Schlautmann dient als positives Beispiel

von Fabian Renger

(22.11.23) Das Jahr 2023 war für Kevin Schlautmann aus sportlicher Hinsicht kein besonders berauschendes. Erst war das Kreuzband kaputt, jetzt die Schulter. Sonderlich oft konnte Stella Bevergern nicht auf die Dienste des 25-Jährigen bauen. Aber: Er sorgte trotzdem für viele Schlagzeilen. Abseits des Platzes. Erst berichteten wir im Januar darüber, dass Schlautmann sich den FLVW-Fairplay-Preis für den September 2022 geschnappt hatte. Und nun kommt's noch besser: Er wurde sogar FLVW-Jahressieger der Saison 2022/23. Dafür gab es eine Urkunde mit dem schönen Titel "Gewinner der Fairplay-Geste der Saison 2022/23 - Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen". Naja: Und noch ein bisschen mehr...

Der Rückblick: Was war passiert?

Am 5. August 2022 spielt Stella Bevergern im Kreispokal gegen den SC VelpeSüd. Erste Runde. Beim Stand von 0:0 (Endstand 5:2 für Stella) wird Schlautmann freigespielt.  In seinem Rücken ist Velpes  Helge Przijbijlski unterwegs. Schlautmann löst sich von ihm, gewinnt den Zweikampf, geht alleine aufs Tor, bis er einen Schrei von Przijbijlski im Rücken hört. Schlautmann macht einen Schulterblick und sieht, wie der Velper da auf dem Boden liegt. Der Bevergerner bricht ab und spielt den Ball ins Seitenaus. Fairness statt sicheres Tor. Er würde es in so einer Situation immer wieder tun, sagte Schlautmann damals. "Es hat sich falsch angefühlt, weiter zu spielen." Eine ehrenhafte Einstellung - keine Frage.

Erst der Monatssieg - jetzt der Jahreserfolg

Zunächst bekam Schlautmann den Preis für September-Sieg überreicht. Schon damals gab es schicke Preise. Am vorigen Sonntag wurde Schlautmann am Bevergerner Sportplatz wieder mit Prämien überschüttet. Vier Bazooka-Tore á jeweils rund 140 Euro, zehn Adidas-Bälle sowie zwei Gutscheine für ein DFB-Länderspiel: Da lässt sich der FLVW nicht lumpen. Bälle und Tore gehen an die Mannschaft bzw. den Verein, die Tickets nimmt Schlautmann natürlich selbst an sich. Auch wenn Länderspiele aktuell eher ein Trost...lassen wir das.

Das sagen die Beteiligten

Im Verein ist man natürlich stolz. "Wir haben überwiegend leider viele schlechte Beispiele. Im Profifußball ist einigen nicht bewusst, dass 30 Kameras auf sie gerichtet sind, wenn sie nachtreten oder Schwalben schinden. Ich finde es daher gut, dass wir auf dieser unteren Ebene diese Aktion so haben. Wir haben viele Kinder hier am Platz und ich hoffe, dass sie das mitkriegen und auch weiterleben", sagte Stellas Vereinsvorsitzender Sebastian Lipski. 

Auch Tecklenburgs Kreisvorsitzender Lars Finke freute sich natürlich darüber, dass ein Spieler aus dem Kreis diesen Preis abstaubte. Eine Premiere übrigens. "Man hört immer viel Negatives und davon, dass Schiedsrichter angegangen werden. Man muss aber auch mal das Positive sehen, das sieht man leider Gottes viel zu selten", strich Finke hervor. Schlautmann selbst blieb bescheiden. Als Vorbild sehe er sich eigentlich nicht, aber: "Ich finde es gut, dass es solche Aktionen gibt. Wenn das publik gemacht wird, ist es ja auch nicht schlecht. Das hat ja nur Vorteile, andere Leute können sich das vielleicht abgucken."

Lipski selbst saß damals übrigens beim Pokalmatch als Ersatztorwart auf der Bank. "Das Tor war sicher", erinnert er sich. "Innerhalb vom Bruchteil einer Sekunde so zu entscheiden, die Aktion abzubrechen und aufs sichere Tor zu verzichten, das finde ich bemerkenswert." Wohl wahr.