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Regionalliga West

Die Preußen freuen sich mit Siegtorschütze Gerrit Wegkamp (5.v.l.).

"Manndecker" Wegkamp ist der Held im Topspiel gegen Rot-Weiß Essen


Von Christian Lehmann

(13.03.21) "Wenn der aufs Klo geht, dann gehst Du hinterher!" Diesen Spruch kennen wir aus der Kreisliga nur allzu gut. Dass er aber auch in der Regionalliga Anwendung findet, war uns bisher nicht bekannt. Tatsächlich hatte allerdings ausgerechnet Preußen Münsters Gerrit Wegkamp beim traditionstriefenden Topspiel gegen den Titelaspiranten Rot-Weiß Essen eine vergleichbare Sonderaufgabe. Vom Start weg dackelte der Stürmer fortwährend hinter Dennis Grote her, sobald dessen Kollegen mehr oder weniger ratlos versuchten, das Spiel aufzubauen. Der Plan, den Wettringer und Ex-Preußen aus dem Spiel zu nehmen, ging voll auf - mehr noch: Wegkamp war mit seinem Goldenen Tor Sekunden nach der Pause der gefeierte Held.

"Ich musste schon ein bisschen schmunzeln, als ich unter der Woche erklärt bekommen habe, was wir vorhaben", verriet Wegkamp nach der Partie.  "Dennis hatte wenig Aktionen und konnte das Spiel nicht so lenken, wie er es gerne getan hätte. Ich habe versucht, zu verhindern, dass er überhaupt an den Ball kommt." Dass das "Laufwunder" hierfür extrem weite Wege zurücklegen musste, störte ihn nicht. "Ich mag den Kraftraum nicht, dafür gehe ich lieber laufen", erklärte er grinsend.

Dreierkette mit Roshon van Eijma 

Nicht nur mit diesem Kniff, sondern auch mit einer taktischen Umstellung hatte SCP-Coach Sascha Hildmann für eine Überraschung gesorgt. Kapitän Julian Schauerte, der seit Beginn der Corona-Pandemie vor einem Jahr keine Pause bekommen hatte, saß von Beginn an auf der Bank, dafür rückte Roshon van Eijma ins Team. Die Dreierkette mit ihm, Simon Scherder und Marcel Hoffmeier sollte die physisch starke Offensive um RWE-Torjäger Simon Engelmann in Schach halten. Für Joshua Holtby begann im neuen 3-4-3-System überdies Joel Grodowski.

Wild entschlossen und mutig begannen die Preußen, ehe sie schon früh den ersten dicken Kloß schlucken mussten: Bei Jules Schwadorf zwickte der Oberschenkel, es ging nicht mehr weiter. Während er draußen behandelt wurde, hatten die bis dato wirkungslosen Gäste die erste dicke Chance, doch Schulze Niehues parierte dessen Abschluss stark (14.). Für Schwadorf kam Schauerte, Alex Langlitz rückte eine Position weiter nach vorn - nix war's also mit der Belastungssteuerung. 

Langlitz fordert Elfmeter

In der Folge wurde es laut auf dem Platz auf dem Platz - vor allem, als Alex Langlitz nach einer Flanke von Lukas Frenkert in der Box von Kevin Grund niedergestreckt wurde (25.). Da hätte Schiedsrichter Martin Ulankiewicz auch auf den Punkt zeigen können. Dem jedoch wurde das häufige Reklamieren des Rechtsaußen zu bunt, er forderte ihn barsch auf, den Babbel zu halten. Kurz darauf legte ebenfalls Langlitz den Ball von halbrechts am Tor vorbei (27.). Kurz vor der Pause wurden die von Christian Neidhart trainierten Gäste stärker: Cedric Harenbrock setzte den Ball an den Pfosten, um Nachschuss scheiterte Felix Backszat (35.). Kurze Zeit später klärte Schauerte auf der Linie nach Kopfball von Alexander Heber (38.). Auf der Gegenseite war Heber nach Flanke von Grodowski knapp vor Wegkamp am Ball und klärte zur Ecke (39.).

Mit dem Auftritt seiner Elf im ersten Durchgang war Hildmann voll zufrieden, einzig Joel Grodowski bekam in der Halbzeit sein Fett weg. "Ich habe ihn angepfiffen. Das war mir zu wenig und zu leicht, wie er die Bälle verloren hat", erklärte der SCP-Coach nach der Partie. Sollte er öfter machen, denn knapp 30 Sekunden nach Wiederbeginn hatte "Johnny" seinen magischen Moment: Wegkamp, mal wieder ziemlich tief unterwegs für einen Neuner, jagte den Ball auf Verdacht in die Tiefe, Grodowski düpierte Heber und steuerte komplett frei auf RWE-Schnapper Daniel Davari zu. Sein Querpass erreichte wieder Wegkamp, der nachgerückt war und sich die Ecke aussuchen konnte (1:0/46.).

Schon zur Pause hatten die Gäste mit Marcel Platzek einen zusätzlichen Stürmer gebracht, fortan mussten die Münsteraner also gegen die volle RWE-Offensivwucht verteidigen, was das Zeug hielt. Und das zumeist gegen lange Bälle, denn Grote hing noch immer an der Kette von Wegkamp. Außerdem war der zu Spielbeginn noch passable Rasen inzwischen nur noch eine Buckelpiste. Die Gäste mühten sich, scheiterten aber immer wieder an der exzellenten Preußen-Abwehr. Dicke Torchancen gab es erst wieder in der Schlussphase der "Schlacht von Münster", die durch vereinzelte Ultra-Sprechchöre vom Parkplatz zumindest ein bisschen Zuschauer-Flair brachte. 

