Im Aufstiegsjahr stand die Null

Von Fabian Renger

(05.03.21) Was machst du, wenn du dein Geld als Fußballer verdienst, dir aber innerhalb einer Saison gleich zweimal das Kreuzband reißt? Vor dieser Frage stand Julian Loose während seiner Zeit bei den SF Lotte. Im Januar 2012 wechselte er dorthin und blieb bis Sommer 2014. Es war die nicht die erste schwere Verletzung während seiner Karriere. Er hatte sein Geld bis dato stets als Fußballer verdient, das Abi in der Tasche und auch ein BWL-Studium mal angefangen - aber schnell wieder abgebrochen. Bei den SFL begann Loose schließlich nebenher in der Geschäftsstelle eine Ausbildung zum Bürokaufmann. Kein Traumberuf für ihn, aber besser als nichts.

"Da habe ich gegrübelt, wie es so weitergeht. Es war der richtige Schritt", sagt er heute. Inzwischen arbeitet er in einem Unternehmen in Ahlen im Rechnungswesen und mag die Zahlenarbeit. Fabelhafte Überleitung, werfen wir mal einen Blick auf eben jene: Über 180 Spiele bestritt er alleine in der Regionalliga West, dazu lief er 13-mal für Preußen Münster in der 3. Liga auf. Wow! In Lotte spielte er mit dem heutigen Essener Goalgetter Simon Engelmann zusammen, Lottes aktueller Cheftrainer Andy Steinmann ist ein guter Freund von ihm. Wer von den alten Weggefährten die Tore schießt, hat Loose auch 2021 noch im Blick.

Die Zeit in Lotte? "Eine richtig geile Combo"

Mit den Preußen stieg der 35-Jährige 2011 in die 3. Liga auf. "Im Aufstiegsjahr habe ich kein einziges Tor geschossen", erinnert sich Loose. Erstmals in seiner Aktiven-Laufbahn stand die Null. Marc Fascher war damals Aufstiegscoach. "Er hat mich immer aufgezogen und gesagt: Null Tore könnte er auch schießen." Ein halbes Jahr Dritte Liga saß für ihn später drin. Dann ging's ans Lotter Autobahnkreuz. Dort erlebte er 2013 die bittere Aufstiegsrelegation gegen RB Leipzig - zwar nur als verletzter Tribünengast, aber auch das prägt bis heute. "Da hatten wir eine richtige geile Combo", so Loose. Auf Schalke spielte er in der U23, mit dem Regionalliga-Aufstieg 2008 verabschiedete er sich dort altersbedingt. Abgestiegen ist er allerdings auch: Mit Arminia Bielefelds Zweite 2005 aus der damals drittklassigen Regionalliga Nord. Gegner waren der FC St. Pauli oder Eintracht Braunschweig.

Heute genießt Loose den fußballerischen Ruhestand. Nach zweieinhalb Jahren beim SC Wiedenbrück kehrte er im Januar 2017 zu seinem Heimatverein SC Greven 09 zurück. Im Januar 2020 beendete er das Spielerdasein. Das Knie wollte nicht mehr.  "Nach jedem Training tat's einfach nur weh", erzählt Loose. Bei der A-Jugend der Nullneuner greift er aktuell Coach Damian Feldmann etwas unter die Arme, ist einmal die Woche noch beim Training. "Ich will das weitergeben, was ich schonmal erlebt habe", sagt er.

"Die freien Wochenenden genießen"

Aber sonst ist nicht mehr viel mit Fußball angesagt. Warum denn eigentlich nicht? Loose erklärt es schlüssig: "Ich wollte die freien Wochenenden genießen und nur dann zum Fußball fahren, weil ich Bock drauf habe und nicht, weil ich muss. Auch wenn ich Fußball schön finde. Das ist schon echt ein Luxus, so ungezwungen." 25 Jahre hatte er sonst selten ein fußballfreies Wochenende. Heute hat er drei Kinder, die haben erstmal noch Vorrang. Sabbatjahre sind schön. Aber für uns macht er jetzt beim Anschwitzen doch mal eine kleine Ausnahme.

Anschwitzen, der 29. Spieltag

SF Lotte - SC Preußen Münster (Sa., 14 Uhr)
Erstmals als Gast kehrt Alexander Langlitz zu seiner langjährigen sportlichen Heimat in Lotte zurück. Sechs lange Jahre spielte er für die SFL, heute für Münster. Kollege Thomas Rellmann von den Westfälischen Nachrichten nahm sich dieser besonderen Geschichte in seinem Vorbericht an. Lohnt sich. Auch Loose kennt Langlitz, beide begegneten sich häufig auf dem Acker. "Er hat in dieser Saison wahrscheinlich so viele Tore gemacht wie in seinem ganzen Leben nicht", kommentiert Loose lachend. Acht Tore sind's in der Spielzeit, Langlitz ist derzeit treffsicherster Preuße. Abgesehen von  Benedikt Zahn und Ousman Touray (Knieprobleme) kann Preußens Coach Sascha Hildmann aus dem Vollen schöpfen, auch Niklas Heideman ist wieder einsatzfähig. Die Preußen wollen auch das sechste Spiel im Jahr für sich entscheiden. "Das wird morgen ein ganz schwieriges Auswärtsspiel. Wir müssen wir mit exakt der gleichen Einstellung wie zuletzt an die Aufgabe herangehen“, mahnt Trainer Hildmann auf der Preußen-Webseite.

