Berdings Bock bringt bittere Gewissheit

Von Christian Lehmann

(20.05.16) Der SV Wilmsberg hat sich im Kampf um Platz zwei vorerst an Westfalia Kinderhaus vorbei geschoben und ganz nebenbei Wacker Mecklenbeck mit einem 3:2 (2:2)-Heimsieg zurück in die Kreisliga katapultiert. Einige der letzten zehn Bezirksligajahre hat an der Egelshove Nils Berding geprägt. Ausgerechnet dem routinierten Keeper, der auch in dieser Saison stets zu den Leistungsträgern zählte, unterlief vor dem entscheidenden Treffer zum Sieg der Piggen ein fetter Lapsus.

Dass Jannick Hagedorn gute Freistöße schießen kann, hat sich längst bis nach Münster rumgesprochen. Warum Berding jedoch das harmlose Geschoss, das Wilmsbergs Zehner in der 68. Minute auf den kurzen Pfosten feuerte, durch die Hände flutschen ließ, wird sein Geheimnis bleiben. Über seinen Fauxpas ärgerte sich der Hüne derart, dass er beim Tritt gegen den Pfosten fast das Tor zum Einsturz gebracht hätte.

Hagedorn ätzt und glänzt

Mit ähnlicher Leidenschaft gingen die Mecklenbecker während der gesamten Partie zu Werke. "Wir haben wieder geackert wie die Wahnsinnigen, so wie in der gesamten Rückrunde", lobte Trainer Sven Lewandowski. Und zu Beginn des Spiels schien es zunächst auch so, als könne der Gast wie schon am letzten Wochenende die Stunde null noch weiter herauszögern. Luca Jungfermann nutzte direkt die erste Großchance des Spiels zur 1:0-Führung für die Mecklenbecker. Nachdem Piggen-Schnapper Selwan Abdul-Rahman beim Rauslaufen gezögert hatte, spitzelte der Rechtsaußen den Ball vorbei und lochte ein (10.).

Wilmsberg schüttelte sich und nahm einen Pfostenschuss von Diogo Maia Rego (12.) zum Anlass, jetzt auch mal was fürs Spiel zu tun. Jannick Hagedorn, Herz und Hirn des SVW-Spiels, ließ sich zunächst noch zu verbalen Scharmützeln mit dem Schiedsrichter hinreißen, wollte zweimal einen Elfmeter (27./28.) und wälzte sich dann nach Foul von Martin Große-Scharmann (36.) bühnenreif am Boden. Piggen-Trainer Christof Brüggemann meinte wohl auch ihn, als er nach dem Spiel sagte: "Wir beschäftigen uns zu häufig mit unseren Mitspielern und dem Schiedsrichter, statt mit uns selbst. Das hindert uns daran, Fußball zu spielen." Wie gut für die Piggen, dass sich Hagedorn kurz vor der Pause auf das besann, was er richtig gut kann: Fußball spielen.

Dauerdruck

Hagedorns Ideen sorgten dafür, dass Wacker für fünf Minuten völlig die Ordnung verlor und Großchance um Großchance zuließ. Die erste vergab Matthias Brüggemann noch gegen den stark reagierenden Berding (39.), dann wurschtelten sich Jan Gedenk und Maia Rego irgendwie durch die Box, Letzterer drückte den Ball rein - 1:1 (40.). Doch damit nicht genug: Nach einer Ecke bekam Wacker die Kirsche anschließend nicht aus der Box, Marius Wies' Abschluss konnte die Defensive noch blocken, dann stellte Hagedorn seine vorzügliche Schusstechnik unter Beweis und nagelte den Ball von der Strafraumkante ins Tor (2:1/42.). Zweimal hatte der Ex-Borghorster anschließend das 3:1 auf dem Fuß. Weil er jedoch Zentimeter neben das Tor schoss, eröffnete sich Wacker noch eine Chance, zurück zu kommen.

Und die nutzte der Gast auch prompt. Abdul-Rahman parierte einen Freistoß-Hammer von Chris Abstiens gut, blickte dann aber verdutzt aus der Wäsche, nachdem Tristan Zellner den Ball aus ganz spitzem Winkel irgendwie in die lange Ecke gelogen hatte - der 2:2-Ausgleich (45.+2) war glücklich. Alles andere als das war aus Wacker-Sicht Hagedorns zweiter Streich, für den sich der Mann des Spiels schon fast ein bisschen schämte. Das Freistoßtor zum 3:2 (68.) wurde Berdings Trauma, weil Wacker es anschließend nicht mehr vermochte, nun sicher stehende Piggen in ernsthafte Not zu bringen. 

"Schönes Gegurke"

Und doch nahmen es die Mecklenbecker recht gefasst auf. "Wir hatten in den letzten Wochen ein Motto: Wenn man zwei Schritte zurück macht, geht man drei wieder vor. Wir haben jetzt vielleicht vier Schritte zurück gemacht. Aber wir werden auf jeden Fall wieder kommen", kündigte Lewandowski an.

Sein Gegenüber Brüggemann hofft indes, dass sein Team im Endspiel um Platz zwei am nächsten Wochenende eine bessere Leistung zeigt: "Ich glaube, das war ein schönes Gegurke. Wir waren ein bisschen gehemmt und sind heute der glückliche Sieger. Das ist mir aber auch völlig egal. Wir haben genau das, was wir erreichen wollten, nämlich ein schönes Endspiel gegen Kinderhaus. Egal, wie sie am Sonntag spielen."

SV Wilmsberg - Wacker Mecklenbeck     3:2 (2:2)
0:1 Jungfermann (10.), 1:1 Maia Rego (40.),
2:1 Hagedorn (42.), 2:2 Zellner (45.+2),
3:2 Hagedorn (68.)
Wilmsberg: Abdul-Rahman - S. Wehrmann (77. Dobbe), Baumeister, Langer, A. Wehrmann - N. Ochse, Wies - Gedenk (68. Wesselmann), Hagedorn (90. Hermeling), Maia Rego - M. Brüggemann
Wacker: Berding - Hoffmann, Saerbeck, Stuhldreier, Abstiens - Zellner, Averweg - Jungfermann, Große-Scharmann (82. Schwinning), Heß (69. Kroker) - Wilpsbäumer