Irgendwie den Flunken noch hingehalten

Von Malte Greshake

(28.02.23) "Eigentlich können wir froh sein, dass ich verletzt bin. Sonst hätte ich mich wahrscheinlich in der Schlussphase selbst eingewechselt", sagte Ahmed Ibrahim nach dem irren Sieg am vergangenen Wochenende. Durch einen ganz späten Treffer hatte die DJK Rödder nämlich mit 4:3 gewonnen. Der Torschütze: Frederick "Freddy" Kellerhaus. Warum das außergewöhnlich ist? Weil Kellerhaus schon seit längerem verletzungsbedingt kein Teil mehr des DJK-Kaders ist. Stattdessen hilft der 31-Jährige als Co-Trainer und Betreuer aus. Einfach überall, wo er gebraucht wird.

An diesem Spieltag wurde Kellerhaus eben als Einwechselspieler auf der Bank benötigt - und sorgte nach seiner Einwechslung in der Schlussphase dafür, dass sich Rödder im Abstiegskampf ein wenig Luft verschaffte. Mit uns hat er über seinen Kurzeinsatz gesprochen und erklärt, was er seinem Chefcoach Ahmed Ibrahim voraus hat.

Freddy, berichte uns noch einmal aus deiner Sicht, wie sich die Szene kurz vor Schluss zugetragen hat.
Kellerhaus: Also. Wir haben in der 90. Minute noch einmal einen Eckball bekommen. Dann habe ich gesehen, dass der Ball wohl am Fünfmeterraum runterkommt. Ich habe irgendwie meinen Flunken noch hingehalten und dann ist der Ball zum Glück reingegangen. Grundsätzlich habe ich schon einen Plan, wo ich bei einer Ecke hinlaufe. Aber reingewurschtelt nennt man das wohl...

Wie kam es überhaupt dazu, dass du gespielt hast? Du stehst ja normalerweise nicht mehr im Kader bei euch. 
Kellerhaus: Eigentlich kann ich gar nicht mehr spielen, weil ich Arthrose in meiner Hüfte habe. Seit rund eineinhalb Jahren bin ich mittlerweile schon raus. Ich wusste halt, dass wir an diesem Wochenende wenig Leute sind. Krankheitsbedingt sind einige ausgefallen, auch ein Corona-Fall war dabei. Da habe ich mich dann angeboten. In dieser Saison war das auch erst mein zweiter Einsatz. Einmal bin ich in dieser Saison für fünf Minuten reingekommen und jetzt zum Schluss gegen Buldern. Und zehn Minuten hält meine Hüfte dann auch noch durch. Auch wenn ich die nach dem Spiel tatsächlich ein wenig merke. Das hält sich aber noch in Grenzen.

Gegen welche Mannschaft war der fünfminütige Einsatz? Die Statistik verrät uns das nicht.  
Kellerhaus: Als wir gegen den SuS Olfen gespielt haben, bin ich eingewechselt worden. Da lagen wir allerdings mit 1:7 zurück (lacht). Da hätte mich der Coach also schon eher einwechseln müssen!

Warst du in deiner "aktiven" Zeit schon als Stürmer unterwegs?
Kellerhaus: Nee! (lacht) Kurz bevor ich aufgehört habe, war ich Innenverteidiger. In den Jahren davor habe ich auch schon als Zehner und Sechser gespielt. Mit der Zeit bin ich also immer weiter nach hinten gewandert. Wie das so ist, wenn man älter wird. Bei unserem Training heute Abend gehe ich tatsächlich sogar als Schnapper ins Tor. Aber mehr als einmal kann ich in der Woche auch nicht mehr trainieren. 

Dein Coach Ahmed Ibrahim hat ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert. Er sagt, du seist Betreuer, Co-Trainer UND Maskottchen. Was stimmt denn nun genau?
Kellerhaus: (lacht) Das passt eigentlich alles. Ich habe mein ganzes Leben in Rödder gespielt. So schnell kommt man dann nicht von der Mannschaft weg. Gleichzeitig habe ich auch immer ein Ohr für den Ahmed, wenn er mal wieder etwas los werden muss. Dann ruft er mich an und wir quatschen ein bisschen.

Achtung, hier kommt noch etwas: Ibrahim hat auch gesagt, dass wenn er rückwärts läuft, immer noch schneller rennt als du. Willst du das kommentieren?
Kellerhaus: (lacht) Das kann wohl sein. Aber: Bei einem Eckball musst du gar nicht schnell laufen können. Da musst du einfach nur richtig stehen. Deswegen ist mir das vollkommen egal. Und im Gegensatz zu ihm habe ich ja jetzt schon ein Saisontor...

Können wir denn noch auf weitere Einsätze und späte Siegtore von dir in dieser Saison hoffen?
Kellerhaus: Als fünfter Einwechselspieler biete ich mich gerne an. Wenn es hart auf hart kommt bin ich da und helfe der Mannschaft.

Nur als Goalgetter?
Kellerhaus: Da, wo der Trainer mich aufstellt!

Jetzt am Wochenende trefft ihr auf Spitzenreiter SW Holtwick. Aussichtslos oder ist da auch etwas drin?
Kellerhaus: Generell können wir gegen jede Mannschaft der Liga etwas holen. Wir wissen aber natürlich auch, wie granatenschwer das gegen Holtwick wird. Da werden wir eine Menge Glück und einen richtig guten Tag benötigen. Aber wir haben eben auch - vor allem in der Offensive und im spielerischen Bereich - unsere Stärken. Zudem haben wir einen richtig guten Zusammenhalt in der Truppe. Da stellt sich keiner vor die Mannschaft. 

Und auf welchem Platz landet ihr am Ende der Saison?
Kellerhaus: Auf keinem Abstiegsplatz, das ist das wichtigste! In der Tabelle sind wir ja bisher der Führende von den Abstiegskandidaten. Das darf auch gerne so bleiben.