Auch die Sportfreunde wollen nach dem Dreier am Mittwoch gegen Lippstadt nachlegen und im fünften Spiel in Serie ungeschlagen bleiben. Deren Coach Andy Steinmann plant unterdessen auch eine leichte Rotation auf zwei bis drei Positionen und wohl eine etwas defensivere Herangehensweise. "Wir werden uns nicht hinten einigeln", sagt er der NOZ. Man habe ja nichts zu verlieren, Punkte wären Bonus. "Wir sind gut drauf, die Moral stimmt. Warum sollten wir diesen Glücksmoment nicht mitnehmen?" Klingt gut für ein saftiges Lokalderby.
Loose: 1:3, Langlitz trifft wieder. Preußen war für mich fußballerisch die schönste Zeit.
Heimspiel-Tipp: Nix zu holen für die Gastgeber. 0:3

SC Wiedenbrück - Fort. Düsseldorf U23 (Sa., 14 Uhr)
Zwei Siege in Serie, vier Spiele in Folge ungeschlagen, erst eine Niederlage in 2021 - zudem in drei von sechs Auftritten anno 2021 ohne Gegentreffer. Wiedenbrück ist voll im Flow in diesem Kalenderjahr. Obendrein holte die Mannschaft von Coach Daniel Brinkmann in diesem Jahr jeweils ein Remis gegen den BVB und RW Essen. Allerdings hat der Trainer sechs Ausfälle zu kompensieren. Die Fortuna schaffte ihrerseits voriges Wochenende das Kunststück, den bis dato ungeschlagenen Essenern eine 3:0-Pleite zuzufügen.
Loose: 1:1
Heimspiel-Tipp: Das Duell Elfter gegen Fünfter endet 2:2

Bonner SC - SV Lippstadt (Sa., 14 Uhr)
Durch den 2:1-Sieg über RW Ahlen tauschte der BSC die Plätze und gab die Rote Laterne an die Wersestädter ab. Da RWA spielfrei hat, könnte Bonn mit einem weiteren Dreier den Vorsprung auf den letzten Platz auf sechs Zähler ausbauen. Lippstadt verlor am Mittwoch spät gegen Lotte, das damit am SVL vorbei sprang. Die Lippstädter sind nun 18., aber haben auch nur einen Punkt Rückstand aufs rettende Ufer. Man ist das spannend. Wer übrigens einen Zusammenschnitt des Mittwochsspiels braucht, der klickt bitte hier. Schönster Ausdruck darin, den wir uns ins Büchlein schreiben: Den Ball Hail Mary-like nach vorne dreschen.
Loose: Bonn hat einen fiesen tiefen Platz. 2:1
Heimspiel-Tipp: 1:1

FC Wegberg-Beeck - BVB U23 (Sa., 14 Uhr)
Nicht wie geplant erst zum Saisonende, sondern zu sofort übernimmt Mark Zeh das Trainer-Zepter von Michael Burlet. Ausschlaggebend sei die 0:3-Niederlage des Tabellen-15. gegen den Mitkonkurrenten im Abstiegskampf aus Bergisch-Gladbach gewesen, teilte Friedel Henßen, Sportlicher Leiter in Beeck, in einer Vereinsmitteilung mit. Der Schritt sei leider alternativlos gewesen. Weiter heißt es von ihm: „Aus den letzten acht Meisterschaftsspielen haben wir lediglich vier Punkte geholt. Im März kommen immens wichtige Spiele auf uns zu." Den Anfang macht der Spitzenreiter, der aktuell drei Zähler vor Essen steht. BVB-Coach Enrico Maaßen gab dem Kicker indes ein spannendes wie ausführliches Interview. Wirklich lesenswert. Das legen wir euch an dieser Stelle sehr ans Herz.
Loose: Dortmund gewinnt 4:0.
Heimspiel-Tipp: Trainerwechsel hin oder her - die Gäste gewinnen locker-flockig mit 3:0.

