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Das war alles nicht mehr normal
Von Fabian Renger
(10.03.19) "Bjööörn, Eckball!" Björn Jansson war vor lauter Schneegestöber etwas schwer von Begriff in der Nachspielzeit der Partie seines SC Halen bei den Kobbos aus Tecklenburg und musste aufgerüttelt werden. Es gab nochmal Eckball, die achte Minute der Nachspielzeit war bereits angebrochen, fünf hatte der nicht gerade beneidenswerte Referee Carsten Schmidt eigentlich bloß angezeigt. Nach unzähligen Unterbrechungen ging das aber in Ordnung. Aber zurück zu Spielertrainer Jansson. Er trabte zur Eckfahne, der Eckstoß kam gut, Alex Fried verlängerte per Kopf, in der Mitte nickte Michael Beuke ein. Danach war Feierabend und Halen außer Rand und Band: Denn Beukes Bude war die zum 5:4-Endstand. Noch zur Pause hatte Tecklenburg 3:1 geführt, erst in der 95. Minute war Halen der 4:4-Ausgleich gelungen. Das war alles nicht normal.
Das galt aber auch fürs Wetter. Denn - ja, sorry, aber da müssen wir auch in diesem Text wieder drüber reden - das war nicht mehr feierlich. Erst nur Regen, dann Regen mit Wind, dann noch mehr Regen mit noch mehr Wind, schlussendlich Wind, Regen und sogar noch eine ordentliche Ladung Schnee. Dass Schiedsrichter Schmidt bei manch kniffliger Entscheidung womöglich danebenlag? Geschenkt, an diesem Tag völlig nebensächlich. Bei diesen Bedingungen, bei diesem Spiel. Und den Humor hatte Schmidt auch nicht verloren. Wie lange er denn noch spielen lasse wolle, fragten ihn die Spieler, als er einfach nicht abpfiff in der Overtime. "Solange, bis ich abpfeife...", antwortete Schmidt furztrocken.
Kobbos hatten alles im Griff
Die Kobbos zogen alle Register, wechselten spät zweimal aus (85. und 92.), wollten mit aller Macht Zeit von der Uhr nehmen. Ihnen war eine Partie entglitten, die sie in Halbzeit eins völlig im Griff hatten. Von Halen kam gar nichts, nur gleich drei Geschenke auf einen Schlag. "Die Hälfte haben wir komplett verpennt", fand dann auch Jansson passende Worte. Zwar stimmte die sowieso vorhandene Spielanlage des Tabellenführers SCH, aber der Tabellendritte war auf dem heimischen Grund einfach gewiefter und abgebrühter.
Ein Traumtor von Lauritz Sundermann aus dem Rückraum (8.) sowie Isuf Asllani einmal aus stark abseitsverdächtiger Position (33.) und einmal Asllani nach hervorragender Vorarbeit von Till Guttek (38.) schraubten das Ergebnis konsequent und völlig verdient in die Höhe. Kevin Wolffs 1:1-Ausgleich (27.) war zwar Zeugnis einer heftigen Souveränität am Ball, aber nicht mehr als ein laues Lüftchen. Hier war TGK-Trainer Klaus Bienemann am Seitenrand bedient. "Ist das blind verteidigt..." durchfuhr es ihn, vielleicht fünf Minuten schnupperte Halen ins Match. Aber es blieb beim Beschnuppern. Die Kobbos waren einfach besser. Punkt.
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Was sollte sich also da schon groß noch ändern? Die Kobbos engagiert, motiviert und vorne so gefährlich wie eh und je, die Halener zahm und eingeschüchtert. Doch nach dem Seitenwechsel war alles wie auf den Kopf gestellt: Kevin Wolffs erster Abschluss ging noch neben die Bude, einen Freistoß vom linken Strafraumeck platzierte er aber dann direkt ins Tor. 3:2, 53., Anschluss wieder hergestellt. Na, hoppla. Und was war jetzt los? Jansson und Wolff spielten nur 60 Sekunden später einen hervorragenden Doppelpass, Wolffs Abschluss - es haben übrigens auch noch andere gespielt... - ging nur knapp rechts vorbei. "Das geht jetzt 40 Minuten so...." motivierten sich die Halener gegenseitig. Nur: Die kurz gerochene Lunte hielt nicht lang.
Denn auch die Kobbos erwachten. Bei denen war es immer wieder Asllani, der für Gefahr sorgte, aber am ab und an etwas abstrus agierenden SCH-Schnapper Nico Bonkowski scheiterte (56.). Danach folgten zwei Aufreger-Szenen: Halens Alex Fried ging im Zweikampf zu Boden (60.), Halen forderte Strafstoß. Für Jansson war's eine glasklare Sache, für den Unparteiischen nicht. Ein Kontakt war da, es war eine berühmte kann man, aber muss man nicht-Geschichte. Kurz darauf stand Bonkowski abermals im Blickpunkt, er foulte den just eingewechselten Vito Taurino. Diesmal war's für den Schiedsrichter glasklar. Vom Punkt traf - natürlich Asllani.
Etwas Leerlauf angesagt
So. Damit war der Käse eigentlich gegessen. Beide Teams und auch der neutrale Zuschauer sich selbst konnten einem Leid tun: Schnee setzte ein. Es wurde immer fieser, auf dem Spielfeld passierte kaum noch etwas. Bis zur Schlussphase. Es wurde richtig irre. Nach schöner Kombination und einem klasse Zurückleger von der Torauslinie war Alex Fried wie aus dem Nichts mit dem 3:4 zur Stelle. Jetzt war Halen da und Tecklenburg wurde immer und immer nervöser. "wir haben eine überragende Willensleistung gezeigt, die Mannschaft intakt und fit. Wir haben richtig gefighted und Gas gegeben", zollte Jansson seinen Jungs einen Heidenrespekt.
Der Lohn: Der nächste Elfmeter. 95 Minuten dieser zum Teil doch recht nickligen, hochemotional geführten Begegnung waren um. Jost Knippenberg ging rustikal zu Werke in der Box und foulte Fried. Über diesen Pfiff gab es keine Diskussionen. Über die sichere Ausführung von Kapitano Patrick Lahme ebenso wenig - 4:4 (95.). Der vermeintliche Schlusspunkt, denn dann kam ja noch Björn Janssons Eckball...
TGK Tecklenburg - SC Halen 4:5 (3:1)
1:0 Sundermann (8.), 1:1 Wolff (27.)
2:1 Asllani (33.), 3:1 Asllani (38.)
3:2 Wolff (53.), 4:2 Asllani (FE/64.)
4:3 Lahme (81.), 4:4 Lahme (FE/90+5.)
4:5 Beuke (90+8.)
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