Der nächste Tecklenburger am Teekotten
von Fabian Renger
(30.12.20) Wir haben erst einmal unseren alten Diercke Weltatlas entstaubt und die Lupe angesetzt. Liegt der Teekotten, die Heimat von Borussia Emsdetten, neuerdings im Tecklenburger Land?
Könnte man fast meinen. Der Bevergerner Steffen Molitor klettert bekanntlich gemeinsam mit seinem Assistenten Alexander Meß die klubinterne Karriereleiter hoch - ab der neuen Saison betreuen die beiden aktuellen Reserve-Coaches die Erste des Vereins. Dann wurde mit Holger Althaus ein weiterer Mann aus dem Fußballkreis Tecklenburg als Molitor-Nachfolger in der Reserve vorgestellt. Und jetzt das hier: Florian Lürwer wird Molitors zweiter Co-Trainer. Potzblitz!
Erfolgstrainer bei der ISV
Der 37-Jährige dürfte den meisten noch von seiner Zeit als Cheftrainer der Ibbenbürener Spvg bekannt sein. Er war Vorgänger vom derzeitigen Übungsleiter Heiko Becker. Bis 2018 trainierte er fünf Jahre die ISV, brachte sie 2016 in die Bezirksliga. Vorher war er A-Jugend-Coach des Clubs, er spielte dort als Stürmer. Als Aktiver erzielte er zudem Hütten für den SV Dickenberg (bis zur Bezirksliga) und den 1. FC Gievenbeck (damals Landesliga). Lürwers Laufbahn als Aktiver endete früh wegen nerviger Muskelfaserrisse. In den vergangenen beiden Jahren wurde er zweimal Zweiter als Cheftrainer des Osnabrücker Kreisligisten BW Merzen. Im vorigen Sommer war dort Schluss. Er wollte eine Pause einlegen.
"Eine mehr als gute Nachricht", sagt Molitor. "Das ist natürlich eine top Besetzung. Wir drei werden gut zusammen harmonieren." Lürwer wiederum ist auch happy: "Ich war zehn Jahre Cheftrainer, jetzt mal als Co-Trainer zu arbeiten - der Gedanke gefällt mir ganz gut." Bereits vor der Anfrage aus Merzen war für ihn sowieso eigentlich klar: Am liebsten wollte er in den höherklassigen Bereich und dort als Co-Trainer tätig werden. "Mit Steffen passte es jetzt perfekt. Er ist ein absoluter Fachmann. Und Borussia hat eine Mannschaft mit viel Niveau", schwärmt Lürwer. Die Borussen umgarnten ihn aber auch. Nach seiner ISV-Zeit boten sie ihm einen Posten als Jugendtrainer an. Das kam für ihn nicht infrage. "Damals habe ich gesagt: Wenn ihr einen Co-Trainer für die Erste sucht, könnt ihr euch nochmal melden", erzählt Lürwer lachend. Demenz hat noch nicht Einzug gehalten am Teekotten: Man erinnerte sich an den Inhaber der Elite-Jugend-Lizenz. Molitor und er kennen sich aus ihrer jeweiligen Zeit als A-Jugend-Coach.
Das Trainerteam steht. Der Kader - naja. Aber es wird. Vier teils namhafte Abgänge sind bekannt. Niklas Melzer wird Spielertrainer in Horstmar, Jan Kortevoß verlässt die Borussen (noch) mit unbekanntem Ziel - für Molitor war beides nicht wirklich überraschend. Dass David Schmitz aus beruflichen Gründen künftig beim Ortsnachbarn Fortuna Emsdetten gegen die Murmel tritt, war ebenfalls abzusehen. Einzig mit dem Weggang von Keeper Nils Wiedenhöft (nach Mesum) rechnete Molitor nicht unbedingt. "Klar ist das schon eine Mammutaufgabe, solche Leute zu ersetzen", sagt er schließlich.
Untätig war er aber nicht. Denn der Nachfolger von Wiedenhöft ist bekannt. Lukas Schröder wird in der neuen Spielzeit Borussen-Schnapper. Der 28-Jährige ist seit diesem Kalenderjahr Keeper bei Fortuna Emsdetten und war dort die unangefochtene Nummer Eins. Alle acht Spiele absolvierte er in der laufenden Saison. Vorher gehörte er fünf Jahre dem SV Wilmsberg an. Er gilt als Leitwolf und will sich jetzt nochmal höher beweisen. "Es ging darum, die Erfahrung anzuheben", will Molitor die Verpflichtung nicht als Entscheidung gegen seine aktuellen Tormänner verstanden wissen. Niclas Kock wird gemeinsam das Torwartduo der ersten Mannschaft bilden. Jan-Hendrik Lührmann wird - wenn er im Verein bleibt - maximal in der Reserve zwischen den Pfosten stehen.
Aus dem restlichen Kader liegen indes bereits einige Zusagen vor. Kai Deradjat, Nick Wedi, Kevin Torka, Moritz Uphoff, Andreas Heckmann, Merlin Heinz und Christian Bußmann bleiben beispielsweise auch unter Molitor Borussen. Aus der Zwoten rückt Dominik Tiekötter hoch. "Das Gerüst ist schon ordentlich", sagt Molitor. Nur die Ligazugehörigkeit ist noch lange nicht geklärt. Die Borussen sind Vorletzter, das rettende Ufer andererseits auch nur drei Zähler entfernt. Der baldige Übungsleiter vertraut Noch-Chefcoach Roland Westers und den Seinen voll und ganz, dass sie die Klasse halten. Molitor: "Ich gehe absolut nicht davon aus, dass es die Truppe nicht packt. Da mache ich mir ehrlich gesagt überhaupt keine Gedanken. Die Qualität hat man ja erst im Vorjahr gesehen."