"Das ist schon ein bisschen öde" - gratulieren dürfen wir trotzdem

von Fabian Renger

(06.05.20) Der SV Mesum oder Westfalia Kinderhaus - einer von den beiden wird's schon richten. Das war die einhellige Meinung über den Landesliga-Aufstiegskandidaten. Nun wird es wohl Kinderhaus. Sowohl nach der Hinrunden-Tabelle als auch nach dem aktuellen Tabellenstand steht die Truppe von Marcel Pielage ohne Zweifel oben. Die jeweiligen Tabellenführer werden laut Empfehlung des Verbands-Fußball-Ausschusses (VFA) des FLVW in die nächsthöhere Spielklasse entschwinden, das Tabellenbild jeweils mit einer Quotientenregel (Punkte durch Spiele) bereinigt und möglicherweise fehlende Partien berücksichtigt.

An der Sache gibt's seit Mittwochvormittag eigentlich nichts mehr zu rütteln. Die Chose muss noch durch die ständige Konferenz des FLVW, anschließend durch einen außerordentlichen Verbandstag gewunken werden. Zweifel bestehen nicht mehr viele. Kinderhaus-Coach Marcel Pielage freut sich natürlich, dass seine Elf durch ist. Zu 99,9 Prozent zumindest. Aber komisch ist das trotzdem alles. "Wenn wir uns jetzt feiern lassen wie die großen Könige, würden wir uns genauso zum Affen machen, als wenn wir keine Glückwünsche annehmen würden. Da wollen wir ja auch nicht zu viel Understatement machen", sagt er. Na dann: Schonmal vorab Glückwunsch!

Pielage: "Partygefühl kommt später"

Die Westfalenliga war im Vorjahr schon zum Greifen nahe. Damals scheiterte die Mannschaft erst in der Relegation. Jetzt ein Aufstieg im Homeoffice. "Da müssen wir uns nichts vormachen, das ist schon ein bisschen öde", hätte Pielage wohl lieber die Sau rausgelassen. Bock auf die neue Saison habe er logischerweise trotzdem. Er hat seine Zöglinge auch lange nicht mehr gesehen. Zumindest nicht in Fleisch und Blut, maximal gab's Videochats. Am Sonntag beispielweise. Richtig hochprozentig wurde es da aber nicht. "Jeder, der Bock hatte, hat ein Bier dabei getrunken", erzählt Pielage. Sonst sei es eher um formale Dinge gegangen - Vorbereitungsablauf und so etwas. "Das richtige Partygegefühl kommt erst zu einem späteren Zeitpunkt", meint der Coach. 

Ein Haar in der Suppe finden wir aber schon noch. Denn da gibt es etwas, was nicht funktioniert hat in dieser Saison. Den direkten Vergleich mit seinem Kumpel "Cello" Langenstroer, Trainer des SV Mesum, hat Pielage verloren. Langenstroer feixt daher:"Ich habe ihm vorgeschlagen, dass wir ein Entscheidungsspiel machen. Ich führe ja im direkten Vergleich mit 2:1. Hinspiel 2:0 für uns, Rückspiel 0:1."

Langenstroer: "Der vernünftigste Weg"

Gratuliert habe er seinem Trainerkollegen selbstverständlich schon. Die Mesumer stehen auch nach Anwendung des Quotienten noch auf dem dritten Rang hinter RW Deuten. Langenstroer hätte natürlich trotzdem gerne weitergespielt. Sein Weg im Hassenbrock endet schließlich im Sommer, so willst du nicht von Bord gehen. Und:"Man weiß ja nicht, wie es weitergegangen wäre. Kinderhaus fing ja auch an zu schwächeln. Das wäre schon sehr spannend geworden." Aber: Das war halt nicht möglich. Da ist ja noch dieses Virus. Die jetzt getroffene Lösung findet der der SVM-Übungsleiter ordentlich:"Das ist der vernünftigste Weg. Es ist zwar ärgerlich für die einen, für die anderen halt nicht. Alle wirst du eh nicht zufriedenstellen können..."

Und das Privatduell mit Pielage gewann Langenstroer ja wenigstens. Da Pielage ja ein fairer Sportsmann ist,gratuliert er im Umkehrschluss dem Mesumer Kollegen dazu:"Der Glückspilz! Für diese guten Ideen liebe ich den Jungen einfach..." Mesum oder Kinderhaus - das war die Frage des Aufstiegs vor der Saison. Die ist nun wohl beantwortet mit Kinderhaus. Gut, wenn man den Humor bei all dem sportlichen Wettbewerb aber nicht verliert...