RWE-Kapitän Marco Kehl-Gomez wäre nach einem Kuddelmuddel im Strafraum beinahe der Ausgleich gelungen, ehe Simon Scherder den Ball kompromisslos wegpfefferte (80.). Ein vermeintliches Handspiel Scherders in der Box sorgte dann noch für Empörung bei den Gästen, denn der Pfiff blieb aus (85.). Auf der Gegenseite lief Langlitz nach einem Bock von Felix Herzenbruch blank auf Davari zu, doch der parierte dessen zentralen Abschluss (86.). In der dreiminütigen Nachspielzeit mussten die Preußen deshalb nochmal mächtig schwitzen, nach einem Zweikampf zwischen van Eijma und Isiah Young fiel der Essener Joker, doch das war zu wenig für einen Strafstoß (90.+2). 

 

SC Preußen Münster - Rot-Weiß Essen     1:0 (0:0)

Tor: 1:0 Wegkamp (46.)

SCP: Schulze Niehues – Hoffmeier, Scherder, van Eijma – Langlitz, Remberg, Daube, Frenkert (73. Heidemann) – Schwadorf (14. Schauerte), Wegkamp, Grodowski (85. Borgmann)

RWE: Davari – Heber, Hahn, Grund (46. Herzenbruch) – Kehl-Gomez, Grote, Backszat, Kefkir – Lewerenz (59. Young), Engelmann, Harenbrock (46. Platzek)

Stimmen zum Spiel

Julian Schauerte: Ich habe in dieser Saison viele Spiele gemacht, auch hier ging es ja erstmal nur um drei Punkte. Wenn wir gegen Homburg verlieren, haben wir auch null Punkte. Wir haben alles reingeschmissen und gefightet ohne Ende. Aufgrund dessen glaube ich, dass der Sieg verdient ist. Wir hatten am Ende ein, zwei Konterchancen. Wir haben uns jetzt erstmal Platz drei erkämpft, wenn wir weitere Spiele gewinnen, gucken wir mal, wo wir landen.

Max Schulze Niehues: Das war ein schönes Spiel für mich mit ein paar Aktionen, in denen ich mich auszeichnen konnte. Lob an die Mannschaft, gerade in der ersten Halbzeit haben wir's Essen vor eine Aufgabe gestellt. Der Matchplan ist genau aufgegangen. Nach der Pause war's dann vor allem wegverteidigen. Gegen den Wind war's super schwer, wir haben aber von der ersten bis zur letzten Minute eine richtig gute Leistung gezeigt. Ich bin stolz auf die Mannschaft, dass wir das so durchgezogen haben.

Gerrit Wegkamp: Das Spiel habe nicht ich entschieden, wir haben heute eine absolut fantastische Teamleistung gezeigt, beginnend hinten. Was Max alles rausgeholt hat, war unfassbar. Das Quäntchen Glück gehört auch dazu. Beim Tor musste ich nur sehen, dass ich den Kasten treffe, da stand ja keiner mehr davor - was auch manchmal schwer genug ist. Wir wissen um Johnnys Qualität. Ich war mir ziemlich sicher, dass er das Laufduell gewinnen wird und bin direkt nachgelaufen. Wir müssen uns vor niemandem verstecken. Nicht vor Essen, nicht vor Dortmund, vor nirgendwem. Egal, wer da diese oder nächste Saison kommt. 

SCP-Trainer Sascha Hildmann: Wir haben Essen heute sehr früh unter Druck gesetzt, wollten ihnen ihre spielerische Stärke nehmen. Wenn Du dich gegen Essen hinten reinstellst, kriegst Du irgendwann ein Gegentor, deshalb haben wir mit der Dreierkette begonnen und viel Druck ausgeübt. Mit dem Pfostenschuss hatten wir ein bisschen Glück, nach dem 1:0 wurd's dann fies. Die langen Bälle zu verteidigen - das war Kampf, Leidenschaft und Intensität pur. Ich glaube, die Zuschauer hätten heute richtig mitgemacht. Ich bin sehr stolz auf die Truppe. Eigentlich wollten wir Schaui mal eine Pause gönnen, weil er 50 Spiele am Stück durchgepfeffert hat. Er hat es hervorragend gemacht - ohne sich warmzumachen. Ich freue mich auch für Dennis Daube, der ein überragendes Spiel abgeliefert hat. Er, Gerrit Wegkamp und Max Schulze-Niehues waren heute sehr, sehr gut. Weil wir Essen in- und auswendig kennen und uns im Vorfeld viel damit beschäftigt haben, war mir klar, dass wir Dennis Grote aus dem Spiel nehmen müssen - weil er einfach das ganze Spiel lenkt. Wir haben uns sehr gut vorbereitet, die Mannschaft wollte das genau so umsetzen.  

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Kreisliga A Münsterland

Pl. MannschaftSp. TorePkt.
1    SV Mauritz 06 26    110:23 71  
2    FC Nordwalde 26    81:22 67  
3    SG Sendenhorst 26    75:22 66  
4    Germ. Hauenhorst 26    79:27 66  
5    VfL Billerbeck 26    76:23 65  

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