Berliner Fußball-Verband hofft auf Training ab dem 8. März
Von Fabian Renger
(02.03.21) Offene Briefe sind derzeit der heiße Scheiß. DFB-Chef Fritz Keller und sein Vize Dr. Rainer Koch haben einen geschrieben, Fritz Keller legte nun ein Schreiben an die Kanzlerin und ihre Minister nach. Bernd Schultz dachte sich: Was die können, kann ich auch. Schultz ist Präsident des Berliner Fußball-Verbandes, kurz BFV. Adressiert hat er sein Schreiben an den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, und den Senator für Inneres und Sport, Andreas Geisel. (Schultz, Müller, Geisel - was für Namen! <3)
Was das Schriftstück des BFV so besonders macht: Die konkreten Daten! "Neben einem ersten Schritt für die Kinder bis 12 Jahren ist es aus meiner Sicht wichtig, dass – bei nicht steigenden Infektionszahlen – dem Fußball und dem Sport insgesamt weitere Schritte zur Öffnung des Breitensports durch den Senat von Berlin aufgezeigt werden", schreibt Schultz. "Dazu hat der Landessportbund Berlin in Zusammenarbeit mit dem Berliner Fußball-Verband ein Stufenmodell für die Öffnung des Berliner Sports erarbeitet, das ableitend vier Öffnungsschritte für den Fußballsport im Freien beinhaltet:
Öffnungsschritt 1: Training bis 12 Jahre in 10er Gruppen (ab 8. März 2021)
Öffnungsschritt 2: Training für alle Vereinsmitglieder in 10er Gruppen
Öffnungsschritt 3: Training in Mannschaftsstärke (30er Gruppen)
Öffnungsschritt 4: Rückkehr zum Wettkampf/-Spielbetrieb."
Eine kontaktlose Rückkehr ins Training hält Schultz aufgrund der sehr geringen und sehr kurzen Kontakte beim Fußball ausdrücklich nicht für erforderlich.
Mit einem konkreten Datum, wie es der Chef der Bundeshauptstadt-Fußballer hier kundtut, war bis dato noch kein Verband an die Öffentlichkeit getreten. Stufenpläne oder Lockerungsforderungen gab es jedoch zuhauf von diversen Verbänden. Die Politik legt(e) zuletzt stets den Sieben-Tage-Inzidenzwert für Lockerungen zugrunde. Sobald dauerhaft dieser bei 35 (Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner) liegt, könnte man mit Lockerungen im Amateursport rechnen. Hieß es zuletzt meistens. (aktuell liegt dieser Wert deutschlandweit bei 65,4, Stand 2. März)
Berufung auf Studie und psychische Belastung
Schultz hingegen nimmt das Wort 'Inzidenzwert' gar nicht erst in den Mund, er belässt bei dem obrigen Punkt der "nicht steigenden Infektionszahlen". Genauso wie Fritz Keller beruft sich der Berliner Fußball-Häuptling stattdessen auf die gemeinsame Studie der Universität des Saarlandes und der Universität Basel. Diese Studie besagt, dass das Infektionsrisiko mit SARS-CoV2 auf dem Fußballplatz sehr gering ist. Zudem schlägt er in die selbe Kerbe der DFB-Granden und streicht noch einmal hervor, welche Schäden das Sportverbot gerade für die Kinder und Jugendlichen herbeiführt.
Er wünscht sich für die über 170.000 Mitglieder des Berliner Fußball-Verbandes eine Perspektive seitens der Politik und wäre Müller und Geisel daher "sehr dankbar sehr dankbar, wenn Sie sich zusammen mit Ihren Kollegen der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten im Vorfeld der nächsten Bund- Länder-Konferenz am 3. März nachdrücklich für eine bundesweite Wiederzulassung des Trainingsbetriebs im Fußball und im gesamten Sport ab dem 8. März 2021 aussprechen."
Dieser anstehenden Corona-Gipfel am Mittwoch wird wohl so spannend wie selten für uns Amateursportler. Den einzelnen Funktionären im Fußball kann man in jedem Fall nicht vorwerfen, sich nicht ins Zeug zu legen. Vielleicht hat sich die muntere Briefeschreiberei ja gelohnt...