Germanias Gottwald entfesselt Urgewalt

Von Christian Lehmann

(18.02.24) "Das war ein Spiel der Kategorie 'Wenn Du oben stehst...'." Steffen Köhler war nach der 2:3 (0:1)-Pleite seines TuS Laer 08 gegen Spitzenreiter Germania Hauenhorst maximal genervt. Die Nullachter hatten vor allem nach der Pause eine Topleistung gezeigt, dem Ligaprimus alles abverlangt und kurz vor Schluss zum 2:2-Ausgleich getroffen. Doch dann kam Germanias Urgewalt Jan Gottwald ins Spiel - und traf in der fünften Minute der Nachspielzeit zum Hauenhorster Sieg! 

"Wir haben ihn gebracht, weil wir mehr körperliche Präsenz in beiden Strafräumen haben wollten", sagte Germanias Coach Guido Göcke nach der Partie. "Ich habe im Vorfeld gesagt, wir dürfen uns von Dingen, die gegen uns laufen, nicht aus der Ruhe bringen lassen. Das haben die Jungs heute echt toll umgesetzt. Natürlich war es glücklich, da wir so spät den Siegtreffer erzielen. Wenn man die kompletten 90 Minuten betrachtet, ist der Sieg aber schon verdient." Das sah Laers Spielertrainer Steffen Köhler ein wenig anders: "Ein Punkt wäre das gerechte Ergebnis gewesen - in der zweiten Halbzeit hätte das Spiel sogar in unsere Richtung kippen können. Ich kann den Jungs überhaupt keinen Vorwurf machen." 

Hauenhorster Systemwechsel

In der Hoffnung auf eine höhere defensive Stabilität als zuletzt gegen Borussia Emsdetten II liefen die Hauenhorster erstmals in einem 4-4-2-System auf. Diese Kniff ging zunächst auf, denn die Gäste gingen mit einer Pausenführung in die Kabine. Das Zustandekommen des 0:1 hatte dann aber doch schon ein wenig was von Slapstick. Jürgen Heckmann wuselte sich aus der eigenen Hälfte nach vorn und chippte den Ball von der Mittellinie in die Spitze. Laers Keeper Tom Krabbe und Hauenhorsts Angreifer Mo Sylla preschten zum Ball, doch keiner von ihnen berührte das auftitschende Spielgerät, das begünstigt durch den nassen Untergrund ins Tor rutschte (13.). Ansonsten tat sich vor den Toren auf beiden Seiten wenig, Laer kam höchstens mal bei einem Abschluss von Paul Wesener-Roth aufs kurze Eck und bei einem geblockten Schuss von Nico Stippel für einen Treffer infrage. "Wir haben es ordentlich gemacht und defensiv fast nichts zugelassen. Im Passspiel und Abschluss fehlte noch ein bisschen die Präzision", meinte Göcke. 

Die Laerer kamen richtig gut aus der Kabine, hatten aber zunächst Glück bei einer Germania-Großchance durch Sylla, der nach Flanke von Janni Krause zu überhastet abschloss (53.). Dem verdienten 1:1-Ausgleich ging dann ein Halbfeld-Freistoß von Marcel Lütke-Lengerich voraus, Abdel Chafiq verlängerte per Kopf ins Tor (73.). Nun war es ein völlig offenes Match mit Vorteilen für die Nullachter, die Pech bei einem Schuss von Hannes Medding aufs kurze Eck und einer Beinahe-Dublette des 1:1 durch Chafiq hatten. Nach einer Ecke von Janni Krause wurde es dann wieder kribbelig im Laerer Strafraum: Am zweiten Pfosten rannte Wesener-Roth Jürgen Heckmann ziemlich plump über den Haufen, Yannick Beermann traf vom Punkt zum 1:2 (81.). Die Reaktion der Hausherren war jedoch exzellent, Köhler glich nach Foulspiel an Nico Stippel ebenfalls vom Punkt aus (2:2/86.). 

"Da hätte man eigentlich meinen müssen, dass die Köpfe hängen - aber die Jungs haben eine richtig tolle Moral bewiesen", lobte Göcke, den es nach dem 2:3 nicht mehr auf seinem Platz hielt. Nach einer Krause-Flanke behielten die Hauenhorster gleich dreimal im Kopfballduell die Oberhand. Beermann rasselte im Luftduell mit Nullacht-Schnapper Krause zusammen, ehe der Ball Gottwald vor die Füße fiel, der ihn aus sieben Metern per Dropkick unters Dach jagte (2:3/90.+5).

TuS Laer 08 - Germania Hauenhorst     2:3 (0:1)
Tore: 0:1 Heckmann (13.), 1:1 Chafiq (73.),
1:2 Beermann (81./FE), 2:2 Köhler (86./FE),
2:3 Gottwald (90.+5)