Sven Sandmann: "Dafür ist es mir das einfach nicht mehr wert"

Von Christian Lehmann

(30.11.23) Im Sommer 2022 trat Sven Sandmann beim Skiclub Rheine das schwere Erbe von Joel Marinho an. Nach zwei Jahren ist wieder Schluss. Sportlich ist die Entwicklung mit dem Abstieg in der Vorsaison und aktuell Platz acht in der Liga nicht optimal, daher rührt die Entscheidung des 34-Jährigen allerdings nicht. Hauptverantwortlich für den Rückzug des Coaches im Sommer ist eine Dreijährige namens Juna.

"Ich sehe meine Tochter oft nur am Wochenende, wenn ich dann freitags beim Training und sonntags beim Spiel bin, noch seltener. Dafür ist es mir das einfach nicht mehr wert", sagt Sandmann ehrlich. "Sie fragt mich immer 'Papa, hast Du heute Fußball?'. Und wenn ich dann nein sage, dann freut sie sich." Bald kann sie sich noch häufiger freuen. Ganz kann Sandmann allerdings dem Fußball nicht entsagen. Beim SC Altenrheine II unterstützt er künftig Tim Akamp und seinen Bruder Kai als Co-Trainer - mit weniger Verantwortung und Zeitaufwand, aber natürlich nicht mit weniger Leidenschaft. "Ich sehe mich da als Motivator und erfahrener Spieler, der die Jungs im Training fit macht und mitreißt. Aus den Gesprächen halte ich mich raus." Ein klassisches Comeback als Spieler hält er ebenfalls eher für unwahrscheinlich: "Bei dem Kader kann ich mir nicht vorstellen, dass Not am Mann sein wird."

Sandmann geht mit einem weinenden Auge

Den Club verlässt er im Sommer mit einem weinenden Auge: "Es ist wirklich schade. Ich habe mich hier immer sehr wohl gefühlt." Menschlich passte es an der B70 perfekt, sportlich musste der frühere Landesliga-Spieler allerdings immer ein paar Abstriche machen. "Inzwischen gebe ich den Jungs fast gar keine taktischen Anweisungen mehr - damit überlade ich sie", meint der Coach und spricht einen weiteren Punkt an: "Jetzt kommt wieder die Zeit der Spieler-Gespräche. Da habe ich mir in den vergangenen Jahren immer einige Körbe abgeholt..." Nicht zuletzt die Infrastruktur mache es schwer, potenzielle Neuzugänge von einem Wechsel zum Skiclub zu überzeugen. Die ohnehin schon schwierigen Trainingsbedingungen des Clubs werden künftig durch den Neubau der Elsa-Brändström-Realschule auf dem Gelände des Emsland-Stadions zusätzlich eingeschränkt. "Da wurde der Verein von der Stadt alleingelassen", meint Sandmann.

Ebenso wie Sven Sandmann zieht sich auch sein Onkel Thomas als 1. Vorsitzender zurück. Er wird bei der Jahreshauptversammlung im März nicht mehr zur Wahl antreten, betont aber, dass er dem Verein erhalten bleiben werde. Mit der Nachfolgersuche für den scheidenden Coach wurde eine Kommission beauftragt, der neben dem aktuellen Co-Trainer Marcel Rottewert auch zwei weitere Vorstandsmitglieder angehören, nämlich Niklas Heckmann und Hauke Meinert.

In Reckenfeld hat der Club "was gutzumachen"

Am Sonntag steht - sofern es Eis und Schnee zulassen - das letzte Skiclub-Spiel vor der Winterpause beim SC Reckenfeld an. Sven Sandmann hofft, dass es stattfinden kann - auch, weil sein Bruder Kai, der sich in der Rückrunde ausschließlich auf seine Arbeit als Coach der Altenrheiner U19 konzentrieren will, sein Abschiedsspiel bekommen soll. "Außerdem haben wir da ordentlich was gutzumachen", gibt der Coach mit Blick auf die 1:5-Hinspielklatsche zu Protokoll.