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Landesliga 2

Spartas Deckung in höchster Alarmbereitschaft - wenn Warendorfs Kevin Wiedeler anrückte war für die Münsteraner immer Gefahr in Verzug. Foto: Teipel

Kipp der tragische Held des Spiels


Von Andreas Teipel

(03.12.18) Es war in den Gesichtern aller Spieler abzulesen: Die Jungs waren fertig. Nach 60 Minuten Power-Handball hatten die Spieler der Warendorfer SU gerade noch genug Luft in den Lungen, um den 29:28 (16:17)-Sieg über Tabellenführer Sparta Münster einmal gründlich durchzufeiern. Den Gästen aus Münster aber war kaum noch zuzutrauen, dass sie wenigstens die Geburtstagskerze auf einem Yes-Torti hätten auspusten können. Völlig platt und noch um ein Vielfaches enttäuschter hatte der Aufsteiger im zehnten Saisonspiel der Bezirksliga seine erste Niederlage kassiert.

Aber nicht nur das Spiel lief auf Hochtouren. Auch auf der Tribüne machten rund 350 Zuschauer mehr und mehr Rabatz, denn auch die Münsteraner hatten ihren Fan-Tross nebst Pauken und Trommeln mitgebracht. Schwer zu sagen, wer hier die Wertung anführte. Als Warendorf am Ende aber der Sieg kaum noch zu nehmen war, da stand die WSU-Gemeinde auf und klatschte das "Warendorf unser". Großartig. Und ein Lohn für jeden, der sich die Mühe gemacht hatte, live vor Ort zu sein.

Besonders bitter war die Niederlage für Sparta nicht nur wegen des einen Treffers Unterschied am Ende. Vielmehr war im ersten Durchgang das Temperament, mit der Sparta den Warendorfern Knoten in die Beine spiele, den Aufsteigern selbst zum Verhängnis geworden. Überpacen nennt man das wohl. Doch bis es soweit war, begeisterte Sparta mit seinem Tempo-Handball alle Anwesenden. Denn was Münster an körperlicher Große fehlen mag, das macht es durch Speed und Raffinesse wett. Vor allem Max Kipp, der tragische Held des Abends, trieb seine Nebenleute voran, setzte sie geschickt ein und war die Triebfeder für eine 8:12 und 11:14-Führung. Auch in der Deckung ging Sparta richtig zur Sache. Kipp war allerdings auch hier bis in den Haardutt motiviert. In der 20. Minute kassierte er seine bereits zweite Zeitstrafe. Sein Trainer Nils Overkamp reagierte, nahm ihn raus, damit er auf der Bank abkühlte und einer Roten Karte entging. Das war eine entscheidende Zäsur im Spiel.

Spartas Größter, Lukas Westermeier, fand mit seinen Schüssen aus dem Rückraum selten Gelegenheit zum Torschuss. Foto: Teipel

Wiedelers magische Anziehungskraft

Es war förmlich zu spüren, wie der "Denkmuskel" der Spartaner zu machte. Plötzlich ratterten die Hirne: Bloß die schöne Führung mit in die Kabine nehmen. Der Gedanken- ging einher auch mit einem Tempowechsel. Warendorf witterte die kippende Atomsphäre, und die gesamte WSU-Abwehr - allen voran "aggressiv leader" Jan  Linnebank - arbeitete sich nun ins Spiel, ließ die abflachenden Angriffe Spartas mehr und mehr versanden. Vor allem der wuchtige Körper von Kevin Wiedeler schien eine magische Anziehungskraft auf die Münsteraner zu haben, die immer wieder versuchten, sich an ihm vorbei oder in ihn hineinzutanken, um womöglich durch Fouls einen Vorteil zu ergattern. Tatsächlich aber half es Warendorf, sich zu festigen.

Und fast wäre der WSU auch noch der Ausgleich vor der Pause zum 1/:17 gelungen. Spartas Schlussmann zeigte nicht nur in dieser letzten Szene seine Klasse und wehrte den Schluss von Michael Bilitewski ab. Nun aber war Warendorf drin im Spiel. Es war beeindruckend, wie sich vor allem die Deckung immer weiter harmonisierte und pushte. "Wir haben und tatsächlich Minute für Minute gesteigert", hatte WSU-Trainer Stefan Hamsen zum Spielbeginn noch kein so gutes Gefühl. Doch nun war Spartas Thythmus gestört. Es entwickelte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit vielen technischen Fehlern, welches sich dann in der Schlussviertelstunde drehte. Nach einer Viertelstunde in der zweiten Halbzeit setzte sich Warendorf erstmal mit drei Toren von den Gegnern ab. Das reichte, um Sparta auf Abstand zu halten.

Zuschauer machen das Spiel zum Erlebnis

Und jetzt wachte auch die Halle vollends auf. Kaum eine Schiedsrichterentscheidung blieb kommentiert - bejubelt auf der einen, bebuht auf der anderen Seite. Die Trommeln kesselten und ich selbst hatte das Vergnügen den Kommentaren der selbsternannten "Warendorfer Ultras" zu lauschen. Herrlich! Kurz: Die Gemüter kochten - ohne dass es deshalb unsportlich auf dem Spielfeld zuging. Aber die Leidenschaftt hatte inzwischen alle gepackt. Und das letzte Wort der Partie hatte Max Kiopp - wie gesagt: der tragische Held dieses tollen Spiels. Noch wenige Sekunden waren auf der Uhr, Sparta ware im Angriff und Kopp übernahm die schwere Bürde desjenigen, der den letzten Schuss wagt. Er ging vorbei. Kipp konnte es nicht fassen. Warendorf hingegen schon, denn nun startete der Jubel-Reigen und Heimspiel-online ging auf Stimmenfang.

"Bei uns ging vorne einfach die Luft raus", beschrieb Kipp, nachdem er sich etwas beruhigt hatte, "und wir haben keinen Druck mehr auf die Abwehr bekommen." Sicher auch ein Lernprozess, den die junge Sparta-Mannschaft durchlaufen muss, schließlich ist aus alten Oberliga-Zeiten des Vereins niemand mehr an Bord. "Ja, wir haben im zweiten Durchgang auch zu viel über die Mitte versucht, das war eigentlich nicht unser Plan", hatte Sparta-Trainer Nils Overkamp sich mit der Schlusssirene scheinbar in Luft aufgelöst. Auch er musste erst einen Moment für sich haben. Wer will es ihm nach so einem Spiel verdenken. Für Warendorfs erfahrenen Coach Stefan Hamsen bedeutete dieser Sieg zugleich die Rückkehr in die Tabellenspitze: "Jetzt ist im Titelkampf wieder alles offen." Und beide Teams stecken zurecht mitten drin.

Tore für Warendorf: Schemann (10), Wiedeler (5), Nitsche 5/1), Ahlke (3), Baggeroer (2), Bilitewski (2/1), Linnenbank (2)

Tore für Sparta: Kurooka (6), Priemel (4), Grütters (4), Rosenthal (3), Heyer (3/3), Kipp (2), Barth (2), Hinteresch (1), Junker (1), Westermeier (1)

Das ist Blasphemie, das ist Wahnsinn!!! Wahnsinn? DAS IST ... Warendorf? Nee, Sparta! Oder doch nicht? Hm, am Sonntag spielen beide Teams wie verrückt. Foto: Teipel

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