Der Hochgelobte geht

Von Christian Lehmann

(01.02.24) "Ich möchte mich bei Thorsten für seine akribische Arbeit bedanken. Er hat sich immer vorbildlich verhalten und enorm viel Zeit in die Trainings- und Spielvorbereitung gesteckt. Die Kommunikation war hervorragend." Jan Kappelhoff, sportlicher Leiter beim FSV Ochtrup, singt ein Loblied auf Thorsten Weis, den Trainer seiner zweiten Mannschaft. Seit seinem Amtsantritt im vergangenen Sommer hat sich der Coach bei den Töpferstädtern einen guten Namen gemacht, steht nach 14 Spielen punktgleich mit der eigenen Ersten auf einem Nichtabstiegsplatz. Dennoch trennen sich die Wege am Saisonende, wie Verein und Trainer nun bestätigten. 

"Am Saisonende ist leider Schluss", bestätigt Weis, der am Mittwochabend die Mannschaft informierte, gegenüber Heimspiel-Online. "Ich habe mir das auch ein bisschen anders vorgestellt. Es lief eigentlich sehr gut - bis zu dem Moment, in dem es bei uns in der Ersten drunter und drüber ging... Die Zweite wird es in dieser Form in der nächsten Saison wohl nicht mehr geben", so der Übungsleiter. "Ich das extrem schade, denn die Truppe ist super und hat sich prächtig entwickelt. Unser Ziel ist es nach wie vor, die Liga zu halten. Was dann passiert, ist nicht mehr meine Aufgabe."

"Das ist nicht mein Anspruch"

Hintergrund: Nach der nicht ganz geräuschlosen Trennung von Trainer Nelson da Costa steht zur neuen Saison ein Umbruch bei der ersten Mannschaft an - Henning Ruhkamp etwa zieht es zum SV Burgsteinfurt, Markus Weidel wechselt zu Borussia Emsdetten - darüber hinaus fehlt den Verantwortlichen noch die eine oder andere Zusage aus dem aktuellen Kader. In der Rückrunde betreut zunächst Thomas Kottig die Ochtruper, im Sommer soll dann der aktuelle U19-Coach Sven Bahns übernehmen. Er will das Team in den kommenden Jahren verjüngen - allerdings besteht der Großteil seines aktuellen Teams aus Spielern des Jungjahrgangs. In der kommenden Saison rücken also nicht ganz so viele Talente aus der eigenen Jugend in den Seniorenbereich auf. Der Verein wird also auch auf die Reserve angewiesen sein, um den Kader adäquat zu besetzen. Ob es dann noch für zwei Kreisliga A-Teams reicht, ist fraglich.

"Wir hatten am Sonntag ein internes Gespräch mit den Mannschaften, danach haben Frank Bajorath, Martin Duesmann und ich die Köpfe zusammen gesteckt. Es ist leider noch nicht wirklich klar, wie es mit der Zweiten weitergeht", räumt Kappelhoff ein. Er bestätigt, dass auch für den Fall des sportlichen Klassenerhalts ein harter Cut und ein freiwilliger Rückzug in die B-Liga im Raum steht. Und das, stellt Weis klar, möchte er sich nicht antun: "Das ist mit 57 Jahren nicht mehr mein Anspruch." Gerne, gesteht der Coach, hätte er selbst das Traineramt bei der Ersten übernommen. Für die Idee, in einem Gespann mit Bahns zu arbeiten, konnte er sich allerdings letztlich nicht erwärmen.

Kein böses Blut

Kappelhoff kann die Entscheidung des Übungsleiters nachvollziehen, "weil Thorsten mit seinen Qualifikationen zu gut für die Kreisliga B ist." Wenn der Kader der Ersten final steht, wolle man das weitere Vorgehen besprechen. Bis dahin genießt Weis sein volles Vertrauen: "Ich weiß, dass er in der Rückrunde nochmal alles gibt, um den sportlichen Nichtabstieg zu erreichen. Es gibt überhaupt kein böses Blut. Ich kann mich nur lobend über Thorsten äußern", sagt Kappelhoff.

Auf sein aktuelles Team lässt Weis indes ebenfalls nichts kommen. Der Truppe attestiert er einen richtig guten Charakter: "Die Mannschaft kommt fast ausschließlich über den Kampf - aber da steht einer für den anderen ein. Was man damit bewirken kann, haben unsere tollen Spiele gegen Metelen oder Fortuna gezeigt." Gerne würde er auch in Zukunft wieder als Trainer arbeiten - wenn die Perspektive stimmt: "Ich bin Trainer aus Leidenschaft, habe mich aber nicht um eine neue Aufgabe bemüht, weil ich eigentlich vorhatte, in Ochtrup weiterzumachen. Ganz so alt bin ich ja noch nicht. Ich weiß nicht, ob noch eine Anfrage kommt. Wenn nicht, ist das auch okay - dann mache ich mal für ein Jahr Pause."