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Kreisliga A

Dindic: "Ich hätte das Rad nicht umgerissen"


Von Fabian Renger

(19.09.23) Als am Sonntag erstmals das Gerücht die Runde machte, wirkte es wie ein Aprilscherz im September. Vladan Dindic soll als Trainer von Cheruskia Laggenbeck zurückgetreten sein. Zwei Tage später, am Dienstagnachmittag, herrscht Gewissheit: Dindic ist nach dreieinhalb Jahren tatsächlich nicht mehr als Trainer in Laggenbeck tätig. Er hat abgedankt und für sich entschieden, es sein zu lassen. Ihm folgt sein bisheriger Co und Laggenbecks früherer Reserve-Trainer Marc Wichmann. Die Hintergründe des Rücktritts sind irgendwie schwer zu verstehen. 

"Das hatte sich absolut nicht angedeutet", sagt beispielsweise Wichmann. Laggenbecks Seniorenobmann Björn Bosse hat am Sonntagabend, als Dindic ihm seinen Entschluss mitteilte, ebenfalls erst gar nicht glauben konnte, was er da hörte. "Ich hab' ihm gesagt: Schlaf' erstmal eine Nacht drüber", berichtet der Funktionär. Gesagt, getan: Am Montag folgte ein erneutes Gespräch und die Trennung als Ergebnis.

Eine Überraschung für alle

Zunächst einmal wirkt es wie eine Kurzschlussreaktion. Laggenbeck verlor am Sonntag das Derby bei Arminia Ibbenbüren mit 1:4. Zur Halbzeit lag die Cheruskia mit 0:3 hinten. Teile des ersten Abschnitts bezeichnet Dindic als desaströs. Lange war er nicht in der Kabine. Es wurde auch lauter. "Ich habe in der Halbzeit gesagt: Ich erwarte eine Reaktion und dass wir es versuchen, es nochmal gerade zu biegen, sonst überlege ich mir Konsequenzen", erzählt der Ex-Trainer. Nach der kurzen Ansprache setzte er sich auf die Trainerbank, verfolgte die zweite Halbzeit relativ ruhig und teilnahmslos. Ihm fehlten am Sonntag zwölf Leute. Viel Qualität war nicht am Start: Ein Hadi Shehab, ein Lars Büscher, ein Luca Bajorath, ein Sebastian Kuschel, ein Arno Aschebrock. Um nur ein paar zu nennen. Das war aber sicherlich keine Entschuldigung für den Auftritt.

Die personelle Lage ist schon länger eher schlecht als recht und es wird bis zum Winter sicherlich auch nicht rosiger aussehen. Dennoch startete Laggenbeck halbwegs vernünftig in die Saison, holte bisher zehn Zähler. Platz sieben, das Kreispokal-Viertelfinale ist erreicht, neulich gab's das Highlight-Spiel gegen Preußen Münster im Westfalenpokal. In der Vorsaison wurde Laggenbeck Dritter, kam ins Pokal-Halbfinale, dazu überhaupt die Westfalenpokal-Quali. Die Bilanz ist töfte. Wenngleich spielerisch in dieser Saison mitunter Sand im Getriebe war: Da direkt die Flinte ins Korn zu werfen, weil eine Derby-Halbzeit so in die Buche geht? Irgendwie unverständlich.

"Ohne Einsatz und Wille wird es schwer"

"Natürlich mag der ein oder andere sagen: Ja, was hat er denn?", weiß Dindic das. "Man muss versuchen, aus den Leuten, die noch da sind, einen passenden Mix zu finden. Ich glaube aber, dass der ein oder andere vielleicht nicht mehr auf mich hört und ich die, die auf den Platz stehen, vielleicht nicht mehr alle erreiche. Ohne Einsatz und Willen wird es schwer, bis die richtig guten Leute wieder kommen. Ich glaube nicht, dass ich das Rad wieder umgerissen hätte." Während der zweiten Halbzeit reifte in ihm der Entschluss, nach dem Abpfiff ging er in die Kabine und sprach zur Mannschaft. "Sorry, aber es ist Zeit 'Time to say goodbye' zu sagen. Dann habe ich meine Tafel genommen, habe alles Gute gewünscht und bin gegangen", schildert Dindic. 

Es sei ihm merklich schwer gefallen. "Mir hat's extrem Leid getan", berichtet er. Die Mannschaft sei ihm ans Herz gewachsen. Aber es sei jetzt besser so für den Verein und alle Beteiligten. Gleichwohl: "Der eine oder andere muss sich an die Nase fassen und sich fragen, ob er alles aus sich rausgeholt hat." Dindic hat bei manchen Leuten auch ein Fitnesdefizit ausgemacht. Die Trainingsbeteiligung sei auch nicht bei jedem so pralle gewesen. Dennoch streicht der A-Lizenz-Inhaber hervor: "Kein Vorwurf an an einen einzelnen. Wer weiß, vielleicht komme ich auch irgendwann wieder. " Erstmal wird das nicht der Fall sein: Dindic ist nämlich seit Montag zwei Wochen lang im Urlaub auf dem Balkan. 

Wichmann ist "aus allen Wolken gefallen"

Nun ist also Wichmann gefordert. Den Eindruck, dass es einer neuen Ansprache bedürfe, hatte er nicht. "Die Mannschaft ist intakt", betont der neue Cheftrainer. "Ich bin am Sonntag aus allen Wolken gefallen, wir haben super zusammengearbeitet und waren auf einer Wellenlänge." Woran Dindic es letztlich festgemacht habe, wisse er nicht.

Bosse war auch verblüfft. "Wir gehen im Guten auseinander. Er ist auf keinen der Beteiligten unmittelbar böse", sagt der Obmann. "Alle waren überrascht. Mir hat er vorher auch nichts gesagt. So einen Trainer gibt's auch nicht nochmal im Kreis." Der 53-jährige Dindic war auch Jugendtrainer, im Jugendvorstand tätig, half bei der Platzbelegung, er vermittelte Arztbesuche für seine Spieler und tat einiges drumherum für das Team. Bosse: "Eigentlich musste die Mannschaft am Wochenende nur die drei Punkte holen. Ich hoffe, dass Vladan in der Jugend weitermacht, er ist ein guter Mann für ganz Cheruskia Laggenbeck und es wäre schade, wenn er uns ganz abhanden kommt. Nach seinem Urlaub trinken wir auf jeden fall 'ne Pulle Bier und gehen mit einem Handshake auseinander."

Wichmann wird das Traineramt unterdessen mindestens bis zum Sommer "und nicht nur für sechs Wochen" (Bosse) ausüben. "Matze" Osterbrink bleibt selbstverständlich im Betreuerstab, Ralph Rotter kümmert sich künftig als Sportlicher Leiter um das Drumherum im Hintergrund.  Ein richtiger Co-Trainer wird noch gesucht. "Damit sind wir gut aufgestellt. Marc ist ja eingefleischter Cherusker", findet Bosse. Wichmann schaut voraus: "Es gilt erstmal, die kurzfristigen Probleme zu bewältigen, um mehr Quantität in den Kader zu kriegen." Eventuell sollen neben Jan-Luca Burghardt noch weitere A-Jugendliche mobilisiert werden. Abwarten. Sein Debüt feiert er am Sonntag gegen Dreierwalde.



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