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Querpass

Johannes "Pfanne" Steinbach war einer der stärksten Borussen und wird hier für seinen Treffer zum 2:0 gefeiert. Fotos: Lehmann

Borussia kann auch anders


Von Christian Lehmann

(08.06.23) Irgendwie passend, dass die Sportanlage in Rheda-Wiedenbrück, in der sich die SG FA Herringhausen/Eickum und Borussia Münster an Fronleichnam im zweiten Spiel der Aufstiegsrelegation gegenüberstanden, den schönen Namen "TSG-Kampfbahn" trägt. Das nahm Borussias Gegner in der hitzigen Schlussphase der Partie ein wenig zu wörtlich und ging letztlich nur mit neun Mann vom Feld - und das auch noch als Verlierer. Die Borussen hatten in einer in jeglicher Hinsicht aufgeheizten Atmosphäre die Ruhe vor rund 200 Zuschauern bewahrt und buchten dank eines 2:1 (2:0)-Sieges das Ticket fürs "Halbfinale" um die Landesliga. Dort geht es am Sonntag gegen den Hövelhofer SV aus Staffel 13, der den SV Westfalia Huckarde mit 2:0 eliminiert hatte. 

Schon im Vorfeld der Partie in Ostwestfalen war klar: Gegen einen Gegner, der extrem stark im Umschaltspiel und bei Standards ist, würden die Borussen viel Laufbereitschaft und Leidenschaft brauchen. Zu allem Überfluss mussten sie dabei auch noch ohne zwei Stützpfeiler auskommen: In der Defensive war Trainer Henry Hupe zu Umstellungen gezwungen: Neben dem gelb-rotgesperrten Felix Klaphake fehlte nämlich auch Torwart-Titan Philipp Oluts, der durch Björn Bils ersetzt wurde. In der Innenverteidigung begann Jacob Theuringer neben Mathis Schrick. So viel vorab: Die beiden zählten zu Borussias Besten in diesem komplizierten Spiel.

Perfekter Start

Dabei ging es hervorragend los: Mit ihrer ersten gelungenen Offensivaktion gingen die Münsteraner in Führung. Moritz Pauli chippte den Ball auf der linken Seite nach vorn, Eickums Kapitän Tim Spilker verschätzte sich kolossal, sein Münsteraner Pendant Hannes John lupfte ihn maßgenau über Lennart Rottmann hinweg in den Knick (0:1/5.) - ein herrliches Tor! Das schockte Frisch Auf aber nicht nachhaltig, im Gegenteil: Nach einer Borussen-Ecke konterte die Mannschaft von Trainer Ümüt Gözükcü brandgefährlich, Aziz Cakmak schob den Ball freistehend an Bils, aber auch am Tor vorbei (13.). Kurz darauf parierte Bils einen Kopfball von Levin Güzelel bärenstark - Eickum war am Drücker (15.)!

Borussia setzte entgegen der eigenen Spielphilosophie zunehmend auf lange Bälle - und hatte damit Erfolg: Aus dem Nichts tauchte John frei vor dem Kasten auf, doch Rottmann begrub den Ball unter sich (20.). Offenbar hatten sich die Herrinhauser nicht so gut auf die Borussia eingestellt, denn ausgerechnet Kapitän John gewährten sie viel zu viel Freiraum. Der ließ sich immer in die Halbräume vor der Dreierkette des Gegners fallen und war so nie zu greifen. Das 2:0 leitete John mit einem perfekten Zuspiel auf Marko Costa Rocha ein, bekam umgehend den Ball zurück und legte quer zu Johannes Steinbach, der am zweiten Pfosten locker einschob (28.). Bei subtropischen Temperaturen auf dem Kunstrasenplatz kontrollierte die Hupe-Elf nun das Spiel, Eickum wirkte zunehmend verzweifelt und fand kein Mittel mehr, die hervorragend organisierte Defensive der in schwarz gekleideten Münsteraner zu knacken. Kurz vor der Pause hätte Jan-Hendrik Springeneer nach klasse Zuspiel von Moritz Pauli beinahe für die Vorentscheidung gesorgt, doch der Ball trullerte am langen Pfosten vorbei (43.).

Glanztat von Bils

Mit einem fulminanten Weitschuss von Yannick Greitschuss, den Bils mit einer Glanzparade über die Latte lenkte, meldete sich Eickum zurück. Die Gözükcü-Elf hatte zur Pause zweimal gewechselt und die komplette Abwehr umgekrempelt. Doch auch Lukas Möllering und Luca Chapman hatten gegen die Angriffswellen der Borussen ihre Probleme. Jan Springeneer steckte durch zu Cebrail Demir, der aus spitzem Winkel abzog und an Rottmann scheiterte, statt quer auf den eingelaufenen John zu spielen (53.). Die anschließende Ecke landete bei Mats Klosa, der den Ball knapp links am Tor vorbeischob (54.). Auch der nächste Durchbruch von Demir über rechts brachte nicht den gewünschten Erfolg, in höchster Not fuhr Cedric Schüter das Abwehrbein aus (57.). Borussia hätte längst mit 3:0 vorn liegen können.

