Komplizierte Begegnung mit der Vergangenheit

Von Mario Witthake

(09.11.16) Bis auf Eric Sabe, Maximilian Brüwer und Daniel von der Ley stehen im aktuellen Kader des 1. FC Gievenbeck ausnahmslos Spieler, die Stephan Zurfähr mindestens für eine Saison unter seinen Fittichen hatte. Der junge Trainer, der gemeinsam mit Benni Heeke die U23 beim FCG groß gemacht hat, erwartet nun als Coach des BSV Roxel ein emotionales Duell in der Westfalenliga. Die pure Fußballromantik? Mitnichten: Zurfähr beschäftigen derzeit mehr denn je die unfassbaren personellen Probleme in Roxel.

"Ich würde gerne diese emotionale Schiene fahren", sagt Zurfähr, "aber als Trainer in Roxel muss ich einfach sagen, dass wir eine sehr heikle Situation zu überstehen haben. Wenn man immer dachte, dass es nicht mehr schlimmer werden kann, dann wurde es noch schlimmer." Im Klartext: Mehr als die Hälfte des Roxeler Saisonstart-Kaders fehlt am Sonntag gegen Gievenbeck. Die bittere 1:7-Klatsche in Delbrück war zudem die dritte Niederlage in Folge. Besserung? Nicht in Sicht.
Abseits des Münsteraner Derbys an der Tilbecker Straße reist der TuS Hiltrup zur SpVgg Vreden. Da ist einiges geboten, an diesem 14. Spieltag.

SpVgg Vreden - TuS Hiltrup     (Sonntag, 14.30 Uhr)
Die Fast-Holländer aus Vreden werden vom ehemaligen Abwehrrecken des SC Münster 08 trainiert, namentlich Marcus Feldkamp. Eine gute Idee hatten sie in Vreden damit, die Fußballakademie des FC Schüttorf anzuzapfen. Takahiro Tanio hat den Sprung geschafft und füllt in dieser bisherigen Saison die Rolle des Shootingstars aus - sieben Tore hat der Japaner erzielt. Der beste Fußballer im Kader der Spielvereinigung ist wohl Nils Temme, der allerdings fast die komplette Rückrunde 2015/16 verletzt war und bis dato auch nur sieben Spiele bestritten hat. Darüber hinaus haben etliche Preußen-Jugendspieler den Weg nach Vreden gefunden. Einer davon, Romario Wiesweg, hat bisher alle 13 Partien über 90 Minuten bestritten. Sportlich ging's nach furiosem Start rapide bergab. Am achten Spieltag war Vreden noch Tabellenführer, jetzt hinkt man punktgleich mit Hiltrup dem Aufsteiger aus Haltern hinterher - fünf Punkte beträgt der Abstand bereits.
Hiltrup kommt als Gast mit Selbstvertrauen. Beim jüngsten 5:1-Heimsieg war Viktoria Heiden allerdings kein echter Gradmesser.
Heimspiel-Tipp: Vreden kann sich vom tollen Start bald nichts mehr kaufen - Hiltrup nimmt alle Punkte mit und gewinnt 3:1.

BSV Roxel - 1. FC Gievenbeck     (Sonntag, 14.30 Uhr)
Als wäre die Personaldecke in Roxel nicht schon dünn genug, da bekommt Martin "Schulz" Lambert wegen eines Fluchs, der gar nicht an den Schiedsrichter adressiert war, kurz vor Abpfiff der Demontage in Delbrück die glatt Rote Karte. Zwei Spiele Sperre sind veranschlagt. Auch Tobias Brand muss letztmals gesperrt pausieren, zudem hat Jannis Schliesing ein dickes Knie aus Delbrück mitgebracht. Trainieren konnte der Bruder des ebenfalls verletzten Till Schliesing nicht. Das Torwartproblem in Roxel muss man erstmal verkraften. Damian Hallas, vor der Saison mindestens als Torwarttrainer eingeplant, mit Ex-Coach Winkler in Hiltrup. Hendrik Gausling steht aus privaten Gründen nicht zur Verfügung. Daniel Neuhaus hat sich erstmals in seiner Laufbahn verletzt und Leon Friedrich kann als Tischler im Schichtdienst kaum trainieren. Da muss eben Simon Tegeler herhalten. Zurfähr: "Er sah in Delbrück bei der einen oder anderen Situation nicht gut aus, aber man muss auch mal lobend erwähnen, dass er sich der Situation überhaupt erst stellt!"
Es ist ja nicht so, als hätten sie in Gievenbeck keine personellen Probleme gehabt. Unter der Woche gab es aber einen echten Lichtblick. Tristan Niemann hat endlich mal wieder voll durchtrainiert und könnte im Kader stehen. FCG-Trainer Benni Heeke telefoniert mindestens einmal die Woche mit Zurfähr und findet es merkwürdig, dass der gegnerische Trainer "meine Mannschaft zu einhundert Prozent kennt." In der Vorbereitung auf das Spiel gebe es aber keine Unterschiede im Vergleich zu Partien gegen Hiltrup, Preußen oder Vreden. "Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns punktgleich begegnen. Wir sind schlechter, sie besser als erwartet gestartet."
Heimspiel-Tipp: Gievenbeck kennt natürlich kein Mitleid mit dem Nachbarn. Beim 2:0-Sieg des FCG haben die Kleeblätter wenig zu bestellen.