SV Straelen - SV Bergisch-Gladbach (Sa., 14 Uhr)
Der 13. aus Straelen hat inzwischen elf Zähler auf die Abstiegszone, am vergangenen Spieltag holten sie zudem einen 1:0-Erfolg in Rödinghausen. Auch wenn die Saison noch lange dauert, legen wir uns fest: Die bleiben drin! Das lässt sich für den Gegner vom Samstag noch längst nicht behaupten. Auch wenn die Formkurve nach oben zeigt. Auf einen Punkt gegen Rödinghausen folgte ein fulminanter Dreier gegen Wegberg. Der Drittletzte hat somit nur noch einen Punkt aufzuholen, um ans rettende Ufer zu springen. "Wir bereiten uns darauf vor, dass der SV wieder eine hohes Pressing spielt um uns sofort unter Druck zu setzen“, sagt Bergisch-Gladbach Übungsleiter Helge Hohl auf der Vereins-Webseite. Ihm fehlen mindestens vier Spieler am Samstag, vier weitere sind zumindest fraglich.
Loose: 3:1
Heimspiel-Tipp: Da gehen wir mit. 3:1, die Mini-Serie von Bergisch-Gladbach findet ein Ende.

VfB Homberg - SV Rödinghausen (Sa., 14 Uhr)
1:1 gegen Bergisch-Gladbach, vergangene Woche gegen Straelen kassierte Rödinghausen in der 90. Minute einen Strafstoß gegen sich und verlor 0:1 - die erste Heimniederlage der Saison. Was ist da los, Nils Drube? Homberg ist ein ähnliches Kaliber wie die vorherigen Kontrahenten. Punktgleich mit Lotte steht der VfB dank der besseren Tordifferenz noch überm Strich. Allerdings: Aus den vier Februar-Partien gab es nur zwei Zähler. Mal sehen, ob Rödinghausen auch hier weiterhilft...
Loose: 0:2
Heimspiel-Tipp: Rödinghausen stolpert diesmal nicht. 0:3

Wuppertaler SV - FC Schalke 04 U23 (Sa., 14 Uhr)
Wuppertal ist mächtig on fire. Am Mittwoch fügte die Truppe von Björn Mehnert Fortuna Köln die erste Niederlage seit November zu. Auch vorher lief's, die Pleite gegen Oberhausen mal ausgeklammert, blendend für den WSV. Die Königsblauen haben sich derweil gefangen, kassierten in den vergangenen beiden Spielen keinen Gegentreffer und holten vier Punkte. Nach drei Niederlagen am Stück wurde das aber auch Zeit für das Team von Coach Torsten Fröhling.
Loose: 2:1. Ich hab als Dortmund-Fan auf Schalke damals gespielt, das wusste da zum Glück keiner.
Heimspiel-Tipp: 0:2

RW Oberhausen - Alemannia Aachen (Sa., 14 Uhr)
Auf den Tag genau vor einem Jahr verfolgten über 3000 Zuschauer das Aufeinandertreffen am Tivoli. Heute unvorstellbar irgendwie. Lang ist's her. Das Match damals endete 1:1. Jetzt steht das 90. Duell beider Mannschaften an. Aachen will das deftige 1:4 gegen Preußen Münster wieder wettmachen. RWO dagegen ist top drauf, verlor nur eines der vergangenen zehn Spiele. „RWO verfügt über eine Regionalliga-erfahrene Truppe mit einer guten körperlichen Präsenz“, sagt Alemannia-Coach Kristoffer Andersen im Vorfeld. „Wenn wir das abrufen, was uns vor dem Münster-Spiel stark gemacht hat, bin ich dennoch zuversichtlich.“
Loose: Oberhausen gewinnt 3:1
Heimspiel-Tipp: 1:1

1. FC Köln U23 - Bor. Mönchengladbach U23 (Sa., 15 Uhr)
"Zu meiner Zeit waren beide immer eine der besseren U23-Mannschaften", sagt Loose. "Gladbach war meistens eine Nummer besser." Und heute? Tja. Da tut sich nicht viel. Beide haben 38 Punkte, Kölns Tordifferenz ist um ein Tor besser. Der 1. FCK ist Achter, Gladbach Neunter. Enges Ding.
Loose: 1:1
Heimspiel-Tipp: 2:2

RW Essen - Fortuna Köln (So., 14 Uhr)
Die schöne DFB-Pokal-Reise von RWE endete am Mittwochabend jäh. 0:3 gegen Kiel, dazu eine harte VAR-Entscheidung. Das sollte aus den Köpfen verschwunden sein, denn nach der ersten Saisonniederlage gegen Düsseldorf sollte RWE jetzt wieder mit den Dreiern weitermachen. Sonst entwischen die Dortmunder den Rot-Weißen noch. Auch Fortuna hat nach dem Mittwochsspiel gegen Wuppertal noch was gutzumachen. Der Zweite empfängt den Dritten. Topspiel, Baby! Mit einem Sieg wäre Köln auf drei Punkte an Essen dran. Geht da noch was? "Über den Aufstieg brauchen wir nun wirklich nicht mehr zu sprechen. Das haben wir abgehakt", will Fortunas Übungsleiter Alexander Ende beim RevierSport nicht mit dem Träumen beginnen.
Loose: 3:1
Heimspiel-Tipp: 4:2