Und so kam es, wie es kommen musste. Nach einem eigentlich harmlosen Kullerball in die Box wollte Bils das Spielgerät aufnehmen, der quirlige Aziz Cakmak schmiss sich in den Ball und ging schreiend zu Boden. Ob man den pfeifen muss? Man weiß es nicht. Schiedsrichter Niklas Erkeling, der keinen leichten Job hatte, zeigte jedenfalls auf den Punkt. Greitschuss verwandelte und gab nach seinem Treffer Bils einen mit - nun gab's die erste Rudelbildung (1:2/59.). Borussia ließ sich von der Hektik anstecken, beinahe hätte Moritz Pauli danach eine Flanke von Altan Dincdemir ins eigene Tor gelenkt, doch das Leder fiel auf das Tornetz (65.). 

Möllering dreht durch

Die Entlastungsangriffe der Borussen blieben jedoch gefährlich: Costa Rocha tanzte nach Zuspiel von John seinen Gegenspieler aus und jagte das Leder an die Latte (70.). Die dickste Chance zum Ausgleich hatte dann Tugay Dincdemir nach einer Ecke, aus vier Metern kam der Defensivmann völlig freistehend an den Ball, war aber so verdutzt, dass er ihn Bils in die Arme schob (85.).

In der Schlussphase lagen dann die Nerven blank bei Eickum: Altan Dincdemir wurde an der Seitenauslinie gefoult und gab Costa Rocha eine Schelle - Rot (86.)! In der Nachspielzeit sah dann Möllering nach Notbremse gegen Toni Vogt den zweiten Platzverweis (90.+2). Die Sperre des Abwehrspielers dürfte sich wegen seiner anschließenden Gebaren deutlich verlängert haben. Energisch stürmte er auf den Unparteiischen zu und bedrängte diesen, später bezeichnete er ihn unter anderem als "Lappen". Macht man nicht. Borussia war's letztlich völlig Laterne, denn die Reise in Richtung Landesliga geht weiter.

SG FA Herringhausen/Eickum - Borussia Münster     1:2 (0:2)
Borussia:
Bils - Springeneer, Theuringer, Schrick, Pauli - Klosa (80. Pier), Burchardt - Demir (88. Vogt), John, Costa Rocha - Steinbach 
Tore: 0:1 John (5.), 0:2 Steinbach (26.), 1:2 Greitschuss (59./FE)
Rote Karte: Eickums Altan Dincdemir (86./Tätlichkeit)
Rote Karte: Eickums Möllering (90.+2/Notbremse)

Trainerstimmen

Ümüt Gözlükcü (SG FA Herringhausen/Eickum): Die Gegentore kassieren wir total unnötig. Der erste Treffer total vermeidbar. Ich weiß nicht, wieso Tim sich da so verschätzt hat. Vor dem 2:0 waren wir beim Einwurf ein bisschen blauäugig. Wir hatten unsere Torchancen, aber wenn Du die so kläglich vergibst, wird es schwer. Borussia hat die Räume enger gemacht. Das letzte Ding muss Tugay dann machen, das Tor ist leer. Ich bin stolz auf die Mannschaft. Wir gehören nicht in die Landesliga. Ich bin mir auch sicher, dass wir hier nicht den kommenden Aufsteiger gesehen haben. Die anderen Mannschaften sind ganz andere Kaliber. Dass wir dann so viel Frust schieben, kann ich nicht verstehen. Der Schiedsrichter war richtig gut, daran gibt es überhaupt keinen Zweifel. Glückwunsch nach Münster, sie haben verdient gewonnen. Ich bin froh, dass wir jetzt erstmal Sommerpause haben. 

Henry Hupe (Borussia Münster): Phasenweise, gerade in der ersten Halbzeit, war das schon ordentlich. Wir hatten die Spielkontrolle. Für die Zuschauer war's vielleicht nicht so schön, weil die Intensität fehlte. In der zweiten Halbzeit wurden wir ein bisschen faul. Die Aktivität ohne Ball, das Nachschieben hat gefehlt. Wir haben uns aber wieder gefangen. Den Elfmeter darfst Du aus meiner Sicht nicht geben. Was von der anderen Bank kam, dazu will ich nichts sagen. Wir sind froh, dass wir den Sieg mitgenommen haben und dann schauen wir mal, wie es weitergeht. 

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Kreisliga A Münsterland

Pl. MannschaftSp. TorePkt.
1    SV Mauritz 06 25    108:22 68  
2    Germ. Hauenhorst 25    79:25 66  
3    SG Sendenhorst 25    74:21 65  
4    FC Nordwalde 25    79:22 64  
5    VfL Billerbeck 25    70:23 62  

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