Tümlers Grätsche bringt FSV in Not

Von Christian Lehmann

(04.02.24) "Das war eine echte Willensleistung!" Für Weiners Coach Alex Witthake stand die Entstehung des Goldenen Tores beim 1:0 (1:0)-Auswärtssieg im Derby gegen den FSV Ochtrup exemplarisch für das Spiel seines Teams. Die Gäste erwirtschafteten vor rund 250 Zuschauern am Könige und Grafen Sportwerk aus wenig Ballbesitz und wenig Torraumszenen den maximalen Ertrag. Die Hausherren und Neu-Coach Thomas Kottig stehen nun vor einem ganz komplizierten Kellerduell mit ihrer eigenen Reserve.

Es lief die 38. Spielminute, als Gerrit Löcker mit einem perfekt getimten Steckball über mehrere Linien Romano Bradara fand. Dessen Querpass erreichte Mark Stohldreier, der den Ball am herauseilenden FSV-Keeper Engin Shegaj vorbeispitzelte. Tümler wetzte hinterher und grätschte die Kugel mit letzter Kraft über die Linie! Es war die einzige echte Torchance der Weiner im ersten Durchgang, auf der Gegenseite hatte zuvor Markus Weidel nach etwas unsauberer Ablage von Mats Thiemann aus guter Position Lukas Asbrock im Tor der Gäste warmgeschossen (21.). Der Keeper machte wenig später auch gegen Thiemann im Eins-gegen-Eins stark die Tür zu (30.). Kurz vor der Pause war dann Ochtrups Neuner Sakaria Omeirat frei durch, doch sein Schuss wurde im letzten Moment noch geblockt (42.).  

Elfmeter oder nicht?

In Durchgang zwei waren die Gastgeber offensiv dann nicht mehr ganz so zwingend, dennoch war der Ausgleichstreffer drin. Omeirat schloss aus guter Position selbst ab, statt die freistehenden Weidel und Thiemann zu bedienen (70.), wenig später hätte es nach einem Zweikampf zwischen Simon Tümler und Micael Carvalho einen Elfmeter für die Hausherren geben können (72.) - das sah selbst Weiners Coach Alex Witthake so: "Den musst Du geben. Wenn wir da den Elfer bekommen, keinen beschweren." Bernd Möllers traf anschließend nach einem langen Einwurf von Basti Roters per Kopf nur die Latte (75.). In der Nachspielzeit entlud sich bei Ochtrups Omeirat dann der Frust. Zunächst kickte der Stürmer einen Ball weg und sah hierfür die Gelbe Karte, fürs anschließende Meckerns zückte Referee Lukas Buschkotte Gelb-Rot (90.+6). Witthake musste trotzdem bis zum Schlusspfiff zittern, atmete dann aber erleichtert auf.  

"Das ist für uns eine coole Geschichte. Wir haben viel verteidigen und leiden müssen. Ich bin brutal stolz auf die Jungs, wir haben uns heute das Glück heute erarbeitet", meinte der Übungsleiter. "Unsere Entlastungsangriffe sind immer wieder verpufft, Ochtrup stand gut, war sauber im Aufbau und hatte natürlich mehr vom Spiel - aber wir haben uns echt gewehrt. Es gibt halt so Tage, an denen Du so jeden Angriff überstehst. Dass es heute so war, macht uns natürlich glücklich."

FSV-Coach vermisst die Zielstrebigkeit

Kottig hob das Positive bei seinem Team heraus, er hatte allerdings auch noch einiges gesehen, das es zu verbessern gilt. "Moralisch fand ich uns schon gut, wir haben uns nach dem 0:1 kurz geschüttelt und einfach weiter gemacht. Weiner hat ziemlich viel gemauert und war eigentlich nur darauf bedacht, unser Spiel zu zerstören. Wenn wir selbst mit 1:0 in Führung gehen, sehen die kein Land mehr. Aber letztlich ist es völlig egal, wie man die Punkte holt", sagte der Coach.

"Mir fehlte die letzte Galligkeit und der unbedingte Zug zum Tor", so Kottig weiter. "Wir machen immer nochmal einen Schlenker, statt es einfach mal notfalls mit der Pieke zu versuchen. Daran müssen wir arbeiten." Bitter: Neben Omeirat wird am kommenden Wochenende im vereinsinternen Derby gegen die Zweite auch Innenverteidiger Henning Ruhkamp fehlen, der seine fünfte Gelbe Karte sah. Erste und Zweite stehen nun punktgleich im Keller.

FSV Ochtrup - SW Weiner     0:1 (0:1)
Tor: 0:1 Tümler (38.)
Gelb-Rote Karte: Ochtrups Omeirat (90.+6/Meckern)