Seine Spieler sollen mitdenken

Von Fabian Renger

(19.01.24) "Über meine Karriere muss man gar nicht sprechen." Benjamin Kepp lacht. Wir können es ihm aber nicht ersparen, gleich auch über seine Künste am Ball zu reden. Schließlich werden wir mit Kepp ab der neuen Saison öfter zu tun haben. Er übernimmt die Erste von SW Lienen, wird dort Nachfolger von Lars Falke. Seit Ende November ist das bekannt. Und für alle die, die sich gefragt haben, wer zum Geier Benjamin Kepp ist, haben wir uns halt mal etwas näher mit ihm befasst.

"Ich kann wohl kicken", sagt Kepp im Rückspiegel. Können wir nicht beurteilen. Das ist nämlich schon etwas länger her. Kepp ist heute 44 Jahre jung, mit 30 hörte er mit dem regelmäßigen Kicken auf. Mit 32 gab er mal ein kurzes Comeback. Als Fußballer ausgebildet wurde er bei Preußen Lengerich, später zockte er bei Cheruskia Laggenbeck. Im Mittelfeld war er zuhause - als Sechser oder Achter. Holding Six der Frühzeit? "Ich durfte mich auch vorne einschalten, ich musste nicht holden", erwidert Kepp.  Sascha Klumpe, Sebastian Kuschel, selbst ein junger Daniel Hintze: In Laggenbecks aktuellem Kader laufen noch heute einige alte Teamkollegen herum. Auch Cheruskias derzeitiger Cheftrainer Marc Wichmann spielte einst mit Kepp. Wir werden den bei Gelegenheit mal fragen, ob Kepp früher ein Leistungsträger war.

Zehn Jahre Jugendtrainer in Lienen

Der zog jedenfalls irgendwann nach Lienen und schlug die Trainerlaufbahn ein. Bis zum Sommer 2023 war er zehn Jahre lang in Lienens Jugend tätig. Von der E- bis zur A-Jugend hat er alle Jahrgänge durch. Das ist von Vorteil, wenn er im Sommer die Erste übernimmt. SW Lienens Truppe ist ja eine, in der es nicht gerade von externen wimmelt, die vielleich mal höher gespielt haben. Ganz im Gegenteil. "Ich kenne viele schon seit etlichen Jahren", fiel die Vorstellungsrunde für Kepp entsprechend kurz aus.

Leon Narendorf oder Kevin Vahrenhorst beispielsweise sind ja eigentlich noch A-Jugendliche. Sie wurde vorzeitig hochgezogen. Beide hörten bereits auf Kepps Kommandos. Selbiges gilt für Leute wie Julian Staat, Louis Klippenstein, René Rübartsch oder Maik Diekamp, die im Sommer frisch aus der U19 hochkamen. "Ich kenne auch viele ältere über Jahre", erzählt Kepp. Das hilft offensichtlich auch in der Kaderplanung. "Ich habe schon mit allen gesprochen. Mit Abgängen ist nicht groß zu rechnen. Es ist keiner dabei, der aktuell Abwanderungsgedanken hegt."

"Ich stehe zu meinem Wort"

Kepp selbst hat die B-Lizenz und würde - Stand jetzt zumindest - eine Art Alleinunterhalter. Die Suche nach einem Co-Trainer läuft noch. Betreuer Roman Bethge ist aber am Start. Das ist wichtig. Und bevor wir uns weiter um Kepp kümmern, haken wir eine weitere Frage ab. "Ich komme auf jeden Fall: Ob A- oder B-Liga, da stehe ich zu meinem Wort", stellt der baldige Cheftrainer klar. Wir müssen das natürlich fragen. SWL ist derzeit Drittletzter und noch drin in der Abstiegsverlosung. Dass die Truppe die Klasse hält, "da gehen wir mal stark von aus, da habe ich keinen Zweifel", betont der Falke-Nachfolger. (na gut, was sollte er auch sonst sagen? :-D)

Bei den Heimspielen sei er eigentlich auch immer am Platz. Er weiß also, was auf ihn zukommt. Und er weiß auch, was anfangs in dieser Saison fehlte. Falke sei "häufig zum Löcherstopfen verdammt" gewesen, erinnert Kepp an die vielen Ausfälle zu Saisonbeginn. Trotzdem seien gute Partien dabei rausgekommen. "Man sieht, dass die Truppe lebt, dass die Jungs mitziehen und Lars eine gute Arbeit macht." Er selbst verspricht uns jedenfalls attraktiven Fußball. "Ich will vor allem mitspielen. Ich will nicht hinten drin stehen, mauern und den Bus parken. Wir wollen schon begeistern und den Zuschauern auch mit Offensivfußball was bieten", so der Coach, der eine gewisse Variabilität von seinen Kickern einfordert. "Ich will Spieler haben, die mitdenken, die wissen müssen, was auf welcher Position gefordert ist und die entsprechend agieren."