Knies vor Borussia Münsters Ochsentour nach Meinerzhagen

Von Christian Lehmann

(13.06.23) In Fußball-Münster und speziell an der Grevingstraße brodelt es nach der Bekanntgabe des Spieltermins für Borussia Münsters "Endspiel" um den Landesliga-Aufstieg gegen Fortuna Freudenberg. Die Partie wurde für Donnerstagabend (15. Juni) um 19.30 Uhr im Stadion an der Oststraße, der Spielstätte des RSV Meinerzhagen, angesetzt. Für die Borussen bedeutet das eine absolute Ochsentour. Zwei Stunden reine Fahrtzeit spuckt der Routenplaner aus. Berücksichtigt man die gewohnten Stau-Probleme rund um das Kamener Kreuz und die A45 bei Lüdenscheid, dürfte es speziell an einem Werktag deutlich länger dauern. Der Gegner aus Freudenberg dagegen ist in weniger als einer halben Stunde am Spielort. Ist das fair?

Nein, findet Jochen Klosa. Er hat in Abstimmung mit dem 1. Vorsitzenden Mortimer Behrendt und den übrigen KollegInnen aus Borussias Vorstand am Montag Einspruch gegen die aus Münsteraner Sicht äußerst unglückliche Ansetzung der Partie eingelegt. "Für uns ist das eine Vollkatastrophe, das hat nicht ansatzweise etwas mit Fairplay zu tun", sagt er. "Wenn wir überhaupt einen Bus organisiert bekommen, müssen wir um 14, 15 Uhr los, um rechtzeitig da zu sein. Die Jungs müssen Urlaub nehmen und sind nachts zwischen 2 Uhr und 3 Uhr zuhause. Wir sind immer noch im Amateurbereich, das ist der blanke Wahnsinn!" (Update, 13.40 Uhr: Inzwischen hat sich Spielleiter Friedhelm Spey mit Klosa in Verbindung gesetzt und eine Verlegung der Anstoßzeit auf 20 Uhr vorgeschlagen. Klosa hierzu: "Das macht den Braten auch nicht fett. Wir können nicht ansatzweise von einem neutralen Spielort sprechen.")

Spey: "Wenn jemand aufsteigen will, muss er dort hinfahren"

Friedhelm Spey, der für die Aufstiegsrunde zuständige Spielleiter des FLVW, gab auf Nachfrage der Westfälischen Nachrichten an, keinen anderen Spielort für die sportlich so wichtige Partie gefunden zu haben. In Hagen-Hohenlimburg etwa, das geografisch ideal gelegen und ursprünglich als Spielort angedacht war, saniere die Kommune derzeit den Kunstrasenplatz. "Ich weiß, dass der Spielort nicht glücklich ist, aber wenn jemand aufsteigen will, muss er dort hinfahren", sagte der Funktionär gegenüber den Kollegen. Ein Satz, der in der Domstadt mindestens für Kopfschütteln sorgt. 

"Ich bin Student, für mich ist das kein Problem", sagt Borussias Trainer Henry Hupe. Dem Großteil seiner Spieler geht es aber nicht so, sie versuchen seit Montag fieberhaft, ihre Arbeitgeber zu umgarnen, um für das womöglich wichtigste Fußballspiel ihres Lebens frei zu bekommen. "Ich verstehe nicht, wie man so ein Spiel so ansetzen kann. Wir haben ein Jahr lang hart gearbeitet und uns dieses Highlight-Spiel verdient. Und dann sowas...", ärgert sich Hupe. 

Freudenberg will nicht verlegen

Gerne hätten die Borussen die Partie auf Sonntag (18. Juni) verlegt, um den Anfahrtsstress zumindest etwas abzufedern und möglichen Absagen beruflich verhinderter Spieler vorzubeugen. Und natürlich, um nach den Strapazen der vergangenen zwei Wochen zu regenerieren. Theoretisch wäre eine Verlegung möglich gewesen, doch der Gegner winkte direkt direkt ab, will unbedingt am Donnerstag spielen. Freudenberg kann sich rechtlich auf den Rahmenterminkalender des FLVW berufen, in dem der 15. Juni als letztmögliches Datum für Entscheidungsspiele aufgeführt ist - fragt sich nur, warum im Vorfeld des Aufstiegs-Endspiels beide Termine angegeben wurden. Via Facebook hat sich bei uns auch Fortuna Freudenberg zum Streit geäußert: "Es ist allgemein ein brutaler Aufwand, den viele Teams bringen mussten. Wir hatten bis Waltrop zwei Stunden Anreise und bis Neheim ebenfalls", schreibt der Verein.

Allerdings mussten die Freudenberger in der Aufstiegsrunde erst zweimal spielen und gewannen deutlich, während Borussia dreimal die letzten Reserven anzapfen musste. Jochen Klosa merkt überdies an, dass Freudenberg Ende April bereits in der Liga in Meinerzhagen gespielt hat und die Anlage kennt. Darüber hinaus dürfte der Gegner wegen der kürzeren Anfahrt vor allem in Sachen Zuschauer-Zuspruch Pluspunkte haben. Hupe hofft trotzdem auf reichlich Unterstützung für sein Team: "Für jeden ist es schwer, diese Fahrt auf sich zu nehmen. Wir freuen uns aber über jeden, der mitkommt."

Update, 13.40 Uhr: Der Streit um die Austragung des Entscheidungsspiels hat die Kollegen von Fupa dazu veranlasst, einen Liveticker zu erstellen. Hier heißt es, dass Spielleiter Spey die Angelegenheit an das Präsidium des FLVW weiter gegeben hätte. Am Dienstagmorgen wurde demnach zwischenzeitlich Hagen als neuer Spielort gehandelt. Nach Intervention von Fortuna Freudenberg sei der Kompromissvorschlag nun aber vom Tisch. Präsident Manfred Schnieders hat für heute eine endgültige Entscheidung angekündigt.