so langsam schon verarbeitet?
Venancio: Ja. Bitter ist es immer noch, aber es geht weiter. Der Schalter muss jetzt schnellstens umgelegt werden. Spätestens mit Vorbereitungs-Beginn wollen wir wieder voll angreifen.

Wann hast Du erstmals befürchtet, dass es noch schiefgehen kann?
Venancio: Ich hatte ja schon mehrere Wochen vor dem letzten Spieltag gesagt, es müsste schon einiges zusammen kommen, damit wir noch absteigen. Und man sieht ja, dass alles zusammen gekommen ist. Wir standen nie auf einem Abstiegsplatz und haben erst spät wahrgenommen, dass es in die Hose gehen kann. Wir hatten ja am vorletzten Spieltag spielfrei. Dass Borussia Emsdetten II alles gewinnen würde, war abzusehen, ja. Dass aber auch die anderen so punkten, war nicht zu erwarten.

Ging es nach dem Spiel gegen Ochtrup denn noch auf Mannschaftsfahrt?
Venancio: Wir hatten wegen der Relegation umgebucht und sind direkt in der Nacht von Sonntag auf Montag nach Mallorca geflogen. Das war Frustbewältigung mit 14 Mann. Am Anfang war die Stimmung noch etwas getrübt, nach ein paar Vodka-Lemon ging's dann. 

Wie fällt deine erste Analyse aus? Warum seid ihr abgestiegen?
Venancio: Die Jungs haben mit 37 Punkten ja eigentlich eine ganz vernünftige Saison gespielt. Viele Spiele waren sehr ordentlich, aber der Ertrag stimmte nicht. Wir haben mit 57 Toren für einen Absteiger auch sehr häufig getroffen, aber die Balance hat nicht gestimmt. Das haben wir bei 72 Gegentreffern nicht hingekriegt. Wir haben ein bisschen Arbeit vor uns, müssen sehr viele Dinge ändern...

Inwiefern?
Venancio: Für uns wird es in der Kreisliga B ein kleiner Spagat. Wir wissen zwar noch nicht, in welcher Staffel wir spielen werden, aber die meisten Gegner werden gegen uns natürlich tiefer stehen als die in der Kreisliga A. Es kommen mit Galaxy und Burgsteinfurt zwei Derbys dazu, da tut sich leistungsmäßig nicht sehr viel. Wenn Du oben dabei sein willst, darfst Du dir maximal zwei, drei Aussetzer in einer Saison leisten. Wir müssen voll fokussiert sein.

Also wollt ihr direkt wieder hoch in die A-Liga?
Venancio: Der direkte Wiederaufstieg ist der Wunsch von allen. Wir müssen aber mental bereiter sein, als wir es etwa gegen Leer oder Ochtrup waren. Sonst werden wir maximal Vierter oder Fünfter. Thorsten und ich fangen nicht bei Null an und können fokussiert trainieren, der Kader bleibt weitestgehend gleich, die Abgänge zur ersten Mannschaft kompensieren wir mit guten Spielern aus der Dritten. Ich traue unserer Mannschaft eine sehr gute Rolle zu, aber es wird sich zeigen, ob wir für die B-Liga bereit sind. Vielleicht bekommen wir ja auch Verstärkung aus der ersten Mannschaft, wenn es drauf ankommt und nötig sein sollte. Ich bin weit davon entfernt, zu sagen, wir machen es genauso wie Borussia Emsdetten es gemacht hat. Die Chemie zwischen Erster und Zweiter muss aber insgesamt ein bisschen besser werden.