Nacar - im Guten wie im Schlechten

(17.02.18) Neun Tore zum Wiederbeginn? Kann man so machen. Im Duell zweier Spielphilosophien gewann der Säbel gegen das Florett - oder übersetzt: Die Zweikampfstärke und Galligkeit der arbeitenden Matellia aus Metelen hatte gegenüber der verspielten und hübsch anzuschauenden Reserve des FC Eintracht Rheine den Hut auf. Mit 5:4 (2:2) schickten die Jungs aus der Vechtegemeinde den FCE nach Hause. Trotzdem biss sich Spielertrainer Bertino Nacar am Ende in den Allerwertesten, trotz einer famosen Leistung.

Grund dafür war sein Platzverweis, den er - gelinde gesagt - für überzogen hielt. "Jetzt habe ich alles gesehen", sagte er am Spielfeldrand, sichtlich um Fassung bemüht. Was war geschehen? Nacar hatte die Kugel aus dem Seitenaus geholt, auf die Linie gelegt und einen Mitspieler zum Ausführen des Einwurfs beordert. Da die Nachspielzeit angebrochen war und Metelen mit 5:4 vorne lag, wertete Schiedsrichter Andre Deelen dies als Zeitspiel. Nach einem im ersten Durchgang geforderten Elfer, was mit Gelb quittiert wurde, folgte die Ampelkarte (90.+1). Eine strenge Entscheidung Deelens, der über die gesamte Spieldauer mal so gar keinen Bock auf Unsportlichkeiten hatte und diese konsequent farbig untermalte.

Nacar in Galaform

Bitter für den Spielercoach, dass er nun ausgerechnet im Derby bei Arminia Ochtrup fehlen wird. Er hatte sich gegen den FCE in einer blendenden Verfassung gezeigt, drei Treffer selbst erzielt (3., 45., 75.), das 3:2 durch den fleißigen und nimmermüden Adrias Zenuni (60.) vorgelegt und den von Lennart van De Velde verwandelten Strafstoß herausgeholt (71.).

Am Ausgang des Matches ordentlich zu nagen hatte auch Johann Benner. Der FCE-Coach hatte sich notgedrungen selbst zwischen die Pfosten gestellt, hatte aber bei vier von fünf Gegentoren nicht wirklich eine Abwehrchance. "So einen Auftakt habe ich nicht erwartet, sondern eher mit drei Punkten gerechnet. Dafür haben wir aber zu luftig verteidigt." Nach dem 2:3 ging die Ordnung in seiner Truppe vollends flöten, wenngleich das Spiel nach vorne phasenweise sehr ansehnlich war.

Flotter Kaltstart

Sechs Minuten waren gespielt, da stand es bereits 1:1. Nacar vollstreckte aus abseitsverdächtiger Position auf Zuspiel Zenunis (3.). Nach einem Metelener Eckstoß schwärmte der FCE aus, Philip Niemeyer bediente Julian Kuchen, der umgehend ausglich (6.). Danach hatte Rheine mehr vom Spiel, Nacar aber die beste Möglichkeit. Doch sein Versuch wurde in höchster Not noch abgeblockt. In der 39. Minute kehrten sich bei den Gästen die Vorzeichen um: Kuchens Ecke köpfte Niemeyer in die Maschen (39.). Paradoxerweise verströmte die Führung keine Sicherheit, Matellia zündete Stufe zwei: Steffen Krabbe bediente Nacar, der sich von Jens van Wackeren nicht weiter stören ließ und trocken rechts unten vollendete (45.).

Eintracht tat sich schwer, durch die dichten Reihen schwarzer Trikots zu flutschen. Deren Träger machten das Spiel umso flotter, sobald sie das Spielgerät erobert hatten. Krabbes Kracher entschärfte Benner (59.), gegen die zweite Welle hatte er allerdings kein Gegenmittel - Zenuni stellte auf 3:2 (60.). Spätestens jetzt waren Frontantriebe auf beiden Seiten auf Betriebstemperatur. Will heißen: Die Angriffsreihen griffen, die Verteidiger auch - aber ins Leere.

Tag der offenen Tür

Hendrik Pliet rutschte durch, war an Keeper Sven Tolksdorf bereits vorbei, doch die Masse an Abwehrleuten machte ein 3:3 zunichte (66.). Dann war Kuchen durch, aber Tolksdorf parierte (67.). Andere Seite: Nacar hielt dem robusten Einsatz eines Verteidigers stand, versuchte sich an einem Lupfer, doch Benner hatte den Braten gerochen. Zur Verwunderung vieler zeigte Deelen dann auf den Punkt. Er hatte beim Rempler im Sechzehner Vorteil laufen lassen. Van de Velde zielte nach rechts unten, Benner hatte es geahnt, kam aber nicht dran (71.).

Mittlerweile war der Sicherheitsgurt arretiert. Kuchen besorgte in der löchrigen Verteidigung nach Pass von Fabian Willers das 3:4 (74.). Wenige Sekunden und einen Angriff später eroberte Linksverteidiger Sebastian Feldhues die Kugel, marschierte los und bediente Nacar, der per Schlenzer auf 5:3 stellte (75.). Weiter im Text. Eugen Schäfers abgefälschten Pass in die Tiefe verlängerte Willers zu Pliet, erneut den Anschluss wieder herstellte (80.).

Hektik prägte die Schlussphase. Da Daniel Ernsting und Kollegen ihre Konter nicht ins Ziel brachten, war es bis zur letzten Sekunde spannend. Und um ein Haar wäre es dann sogar passiert: Sebastian Hilbers hatte die dicke Ausgleichschance auf dem Schlappen, doch er verzog (90.+3). „Die Fehler in der Abwehr dürfen so nicht passieren, keine Frage. Aber das wissen die Jungs auch selbst. Es kann ganz blöd laufen, dass man nach einem überragenden Spiel nicht mit drei Punkte dasteht. Ich denke, am Ende des Tages haben wir den Sieg verdient“, fasste Nacar seine Eindrücke zusammen. Dem musste sich Benner anschließen: "Metelen hat sich die drei Punkte erarbeitet. Die werden wir uns nächste Woche gegen Emsdetten wiederholen."

Matellia Metelen - Eintracht Rheine II     5:4 (2:2)
1:0 Nacar (3.), 1:1 Kuchen (6.),
1:2 Niemeyer (39.), 2:2 Nacar (45.),
3:2 Zenuni (60.), 4:2 L. van De Velde (71./FE),
4:3 Kuchen (74.), 5:3 Nacar (75.),
5:4 Pliet (80.)
Gelb-Rot: Nacar (90.+1/Metelen, Zeitspiel)